Sonntag, 28. Oktober 2007
Arvika-Festival 2003 (S)
Arvika 2003

Seit Roxette mit ihrem Evergreen „She’s got the look“ irgendwann in den späten 90’gern meine Begeisterung für Schwedische Popmusik geweckt hatten, war mein Wunsch nach einem längeren Aufenthalt im hohen Norden vorhanden. Trotz Zeitweiser Ablenkung durch Norwegische Rock-Chicks, welche sich ständig in Deutschland auf- und mich vom Reisen abhielten und etwas abgeschreckt durch schmerzhaft saftige Alkoholpreise konnte mich Dorit durch konstantes Wiederholen diverser Begebenheiten, vorzeigen älterer Fotodokumentation und Versicherns „ da wirst selbst du einen Mann finden“ mit sofortigem „ ähm, so meinte ich das jetzt nicht“ überzeugen mit ihr zusammen für 8 Tage gen Schweden zu reisen.

Gut - Tyskarna Fran Lund spielten eine nicht unbedeutende Rolle dabei. Da ich ihren Auftritt im April zur Hälfte verpasst hatte – noch mal die drohende Faust gen Taxizentrale Göteborg- war die Gelegenheit nun gegeben, selbst zu sehen wofür ich eigentlich meine Kreativität und Freizeit einsetze. Die vier Süßen spielten als erste Band des mehrtägigen Festivals und die Möglichkeit für eine ausgedehnte „Fan-Besprechung“ hinterher schien gegeben. Und nicht zu vergessen BJÖRK! Meine Heldin! Live! Am selben Tag! Als dann noch Projekt Pitchfork als Last-Minute-Bucher dazu kamen, war es undenkbar noch nein zu sagen... zu Dorit. (dafür zu meinen Eltern und dem Familienurlaub)

Und so besorgte ich für uns preisgünstige Bustickets, Doro buchte uns bei ihren Freunden Olle und Camilla ein, diverse Gästelisten wurden bevölkert und schon war es Sonntag und das Chaos hielt Einzug.

German Attack

Nachdem Doro und ich aus Leipzig mittels Mitfahrzentrale in Berlin angekommen waren, ging es direkt zu ihr damit sie ihre Taschen packt und dann weiter in meine Wohnung. Es waren dann auch nur 9 einzelne Teile mit mind. Ausmaßen eines Kopfkissens und mind. Gewicht eines Smarts. Natürlich konnten wir nicht direkt zu mir fahren, sondern erst mal mit Ersatzverkehr, Umsteigen und Treppen steigen bis zur Erschöpfung Richtung „Friedrich Straße“ um dort noch eine Terminsache zu erledigen.

Jetzt wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in den Osten Berlins, ja diesmal sind auch alle Rollstuhlfahrer unterwegs, damit man auch jedes Mal die grad so hineinbeförderten Taschen dreimal umpacken muss, es ist auch erst 23:00 Uhr, da kann ich ja mal endlich anfangen mit Gedanken zu machen, was bei mir noch so mit muss... Ehrlich gesagt, ich hatte keinen Bock mehr... nicht mal der Blick auf mein Björkposter noch Gemeinschaftsmusik half da weiter.

Gegen 01:00 Uhr waren meine beiden (!) Taschen verschlossen, das Zelt und der Schlafsack lagen oben drauf und wir fielen sofort ins Koma...

Montag 07.07.03

03:00 Uhr

Aufstehen... irgendwie hat das auch geklappt.

03:40 zwei übermüdete Gestalten, ausgestattet mit Gepäck für eine Gruppenreise zum Nordpol sind auf dem Weg auf einen Campingplatz in Schweden. Die Strecke bis zur ersten Haltestelle, die man sonst in 3 min bewältigt, dauert diesmal 5 mal so lang. Mit dem letzten Aufschrei der Verzweiflung, einem mittlerweile geübten Werfens drei Beutel gleichzeitig über die linke Schulter während die rechte Hand den wieder mal umgestürzten Rolli geschickt aufrichtet und durchgedrücktem Rücken, damit auch ja nicht die mühsam verstaute Schlafunterlage aus dem Rucksack fällt, erreichen wir die erste Bahn des Morgens noch bevor sie die Türen schließen kann. Unsere Laune ist nah dem Gefrierpunkt....

Unter Null geht sie dann, als wir nach Umsteigen in die S-bahn und den RE- denn zwischen Zoo und Charlottenburg wird gebaut- FÜR IMMER- den Weg zum Nahverkehrs-Bus suchen der uns zum richtigen Bus gen Norden bringen soll. Jeder unnötige Schritt wird verflucht, jeder Frühaufsteher ohne Orientierungssinn böse beschimpft ... bis wir am ICC sind, hält uns nur das Gepäck vom töten ab.

Dorit war nun für die Auswahl der Sitze zuständig, ich für das ordnungsgemäße verstauen der Wohnungseinrichtung. Während sie also mit ihren 1,78m und der schon im Tierreich wirkungsvollen Warnfarben-Kombination Rot/Schwarz die hintere Reihe im Bus verteidigte, stieß ich mich wiederholt, weil’s so schön ist, den Kopf und hievte einen Koffer nach dem anderen in den verdreckten Busstauraum. Aber lieber das als mich mit anderen um einen Sitz zu streiten. 20 min freuten wir uns anschließend über die gute Platzwahl und die Entfernung zum Kleinkind, das natürlich auch wieder auf Reisen war. Kurz vor Abfahrt stieg noch eins zu und das war dann unseres, saß zwischen Doro und mir und bestätigte die Pisa-Studie überdeutlich... vielleicht war es auch müde... was interessiert mich der Grund, es nervte einfach mit slow-motion Fragen „ warum... ist... da... ein.. ääähm.... Mama, warum... ?“ Da half nur eines: schlafen. Die Bus/Fähre/Bus- wieso sind wir in Kopenhagen?/Fähre-Fahrt dauerte 13 Stunden. 10 davon haben wir zumindest so getan als würden wir schlafen, nur damit uns das Kind nicht anspricht. Nicht einmal mein Versuch es mit Jugend-Literatur kalt zu stellen, funktionierte... es war noch zu jung um Donald Duck zu lesen, die Bilder waren in 3 min durchgeblättert und ich ab da sein bester Freund.
Göteborg Bahnhof: die Deutschen verstehen das System der Gepäckwagen nicht, lassen 10 Kronen einfach mal liegen, dann erleuchtet doch noch die Erkenntnis der Physik das Hirn „Ach DAS meinen die mit der Zeichnung!“ Auf der Suche nach Silikon-Ohrstöpseln, dem absoluten MUSS bei Campingausflügen gingen weitere zwei Stunden ins schwedische Land. Gegen 21:00 fuhr Olle mit seinem Kleinwagen vor und mit einigem Zweifel und Koffer-Tetris spielen, nahmen wir unser Quartier für die nächsten 48 Stunden in Beschlag.

In Schweden gibt es keine Synchronsprecher fürs Fernsehen, dafür kann hier wohl jeder sehr gut Englisch. Alle Comedy-Shows, die ich aus meinen raren Fernsehstunden daheim kannte, laufen hier im Original mit Untertiteln. Sprachreise total! Gut das ich diese Sendungen meist schon dreimal gesehen hatte... soviel zu meinen raren TV-Stunden. ;)

Der nächste Tag bringt einige Ausflüge in Göteborgische Einkaufszentren - immer noch keine Silikon-ohrstöpsel- und ein italienisches Essen mit einem Christian am Abend, Dorit erkundet allein das Stadtzentrum und verpasst die Fähre zurück nur um einige Minuten- also wie immer vom Glück verfolgt. Als Doro dann kurz vorm „dunkel werden“ die nie verschlossene Tür zu Camillas Wohnung öffnet, liege ich bereits im Halbschlaf. Hätte ich gewusst, was mich die kommenden Tage erwarten würde, ich hätte das Sofa mehr genossen.

Mittwoch 09.07.

Wir werden zu dem Ort chauffiert, an dem Olle-Naturkind aufgewachsen ist. Mitten in einer Hügelkette, nahe einem See, dichter Wald drum rum... Katzen werden hier mal locker 20 Jahre alt
und hier packen wir die Taschen, Zelte, Beutel und Koffer in ein zweites Auto um. Ich werde jedes Mal geschickter- oder der Kofferraum größer? Egal... viel Zeit haben wir nicht... haben wir eigentlich schon ... aber Doro drängt alle 20 min zum Aufbruch weil wir sonst keinen Platz mehr auf dem Zeltplatz bekommen würden. Das bereits Niklas & Co sich seit gestern auf eben diesem aufhalten und für die Reservierung unserer Zeltstellplätze abkommandiert wurden, interessiert sie nur am Rande. Trust no one!

Nach dreistündiger Autofahrt sind wir fast da. Auf einer feucht-matschigen Wiese wird das Gefährt abgestellt und der halbe Kram ausgeladen. Alles können wir nicht mitnehmen, denn jetzt liegt ein 2 km Fußmarsch mit leichtem Anstieg vor uns.

Mir vergeht mal wieder die Lust am Leben und ich versuche bildlich darzustellen, wenn ich als Packesel auf die Welt hätte kommen sollen dann würde ich ja wohl auch so aussehen. Clevere schwedische Autobesitzer haben derweil vier Buchstaben an ihre Kleinbusse geklebt und fahren stetig etwas reichere Festivalbesucher samt Gepäck direkt bis vor den Haupteingang. Wir sind reicher und fahren mit. Keine Frage! Nun das nächste Problem. Ich habe ein Ticket und bin ein normaler Festivalbesucher. Dorit hat kein Ticket und sie braucht eine Auskunft und Wegbeschreibung zum PC-Gästelisten-Zelt. Denn wie sollte es auch anders sein, Gästeliste und Haupteingang – das sind zwei Dinge die in Schweden nicht an einem Ort existieren können.

Was ist jetzt wichtiger, Platz besetzen oder Bändchen holen? Wir teilen uns auf: Backpacker-Milk nimmt die Zelte und sucht Niklas. Guest -Doro bleibt bei den Taschen, lässt sich im Minutentakt auf ihre Haarpracht ansprechen und wartet auf meine Rückkehr.

Sobald ich das Gelände betrete, überholen mich zwei lustige Oberkörper-Freie Herren mit einem echten toten Fisch an der Leine, der eine rote Blutspur am Boden hinterlässt. Ich gehe trotzdem weiter.

Am Treffpunkt angekommen fällt mein erster Blick auf ein Schlammloch, direkt zwischen den noch freien Flächen für unsere Behausungen... ist das jetzt ihr Ernst? 15 cm vom Hauptweg zu den „baier-meyer“ (Dixi) und den Wasch-Schweintrögen, auf einem lehmigen, grashalmigen Stückchen schwedischen Mutterboden soll ich jetzt alles abstellen und 4 Nächte schlafen? Es ist ihr Ernst und es ist ihnen egal denn die Jungs sind bereits gut abgefüllt. Das sie schon seit 24 Stunden vor Ort sind, sehe ich auch an diversen Abfällen und Bierdosen, die als bunte Flecken durch den Matsch schimmern. Über uns zieht sich eine Stromleitung durch den Wald. Ich will wieder einmal sofort nach Hause.

Doch als „nicht-Mädchen-seier“ reiße ich mich zusammen und die Zelttaschen auf. Mit Hilfe von Niklas zwei Jahre jüngeren Neffen bin ich innerhalb einer halben Stunde fertig und mit der Bitte, nicht in die Plastikfolien zu fallen oder sie durch diverse Dinge zu verschönern, lasse ich die schwedische Bierliga hinter mir um Doro auf ihrem Weg begleiten zu können.

Nach einer dreiviertel Stunde die mit diversen Verwünschungen gen Organisation begleitet werden, stehen wir in der kleinen Schlange am PC-Zelt. Es klappt überraschend reibungslos und wir können direkt wieder die 5 Km zurück schlurfen. Alle 10 min schlage ich die Hacken zusammen und murmle: zu Hause ist immer am schönsten. Hilft ja doch nichts....

Wir suchen nun noch eine halbe Stunde das gerade bei MC-D befindliche Auto von Olle und packen dann die restlichen Taschen, Beutel, Koffer und Rucksäcke aus. Diesmal müssen wir etwas länger auf die Taxi-Busse warten was dazu führt, dass Doro auf dem einzigen Gulli innerhalb 5qm ihr Handy fallen lässt und der Akku gen Abwassersystem saust. Man hätte auch drüber lachen können... uns ist allerdings nicht wirklich danach.

Zurück bei den Zelten, die nur leichte Spuren von Vandalismus und zunehmenden Alkoholkonsums tragen, wird ausgepackt und dann in einem Zug jegliches Getränk geleert was sich finden lässt und mind. 15 % hat. Nach einer Weile werde ich merklich toleranter dem Schlamm gegenüber. Ich möchte hier noch einen wichtigen Hinweis mitteilen: Sollte auf einem schwedischen Campingplatz inmitten einer angetrunkenen Menge ein stoffbespannter Klappstuhl unbeachtet herumstehen, dann hat das einen Grund und man sollte sich nicht hinsetzen. Ich warte schon voller Ungeduld auf Olle’s Foto, wie ich eingeklemmt in den Alustangen versuche, mein Glas Wermut hochzuhalten. Doro ergeht es wenig später nicht besser, als Niklas ihr samt Rotwein in die Arme sinkt. Zeit das Gelände auszukundschaften.

Den Plastebechern und Pappschalen folgend, gelangen wir zu den Essensständen, die wirklich sehr abwechslungsreich und preisgünstig sind. Nach einer Stärkung mit leckerem Asia-Food und Pizza, begutachten wir die Sanitären Zumutungen. Gasmasken, wir haben mal wieder die Gasmasken vergessen... Selbst hier wird jedoch in regelmäßigen Abständen an Doros Haaren gezupft und um Auskunft über die Beschaffenheit gebeten. So kommen wir mit Ilva und ihren Freunden ins Gespräch und nach der Frage: welche Band? Die gemeinschaftliche Aussage : Tyskarna Fran Lund auf beiden Seiten erfolgt, beschließt man die kommenden Stunden zusammen zu verbringen.

Wir werden auf der entgegengesetzten Seite des Geländes zum Abhängen eingeladen, es gibt Bier, eigenartige Päckchen mit Pflanzenteilen die allerdings legal zu sein scheinen und welche man sich irgendwo in den Mund klemmen soll und es gibt Musik. Natürlich gibt es Musik. Jeder Arvika-Besucher der etwas auf sich hält hat Musik dabei. Seit unserer Ankunft trägt man an uns seine jeweilige Lieblingslieder vorbei, seit Stunden habe ich keinen einzigen Song vollständig zu hören bekommen nur einen ständigen Klangbrei aus aktuellem Popschnulzen, klassischen Opernstücken, Beatles, Best of Sting, HipHop, Nsync, Heavy Metal, Josh Winks „Laugh song“, Spice Girls, schwedischen Volksliedern, Björk, deutschem EBM ect. pp. und endlos so weiter... So etwas hab ich bis her noch nicht erlebt. Wünschen tu ich das jedenfalls keinem.

Hier am Zelt haben sie den vermissten Gothicrock dabei. Neben Manson und NIN findet sich direkt eine Korn-CD an und diese wird mit großem Beifall betanzt. An diesem Abend heiraten Dorit und ein anwesender Jetzt-in-Oslo-wohnender Schwede namens Ricard. Warum? Egal oder? Sie tun es einfach, ich hab eh einen Ring gefunden und bin als Einziger in der Lage den Verheiratungsspruch aufzusagen.... in guten wie in schlechten,... in Reichtum und Armut... Eine gute Weile später mahne ich zum Aufbruch, mir ist kalt und der folgende Tag wird sicher anstrengend. Irgendwann kann ich mich auch durchsetzen.
Hinweis: Das frischgebackene Ehepaar verbringt die Hochzeitsnacht in getrennten Zelten. Ich meine, hey war doch nur Spaß!

Ich drehe mir die Aushilfsohrstöpsel in die Gehörgänge,- ich würde viel für Silikonhörschutz geben- vernehme den immer noch vorbeigetragenen Soundmix etwas gedämpfter, geht schon irgendwie... und wache nachts zwei Uhr wieder auf : Das erste was ich bemerke: das Josh Wink Fan ist in der Nähe, das zweite was ich bemerke: mir geht’s absolut besch... Ich habe Schüttelfrost und Bauchkrämpfe, ich kann nur noch auf dem Rücken liegen und in regelmäßigen Abständen mit den Armen und Beinen wackeln. Klasse! Da ich aber todmüde bin, zwinge ich mich meine Hypochonder-Neigung zu unterdrücken und mache mir selbst vor, dass ich schlafe. Anderthalb Stunden später bin ich auch wieder eingeschlafen. Netterweise hat der Josh Wink-Typ die gesamte Zeit über seinen Liebingssong auf Dauerwiederholung. HA HA HA HA HA AAAAAAAHRG!

Donnerstag 10.07.
Neun Uhr. Langsam dringt die Musikvielfalt wieder durch den Nebel der Schläfrigkeit und ein Hungergefühl stellt sich ein. Ich fühle mich besser. Schätze es war vielleicht etwas viel Streß. Als ich aus dem Zelt blicke, fällt mein Blick wieder auf das Schlammloch. Es ist bedeutend tiefer und größer geworden, über Nacht sind mehrere Unwissende hineingetreten, wie ich an den Schlammspritzbildern an unserer Zelte erkenne. Allerdings sind frische Tannenzweige ausgelegt worden, nun riecht es wie auf einer Mülldeponie im Grünen. Augen zu... nein lieber auf und durch bzw drum herum. An den Waschtrögen lassen diverse müde Gestalten munter das Wasser laufen, was dazu führt dass es ungebremst den Weg hinunterströmt und bei uns vorbei schaut. Ich bin begeistert. Ein fließend Wassergrundstück in Schweden. Bevor mir die Augen zu feucht werden können, rausche ich ab um frischen O-Saft und Bagels zu besorgen.

Swantje und Janette, ebenfalls die vielen Kilometer motorisiert angereist, schauen kurz vorbei und ihre Schuhe zeigen deutliche Spuren ähnlicher Bodenbeschaffung an ihrem Aufenthaltsort.

Auch sie teilen Schlamm und Oberleitung, nur 30 Meter Luftlinie von uns entfernt. Durch Konsum stimmungsaufhellender Getränke und mit Hilfe von Makeup, trendigen Klamotten und verzweifeltem Schuhsäubern sehen wir einige Stunden später recht vorzeigbar aus. Die Zeit drängt, Tyskarna Fran Lund sind die erste Band des gesamten Festivals.

Während wir uns fertig machen, kommen zwei angeheiterte Schweden mit einem Kinderpool in unsere Nähe. Sie stellen ihn direkt zwischen unsere Zelte und holen mit leeren Eimern Wasser. Nach einem kurzen Blick zu Dorit, fassen wir wie auf ein Kommando zu und schleifen den Pool auf die andere Wegseite. Nach mehreren Wegen ist das Bassin halb gefüllt und beide Herren werfen sich mit samt Klamotten hinein.

Wir lassen uns nicht einladen und begeben uns lieber zum Festivalgelände. Auf dem Weg frage ich Doro, ob wir, wie versprochen, ihren Ehegatten abholen wollen, doch das Vorhaben wird schnell verworfen. Und wieder ein junges Herz gebrochen. :)

Ich habe Dorits Bauchgürtel mit drei Taschen um, voll gepackt mit Filmen, Kamera, Geld, Handy und Seifenblasenröhrchen. Ich sehe aus wie ein Attentäter. Lächle aber aufmunternd den Sicherheitskräften am Einlass zu, während wir die riesigen Flasche "Wurzelpeter" leeren. Schon mal flüssige Lebkuchen mit Anis und Hustensaft getrunken? Skol!

Vor dem kleinen, an einen Zirkus erinnernden Zelt sitzen bereits an die 500 Leute und warten darauf, dass die blaubekleideten Ordner/innen die Absperrungen fallen lassen. Mit einer Gruppe junger Mädchen komme ich ins "Gespräch". Wir blubbern mit den Seifenblasen, blasen diese mit Zigarettenrauch auf und bringen uns gegenseitig neue Wörter bei.

Pünktlich 16:00 Uhr fallen die schwarzgelben Plastebänder und die Menge stürmt Robbie Williams-Fan-gleich zur Bühne. Die beiden Deutschen sind sprachlos und schüchterner sodass wir in der fünften Reihe stehen. Sobald die ersten Töne erklingen, wird es erst recht voll. Alles springt, schiebt und drängt nach vorn. Länger als 20 min halten wir das nicht aus und total verschwitzt stellen wir uns an die Seite. Dort treffen wir Jette und Swanie. Wir sind uns einig, dass so'ne Reaktion auf TFL in Deutschland bald auch fällig ist! Schunkelnd und singend erleben wir noch ein paar Lieder wie "achtung christmas" und "akropolis". Eine Deutschlandfahne wird im Publikum gehisst, 5 schwedische folgen ihr.

Auch dieses mal sehe ich von der gesamten Tyskarna Fran Lund Show nur die Hälfte. Das Backup springt und lässt sich nicht mehr abspielen, auch nicht die Ersatz-Dat. Nach drei kurzen Pausen müssen die Jungs abbrechen. Das Publikum lässt sie nicht im Stich und applaudiert und jubelt ohne Ende.

Sichtlich happy über das Verständnis verlassen TFL die Bühne und wir daraufhin das Zelt um uns neu zu ordnen. Der nächste Konzerttermin ist erst gegen 19:00 geplant.

Wir schlendern über den Schotter des riesigen Festivalgeländes und halten sorgsam nach typisch schwedischen Anblicken Ausschau. Irgendwas müssen die hier nämlich im Wasser haben, einer gutaussehender als der andere.

Endlich bekomme ich auch meinen ersten Elch-Döner in die Finger. Lecker!

Pünktlich zu Kamera sind wir beim nächsten Zelt. Mir ist die Band absolut neu, aber sie überzeugen nach einigen Minuten musikalisch wie optisch. Dorit ist da bereits länger infiziert und drum schieße ich ihr ein paar Erinnerungsfotos. Olle und Camilla finden sich auch in der Masse an. Es ist wirklich nicht einfach, alle zusammen zu halten aber niemand nimmt es einem übel. Das sollte man in Deutschland auch mal so sehen!

Auf dem Weg durch die Reihen der Stände neben den zahlreichen Bühnen treffen wir oft auf dorit-bekannte Gesichter, sammeln Souveniers wie Tyskarna fran Lund-Artikel oder Schlüsselbänder und natürlich sprechen uns weiterhin Leute auf Dorits Haare an. Letztendlich landen Dorit und ich per Foto in der örtlichen Lokalpresse „Arvika Nyheter“.

Ladytron erhalten als nächstes unsere Aufmerksamkeit. Selten genug, dass Sängerinnen in der Szene Erfolg haben und Doro als auch mir gefallen. Doch leider können wir nicht den kompletten Auftritt sehen. Nach Verbalkreationen wie: mein Handy fungiert superb! und fünf Treffpunktvorschlägen ist es soweit: TFL GLOBAL.

Zusammen mit Fredrik 1, Fredrik II und Anders (Olaf ist direkt schon auf dem Heimweg und bedauert sein Los als hartarbeitender Mensch- wir auch) marschieren wir den zwei Km-Weg zurück zu Zelt und Partygetränkevorrat, werden unterwegs aber des öfteren gestoppt da die Jungs hierzulande mächtig bekannt zu seien scheinen. Viele noch nicht allzu betrunkene Nordländer lassen sich Autogramme geben und mit den Dreien ablichten. Deutschland muss sie unbedingt kennen lernen, beschließen Doro und ich mit Nachdruck und fragen unablässig nach den Zukunftsplänen. Dabei stellt sich heraus, dass bei vergangenen Festivalen in Lund schon erste Kontakte mit einer berliner Electro-Formation zustande kamen und diese unter allen Umständen TFL als ihre Vorband bei der nächsten Tour gewinnen möchten. Ein jubelndes JAAA! Wir warten gespannt auf Januar 2004!

Zurück bei unseren Behausungen, das Wasser fließt still vorbei, unsere Mitzelter feiern wie gehabt, Musik aus allen Richtungen, krame ich aus der hintersten, noch trockenen Ecke meine Zeltes den importierten Whisky und die drei Flaschen Wodka von Doro hervor. Meine, in Malmö gekauften, Bacardie-Breezer Flaschen erwecken bei der inländischen Bevölkerung den Eindruck, alle Deutschen seien reich - ich lasse sie in dem Glauben. Ich stelle fest, dass der Zeltboden unter mir bedenklich nachgibt. Nun, dann tut mir wenigstens diese Nacht nicht mehr der Rücken weh. Schlammpackungen sollen ja eh gesund sein...

Nach nur einer Stunde sind alle Flaschen geleert, diverse Zeltplanen beschrieben, Beweisfotos gefertigt und die Anwesenheitszahl verdoppelt (was nicht nur an den geleerten Flaschen zu liegen scheint).

Fredrik I outet sich nebenbei als Björk-Fan und ich stimme erfreut in den Lobgesang auf die Isländerin ein wobei ein Blick auf die Uhr mir verrät dass ich sie verpassen werde. Mit einem Schlag wieder nüchtern versuche ich sämtliche Anwesenden anzutreiben, was nicht leicht fällt denn „ my english is not so good, you know?“ Dorit wird einfach überstimmt und mit gezogen. Sie und Fredrik I laufen verdammt schnell, bald verliere ich sie aus den Augen, was auch daran liegt das ich die anderen beiden zur Aufsicht habe, diese ständig vom Waldweg abkommen oder sich ablenken lassen. Ob nun Jacke halten, Autogramme geben, Bekannte treffen oder das beginnende Feuerwerk betrachten, wir kommen nicht voran. Überraschenderweise finde ich Doro dann aber sofort wieder, als wir ENDLICH zum letzten drittel der gigantischen Show eintreffen. Doch nach kurzer Zeit trennen sich wieder unsere Wege, sie verschwindet in den vorderen Reihen. Wieso ich eigentlich nicht auch? Anders hat jetzt auch eine Begleitung gefunden doch sind sie sich nicht einig über den weiteren Verlauf des Abends, drum gehen wir alle erst mal essen. Netterweise lädt man mich ein. Es ist mir unmöglich ihnen meine Sozialphobie zu erklären und dass ich recht ungern vor mir „syhmpatischen Fremden“ etwas esse. Die Gefahr der Blamage ist mir ständig bewusst, nie aß ich einen Fischburger aufmerksamer als diesmal. Nur nicht negativ auffallen.

Da wir schon seit einiger Zeit nichts hochprozentiges mehr in den Händen hielten und diese Sachen nur Backstage besorgbar sind, drängeln wir uns zielstrebig zu selbigen. Überraschung, Dorit ist auch schon da. ;)
Noch besitze ich aber kein „Backstage-Berechtigungs-Band“ in freudig-orange, sodass ich und Anders Begleitung vor dem Eingang verweilen müssten. Anders wird abkommandiert, den Alk hinauszuschmuggeln scheitert aber an der Aufmerksamkeit der Security. Langsam wird es dunkler und kälter. Die Herren aus Lund, frieren zunehmend, haben aber natürlich keine warmen Klamotten dabei. Durch fehlerhafte Kommunikation und Akku-niedrig Stand der superb fungierenden Mobilphones werden wir erneut in Zweier Gruppen geteilt. Keine Ahnung was Doro erlebt hat, für mich folgt eine Lektion in Demut.

Fredrik II entdeckt ein Zelt mit türkisch-orientalischer Disko und flippt förmlich aus. Ich erstarre auf der Stelle, Alptraum! Ich weigere mich Bauchtanzender Weise zur Musik durchs Zelt zu schunkeln, versuche meinen Unmut zu erklären, finde es aber sehr amüsant ihm beim tanzen zu zusehen. Nach dem er verbal nichts erreicht, bekomme ich eine kurze Einführung: Boxen für Anfänger aber auch jetzt lasse ich mich nicht überreden. ICH BIN HARTER ELEKTRO! Für zwei Minuten schaffe ich es, Fredrik II zum gegenüberliegenden Gothministerkonzert zu schleifen aber ihm ist diese Musik völlig unverständlich, zu monoton und dazu kann man ja gar nicht Bauchtanzen. Mein Kompromissvorschlag: das Gelände erkunden ob es noch eine Alternative gäbe, irgendwo war doch noch eine Trancedisco, wird ebenfalls abgelehnt.
So geht das bis ungefähr drei Uhr morgens. Ohne ein Lebenszeichen der anderen. Bzw. ohne das einer von uns es mitbekommen würde denn wie sich später herausstellt, telefonierte Fredrik I alle 15 min mit geborgten Handys durch das Gelände auf der Suche nach uns und Anders, denn halb vier müssen die Ausnahmemusiker dringend zusammen an einem Platz stehen um ihren Chauffeur empfangen zu können. Sie schaffen es auch. Ich geleite Fredrik II, der sich endlich als einer der letzten 8 aus dem Orientzelt verabschiedet zum Treffpunkt. Auf dem Weg begegnetet uns Jette und ich mache den beiden noch schnell ein Andenken-Foto für Jettes Webseite. Der Treffpunkt der Gemeinschaftsmusiker ist hinter ihrem Auftrittszelt und die Security hat bereits frei, so scheint es.

Auf meine Frage, ob Doro, die ich nirgends entdecken kann, unsere mitgebrachten Ossigeschenke denn schon überreicht habe heißt es: of course, they are in our bag’s! Warum habe ich das auch ohne Gegenfrage abgenommen?! Na ja, wohl weil man den Jungs einfach alles glauben muss, wenn sie einem mit rotgeränderten Augen morgens in kühler schwedischer Morgenluft entgegenblinzeln. Man gibt mir noch auf dem Weg ich solle mich bloß nicht ansprechen lassen wenn ich zurück zum Zelt gehe, ob ich denn wirklich keine Angst hätte, so allein im dunklen Wald – doch Fredrik II hatte mir diverse Überlebens-Box-Tricks beigebracht und so darf ich dann los. Eigentlich ist für mich das Festival ab jetzt gelaufen. Worauf soll man sich denn nach so einem Abend noch freuen? Und wir bleiben noch 4 weitere Tage...

Freitag 11 .07.03

Sehr widerwillig werde ich erneut gegen halb neun wach. Es ist mal wieder und immer noch sehr laut vor dem Zelt, der Boden gibt einige Zentimeter mehr nach, vorn links im Zelt bildet sich bereits eine Pfütze aus trübem Schlammwasser, das kommt aber daher weil ich meine Doc’s nachts nicht draußen stehen lassen will. Nicht aus Angst vor Diebstahl, sondern angesichts des Alkkonsums meiner Mitzelter und des Wissens, was für lustige Ideen man so im Rausch entwickeln kann. Dorits Stimme schallt zu mir herüber. Guten Morgen! Ja ich bin jetzt auch schon wach! Durch zwei Zeltplanen als fungierender Sichtschutz und in der Annahme, Deutsch verstehe hier nur jeder dritte, teilt sie mir einige Eckpunkte des gestrigen Abends mit. Iss ja interessant! ;)

Nach einer kurzen Restaurierungsphase unseres Erscheinungsbildes begeben wir uns wieder zum Essenstreffpunkt ins Zentrum Waterworlds. Die Waschbeckentröge sind heute „außer Betrieb“ und es fließt kein zusätzliches Nass mehr unter unser Zelt. Brauch es auch nicht, heute regnet es leicht ab und zu. Wir checken kurz den Ablaufplan des Tages. Statemachine, Colony 5, Magenta, Ministry und Front 242 wären heute dran. Ok, das geht ja...

Wir fahren jedoch erst einmal in nahegelegene Arvika-Center mit Olle und Camilla und suchen die Schwimmhallen. Wie ungefähr 400 andere auch. Dort reihen wir uns in die Schlange im Mädchenumkleideraum (ohne Olle, logo) und nachdem man dort 15 min halbnackt auf immer einem Bein tänzelnd gefroren hat, darf man unter die Dusche. Da Dorit und ich uns direkt dort unsere Partyoutfits für den kommenden Abend anziehen, stehen wir mal wieder im Gesprächsmittelpunkt, besonders wieder Dorits ausgefallene Frisur. Langsam bekommt sie Routine im Erklären. Olle und Camilla sind bereits wieder verschwunden. Die Deutschen erkunden derweil die Stadt. An jedem Geldautomaten bilden sich laaaaaange Reihen von Partyvolk. Gut das wir noch flüssig sind. Das bringt uns auf unseren geschrumpften Alkvorrat aber auf der Suche nach richtigen Erwachsenenalk vergehen etliche halbe Stunden und unsere Laune sodass wir beschließen, lieber auf dem Festivalgelände für Nachschub zu sorgen. Denn: heute bekomme auch ich ein Backstage Berechtigungs-Band in Orange. Juhu!

Dazu müssen wir wieder mit dem Bus – (lange Suche nach der Haltestelle inklusive) – zurück zum aufgeweichten Zeltlager „Atlantis“. Dort bekomme ich Dorits Personalausweis und drei Schlucke Mutmachenden Getränks und auf geht’s den 10 Km Weg zur Gästeliste. Heute arbeiten hier andere Leute. Glück gehabt Teil 1.

Zwei junge gutaussehende Herren sind vor mir dran und einer der beiden studiert das ausgehängte Arvikaplakat, was mich zu einem aufmunternden: „Na was guckst du?!“ bringt ( vielleicht hatte ich einen Schluck zuviel Mut intus) aber der junge Mann ist keineswegs irritiert und meint, er freue sich über und auf Project Pitchfork. Das bringt mich dazu, ein: „Cool, Landesmusik!“ oder so was zu sagen, was den jungen Mann immer noch nicht aus der Ruhe bringt und er meint, er war schon oft in Deutschland mit seiner Band. Ich werde aufmerksamer aber nicht schlauer. Erst als er „Covenant“ und „Seabound“ erwähnt, fällt es mir wieder ein und auf dass sein Kumpel hinter ihm ja ein Bekannter und von Dupont ist und er ja auch zur Band gehört. Glück gehabt Teil 2, denn die beiden sind hier bekannte Veranstalter und als ich „meinen“ Ausweis, mit dem Bild einer großen schlanken Blondine zur Ticketübergabe reiche und gleichzeitig den beiden noch „viel Spaß bis dann!“ nachrufe, scheint die junge Dame hinter dem PC nicht im geringsten stutzig zu werden und reicht mir das begehrte Band. Mit Brille wäre das nicht passiert aber mir auch egal... hatte mir schon Ausreden wie: ja ja zugenommen und ja die Haarfarbe geändert zurecht gelegt sowie die komplette Adresse und das Geburtsdatum auswendig gelernt.

Mit der neuerworbenen Freiheit und neuem Status fühle ich mich nun etwas besser, das alte Papier-Armband verschwindet unter einem breiten Nietenband, falls es doch noch mal gebraucht wird. Zurück bei „Onkel Poseidons kleiner Zeltstadt“ wird noch einmal Nahrhaftes zu sich genommen und die vorbei pilgernde Festivalmasse begutachtet. Wir treffen erneut auf einige bekannte Gesichter und bekommen Tipps für gute Partymusik. Apropos Musik, so langsam geben die Batterien der tausend Anlagen um uns herum auf. Ich denke, ich habe sogar einen Vogel kurzzeitig leise singen hören können bevor jemand mit Niels Holgerson Erkennungsmusik durch unsere Elchfallen-ähnliche Schlammpfütze hüpft. Mittlerweile sind auch Niklas und Co etwas ansprechbarer. Wir sitzen im Kreis auf diversen umfunktionierten Sitzmöglichkeiten ( der hinterlistige Klappstuhl ist jetzt ebenerdig flachgetreten), beobachten das versinkende Tannenzweigenmikado und erzählen uns lustige Storys von vergangenen Partys die alle mit „man, waren wir da zu!“ enden.

Am späten Nachmittag rücken wir aus zum Andromea-Zelt um Statemachine zu sehen. Der softer Electropop macht sofort gute Stimmung. Ihr Debutalbum „Avalanche Breakdown“ machte sie in Schweden in null Komma nichts berühmt und in Deutschland scheint es eben so gut zu laufen. Da können wir uns ja bald auch zu Hause auf gute Partys freuen!

Nach Statemachine treten im Anschluß Colony 5 auf, sodass wir die eine Stunde Umbaupause nutzen um uns noch einmal die Verkaufsstände anzusehen. Wir unterhalten uns ein bisschen am Zero Music Magazine-Stand und erstehen eine TFL-inhaltige Ausgabe. Ich kaufe diverse Schweden-Schlüsselbänder für zu Haus-verbliebene Freunde und noch mal einen halben Elch mit Brot, weil der so lecker schmeckt. Am Malboro-Stand treffen wir auf Daniel, Samanthas Freund, der uns schon in Berlin vorgestellt wurde. Und das schöne ist, ICH hab ihn zur Abwechslung zuerst entdeckt!

19:30 beginnt pünktlich das nächste Konzert. Colony5 letzte Single soll wie eine Bombe in die elektronische Popszene Europas eingeschlagen haben, steht im Begleitheft von Groove, aber das muss ich wohl verschlafen haben. Sie gefallen mir aber schon kurz nach dem zweiten Song. Dorit kennt sie natürlich schon länger und befindet sich irgendwo weiter vorn im Publikum. Verloren gehen kann sie mir nicht, die Haare. ;)

Auf dem nun folgendem Rückmarsch zu unseren Sumpf-Quartieren trifft man auf die Dupontjungs die hier kräftig Werbung für ihre kommenden Veranstaltungen machten. Damit verzögert sich unser geplante Ablauf des Abends um eine weitere Stunde, da die beiden einige Flaschen selbstgemischtem Wodka-Redbull dabei haben und zum teilen bereit sind.

Die Auftritte von Magenta und H.I.M., die nun folgten, ignorieren wir schlussendlich. Eigentlich hatte ich geplant, Ville durch grünes Luftschlangenspray zu verschönern aber ich dachte mir schon, dass ich nicht mal in die Nähe des finnischen Hünen gelangen würde und bin zu dem Zeitpunkt eh nicht in der Lage auf einen Punkt zu zielen. Irgendwoher holen die Schweden ständig neuen Alkohol aus den Zelten, dachte man, nun iss aber Schluss, macht der nächste sein Zelt auf. Never ending swedish Story.

Dorit überredet mich gegen zehn Uhr, trotz meiner Müdigkeit auf eine kurze Stunde Ministry live. So richtig kann ich mit der Band nichts anfangen, na ja aber besser man bleibt in Bewegung, denn es wird empfindlich kühl in so einem Moor. Doch auf dem Weg zur großen Openair Vintergatan-Bühne stoße ich mit ein paar Betrunkenen zuviel zusammen. Es regt mich alles maßlos auf. Die vielen Leute, der Dreck, die Kälte, das Wetter, der lange Weg und immer wieder die vielen Leute die gegen mich laufen oder denen ich ihnen grad so ausweichen kann. Nach dem Ministry drei Titel ihrer, mir einfach nur schrecklich vorkommenden, Metalmusik losgeworden sind, die sie aus folgendem Grund spielen: „ We wanted to use conventional weaponry for mass destruction.“ bin ich bereit zum Amoklauf. Diese nervige Gitarre quäkt unsäglich in meinem Kopf, der Sänger kreischt nur doofes Zeug und immer noch stoße ich mit anderen Leuten zusammen obwohl ich ziemlich ruhig rumstehe und versuche, einen Nicht-da-seier zu imitieren. Ich muss schnellstens hier weg. Dorit versteht mich nach einem intensivem Blick und ich eile Richtung Wasserbett. Im Zelt muss ich auch noch heulen, verdammt ich bin so ein Mädchen, aber mir ist wirklich grad alles zuviel. Bitte lass es schnell morgen sein!

weiter in Arbeit

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