Montag, 22. Oktober 2007
Benjamin von Stuckrad-Barre -21.06.2004 Berlin
milkland, 04:53h
Benjamin von Stuckrad-Barre
21.06.2004
Berlin Columbia-Fritz
Endlich! Nach nun gut zwei Jahren sitzt er mir wieder gegenüber, mir und noch 400 anderen. Wieder dabei, die rote Samttischdecke zum „verdecken der Künstlerbeine“, die Leinwand, der Apel-Laptop, der Musikquerschnitt. Ebenso der nette Herr im mittleren Alter der für den Buch-Shirt-CD-Ansteckbutton Verkauf zu ständig ist und der von mir immer ( kann man bei der zweiten Lesung eigentlich schon von „immer“ sprechen? Nun, es wird ja nicht die Letzte gewesen sein also JA immer!) von mir zu vorangegangenen Lesungen der aktuellen Tour befragt wird. Ich: „Hm… iss aber schon leer hier, oder?“ Er: „ Hm… ja aber das wird ….“ Ich: „ So? Wie war’s denn in – es folgt die korrekte Abfolge der bereits belesenen Städte- ?“Er: „ Hm… also gestern in Jena waren’s bis zu 500 man, das wird! “ O.K., wenn Jena 500 BvSB-Fans stellen kann, dann dürfte es in Berlin kein Problem sein. Wohnte der Autor doch gut zwei Jahre in selbiger Stadt und dürfte ein paar Freunde gewonnen haben bevor er 2002 (watt schon damals, hieß es nicht Anfang 2004?) zur Beendung seines gesundheitlichen Ruins nach Zürich zog.
Die Schweiz erwies sich heute sowieso als roter Faden des Abends, denn fast zeitgleich bestritt die Nationalmannschaft ihr Viertelfinal-Spiel gegen Frankreich. Zwei Gründe also, die mich zur Wahl meines neuen, in Eigenregie geänderten Schweiz-Shirts ermutigten. Vorn drauf das weiße Kreuz, hinten in großen Buchstaben SUISSE. (Süß? Klar doch!)
Nach dem Swantje kurz nach halb Acht im wie immer eleganten Outfit (bitte jetzt anerkennend pfeifend ;) ) um die Ecke bog und wir beide nach Stuhlpolonäse-gleichen Rundlauf durch Sitzreihen und über Gästeextremitäten (Koordination ist anders) nahe der Bar und nahe der Bühne (zwei wichtige Eckpunkte) nebeneinander saßen, wieder aufstanden, Wein und Desperados orderten, nochmals den Saal verließen um WGT-Fotos mit Lieblings-Mücke begutachteten, das Lichtdouble von BvSB schick fanden und wieder auffällig Platz nahmen, nutzte ich die letzten Sekunden um Swantje eine fundamentale Regel näher zu bringen: Sollte er, wie in zahlreichen dokumentierten Fällen, das Publikum einbeziehen und die Wahl auf uns fallen – Stell dich taub! Temporär Gehbehindert! Erzähl was von Sozialphobie oder Zeugenschutzprogramm aber geh nie Nie NIEEEE zu ihm auf die Bühne! Alles ist Material und solange man nicht selbst zu diesem wird, lässt es sich leicht lachen, aber gerät man einmal in das verbalen Fadenkreuz des jungen Herren, ist Lachen nicht mehr gesund. Nicht für dich selbst. Wir entschieden uns im worst Case durch „Hoppala! Na so was ungeschicktes“ - umwerfen der Flaschen und Gläser zu unseren Füßen in sichere Ebenen abzutauchen.
Und los ging es. Die Einspielungen verschiedener Passagen von Songs von bspw. Eminem, Pet Shop Boys, Westbam, Grönemeyer und weiter quer Beet hatten sicher eine eigene verbindende Bedeutung die zusammen mit den auf der Leinwand projizierten selbstgemachten Fotos der vergangenen Lesereisen – Schnappschüssen von Mauern, Türen, Fensterscheiben mit mehr oder wenig gut gestaltetem Graffiti– private Partybilder und Illustrationen älterer BvSB-Bücher ergänzt wurde. Doch um den Sinn dahinter zu entschlüsseln, hätte ich mehr Zeit und Konzentration gebraucht. Irgendwie erinnerte mich der schnelle Wechsel der Titel sehr an mein erstes Arvika-Festival 2003.
Wie gewohnt rasch platznehmend doch ohne atemlosem Intro-Monolog begann Benjamin von Stuckrad-Barre mit einem Text über seine seit kurzem öffentlich bekannt gewordene Entziehungskur und Essstörung. Offensiver Angriff, es wissen ja doch alle im Saal Bescheid, aber ohne einem das Gefühl zu geben Gast einer Talkshow zu sein und sich an der scheinbaren Problembewältigung anderer zu weiden. Ich hatte nach der Dokumentation im NDR über ihn kurz die Befürchtung, ich würde mir wie im Zoo vorkommen werden: „Guck wir mal, wie das Wrack aus dem Fernsehen uns vormacht, er wäre wieder 100% da. Und wenn er scheinbar 100% da ist, dann wissen wir doch, der ist eh nur wieder High!“ Doch mit dieser Einleitung, dieser knapp gefassten Schilderung „ ich hatte immer im Hinterkopf, das wird mal ein tolles Buch. Und somit war ich aus der Verantwortung mir gegen über raus – mal sehen wie „ER“ nicht „ICH“ damit klar kommt…“ stellt sich BvSB wieder den unausgesprochenen Fragen, der- ja gebt es zu- Sensationsgier des Publikums. Während er liest, erscheint er angespannt, seine Stimme klingt anders, er blickt nicht hoch, er stockt aber nicht sondern trägt all die Gedanken und Erkenntnisse dieser Zeit flüssig und laut vor. Damit wäre das auch erledigt und ab jetzt heißt es nur: let me entertain you!
Text 1: endlich eine Beobachtung anderer Personen. Nämlich „Paola & Kurt Felix“. Hallo die Schweiz mal wieder! Er berichtet von einem Treffen in Hamburg mit dem Vorzeigepärchen und Karl Dall. Ziel der Reise (für ihn): „Ein so lange glückliches Paar, Verzeihung ich sehe das so wie Sie. Also mache ich mich auf das Geheimnis ihrer Liebe oder den dreisten Schwindel auszukundschaften. … „Unser Problem“, diagnostiziert Kurt Felix, „ist“ (PAUSE). Was ist also das Problem der beiden? Spannend! Sind aber auch Profis, diese zwei, wie sie sogar im Alltag komplett durchmoderieren; mag sein, dass sie an so vielen Orten so viele Kameras während ihres Berufslebens haben verstecken lassen, dass sie den Überblick verloren haben, ob auch alle wiedergefunden wurden. Felix breitet, international verständlich Ratlosigkeit mimend, die Hände aus, benennt dann mannhaft das riesige Problem: „dass wir keine Probleme haben!“ Zu ärgerlich, im Sinne der Versuchsanordnung.“ Mit diesem Text lockerte er die Stimmung nach dem ernsten Beginn schnell wieder auf. Über andere lästern verbindet immer wieder. ;) Er blickte aber immer noch nicht auf, konnte ich also wieder aufhören mit Baucheinziehen, mich bequemer auf den Plastestuhl lümmeln und da niemand vor mir saß, auch noch die Füße hochlegen.
Ach ganz vergessen zu erwähnen: Bevor es mit den Highlights Schweizer Moderatorenpaare losgeht, erkundigte sich der Popautor kurz, welches Nationentreffen heute Abend denn auf dem Plan steht und natürlich musste ich laut SCHWEIZ/FRANKREICH krähen woraufhin er erwiderte: „Oha. Beginn 20:45? O.K. ich beeil mich.“ Eigentlich hatte ich ja erwartet eine Liveübertragung hinter ihm beiwohnen zu dürfen, ist er doch ein großer Fußballfan, zumindest ein Fan von Lars Ricken, mit dem er einst verwechselt wurde. (s.h. „Transkript“ ) Und nun kommt noch ein zweiter Vorleser auf die Bühne. Das letzte mal sah und hörte ich Rocco Clein, dem „Remix 2“ zu Gedenken gewidmet ist, heute ist es ein türkisch-deutscher, wohl bekannter Schauspieler, ich kenn ihn natürlich nicht; der mit Theatergeschulter Stimme den Gegenpart zu „Gartennazis“ liest. Jetzt begann es anstrengend zu werden, fand ich. Ich war total auf BvSBs recht eigenwillige Stimme und Leserhythmus eingestellt, da war dieser fremdartig modulierter Beitrag störend. In „Gartennazis“ geht es um tatsächlich geschehene und wortwörtlich protokulierte Bild-Diskussionen über zu laute Rasenmäher auf Sylt und in der Reinhard Mey zu seiner Aussage „alles Gartennazis“ welche ihm die Ruhe zum komponieren nähmen, Rede und vielfach Antwort steht.
Darin ist BvSB geschult, ein gnadenloser Beobachter und Reporter. Trotzdem mag ich lieber selbstgeschriebene Geschichten als Dokumentationen aus zusammengetragener Ausschnitten. „Remix 2“ wurde jedoch aus der Idee geschrieben, nach langjährlicher Selbstrecherche in Hotels, Internet-GBs, Foren, Tiefgarage /WC/ Denkmal-Wandbeschriftungen den Beweggrund für diese fortwährende Hinterlassenschaft von „Ich war hier“ zu finden. Und so beginnt er ( endlich auch mal ins Publikum blickend beim Wasser trinken, ich saß sofort wieder gerade) eine Abfolge von gefundener Schriftbilder von z.Bsp der Tiefgarage des TV Senders VIVA vorzutragen und das geht so:
Natural forever
Natural-Josh ist süß
Ich freue mich voll auf das Natural-Konzert
Natural sind doof
Du Fotze
Wir waren hier am 2.09.02 bei Natural und haben Autogramme und du nicht
Ich hab Fotos mit alle- Du nicht!
Ich hab viel mehr
Bro Sis ist Scheiße
Fick dich doch
Lernbehindert
Bro Sis ist scheiße
Bro Sis sind scheiße
Hast du recht
...
Lacher waren garantiert. Meist natürlich bei den „unanständigen“ Worten - klar, das kommt immer gut an. Bei solchen Texten mimte er die unterschiedlichen möglichen Stimmen nach. Ein wahres Fest. Swantje und ich grinsten um die Wette. Ebenso las BvSB aus dem Treppenaufgang des Kölner Doms ( wie soll man sich die Recherche vorstellen, bei den engen Platzverhältnissen der Wendeltreppe aber regen Besucherverkehrs zwischen Domplatte und Aussichtsterrasse.)
Der Text „Wohnen, Möbel, Leben“ brachte die Leute noch einmal richtig in die Gefahr am nächsten Morgen Bauchmuskelkater zu haben. Nun ist Pause. Die Mädels müssen aufs Klo, die Männer zur Bar, es gibt zwar hier und da Publikumsteile die solchen Bedürfnissen während der Lesung nachgehen, aber der Großteil weiß sich zu benehmen.
Nun gut, ich vielleicht nicht wirklich, denn ich habe bereits beim zweiten Text eine Bitt-SMS nach Basel und Potsdam geschickt, man möge mir doch sekundengenau den Zwischenstand Schweiz/Frankreich durchgeben. Was dann auch gemacht wird, extra für mich zappte Andre zwischen den Kanälen, wirklich punktgenau nach Spielplan, mit Zeitangabe und Spielernamen (blöd das ich mit den Namen erst mal nicht die Mannschaft zuordnen konnte, geht ja nicht um schwedische Namen). Swantje gab mir noch einen Weißwein aus und ich schaute am Merchstand sehnsüchtig auf das neue Buch. 12,90 Euro. Und ich war grad nicht so flüssig. Ich kam mir vor wie im Bonbonladen.
Es folgten die Texte:
Waffeninspektion
Sporthilfe
Hohe Schuhe ( versteht ihr? Hohe Schu(l)e!)
Nebenbei folgte ein Wechselbad der Gefühle für mich mit 1:0, 1:1,...oh jetzt schon 1:3
allerdings für Frankreich, mist.
Zwischen drin bekam das Publikum einen Blick geschenkt, eine kleine Anekdote erzählt von vollgekotzten Rockstar-Backstageräumen mit weisen Losungen an den Wänden - Zeromancer sicherten sich hier einen Platz in der Aufzühlung- und Hessischen Schülern die die Pisastudie wohl knapp unterlaufend hätten, wenn man den Beiträgen aus einer seiner Radiosendungen aus Ffm glauben schenken sollte, in der ein Olpe und eine Joya zusammen mit Marko, Steffen und Tommy (*augenbraunhochzieh*) eine verzwickte Liebesgeschichte erlebt, voll krass alda!
und Je’taime als direkte Zugabe „Dann erspar ich mir das Weggehen und Wiederher-Kommen.“ Wenn man sich schon über eine deutsche Rand-Sprachgruppe lustig macht, dann bitte auch über Sächsisch. Hatte BvSB doch schon immer eine Vorliebe für die ostdeutschen Besonderheiten.
Vielleicht sollte er noch etwas am sächsischen Dialekt üben und Magdeburg liegt in Sachsen Anhalt aber alles im Allen- grandioser Lacherfolg. Es geht um die MDR-Show „je’taime- wer mit wem“ Eine Datingshow im Mitteldeutschen Rundfunk. Nachdem die leicht tränignass gelachten Augen abtrocknet sind, bekommt BvSB seinen verdienten Applaus und die Zurufe und verabredet sich mit seinen Fans in 5 min am Merchstand.
Ich blickte schnell zu Swantje die natürlich verstand und milde lächelnd nickte. In Bonn hatte er dafür ja keine Zeit gehabt, weil er zum Freundinnen-Geburtstag musste. Die Show war diesmal recht ruhig gehalten, ich war keines weg enttäuscht deswegen, er hatte in Interviews bereits „verwirrendes früheres Verhalten und jetzt erscheinende Fehler“ eingeräumt. Ich war ganz froh, nicht als Material auf die Bühne geordert worden zu sein und die neuen Texte waren wie erwartet genial verfasst und vorgetragen worden. Wein war lecker, Swantje war natürlich wie immer eine sehr gute Begleitung ( *umarm*) und der Barkeeper war happy dass ich ihm den genauen Spielstand beider Länderspiele sagen konnte.
Alle glücklich und zufrieden, na bitte! Fast jeder Gast verließen den Saal um sich draußen wie in einer überfüllten U-Bahn am letzten Tag vor Weihnachten zu drängen um einen Schriftzug aus vier Buchstaben zu ergattern. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, niemals ein Autor-gramm zu holen, von BvSB wollte ich nur selbstgeschriebene Texte und nicht seinen selbstgeschrieben Namen haben, nur das langersehnte Buch kaufen (kaufen lassen ;) ) und raus. Raus war aber nicht drin, denn alle Anderen waren noch drin und blockierten den Ausgang. Drum unterhielten Swantje und ich uns einige weitere Minuten über die Show und kommende Dates und als fast nur noch Crew, Merch und Autor da war ( und der mir unbekannte Schauspieler verdächtig nah bei Swantje saß) nahm ich meinen Mut zusammen und stellte mir vor, wieder 16 zu sein. Und jetzt habe ich also ein Autogramm direkt auf meinem Schweiz-Shirt. Wenn das mal nicht toll ist! * lach*
Swannie wollte uns noch zu einem Foto nötigen aber ich wollte nicht und ich wusste, dass er sicher immer noch nicht gern fotografiert werden wollte, da haben wir ähnliche Phobien. Benjamin (nach der Signierung kann ich ihn ruhig mit dem Vornamen ansprechen) verließ mit einigen Freunden die Halle um noch etwas vom Abend inBerlin zu haben und ich kam überraschend gut und zügig heim. Und taub war ich auch nicht... juhu!
Auf die nächste Lesung! Hoffentlich bald!
21.06.2004
Berlin Columbia-Fritz
Endlich! Nach nun gut zwei Jahren sitzt er mir wieder gegenüber, mir und noch 400 anderen. Wieder dabei, die rote Samttischdecke zum „verdecken der Künstlerbeine“, die Leinwand, der Apel-Laptop, der Musikquerschnitt. Ebenso der nette Herr im mittleren Alter der für den Buch-Shirt-CD-Ansteckbutton Verkauf zu ständig ist und der von mir immer ( kann man bei der zweiten Lesung eigentlich schon von „immer“ sprechen? Nun, es wird ja nicht die Letzte gewesen sein also JA immer!) von mir zu vorangegangenen Lesungen der aktuellen Tour befragt wird. Ich: „Hm… iss aber schon leer hier, oder?“ Er: „ Hm… ja aber das wird ….“ Ich: „ So? Wie war’s denn in – es folgt die korrekte Abfolge der bereits belesenen Städte- ?“Er: „ Hm… also gestern in Jena waren’s bis zu 500 man, das wird! “ O.K., wenn Jena 500 BvSB-Fans stellen kann, dann dürfte es in Berlin kein Problem sein. Wohnte der Autor doch gut zwei Jahre in selbiger Stadt und dürfte ein paar Freunde gewonnen haben bevor er 2002 (watt schon damals, hieß es nicht Anfang 2004?) zur Beendung seines gesundheitlichen Ruins nach Zürich zog.
Die Schweiz erwies sich heute sowieso als roter Faden des Abends, denn fast zeitgleich bestritt die Nationalmannschaft ihr Viertelfinal-Spiel gegen Frankreich. Zwei Gründe also, die mich zur Wahl meines neuen, in Eigenregie geänderten Schweiz-Shirts ermutigten. Vorn drauf das weiße Kreuz, hinten in großen Buchstaben SUISSE. (Süß? Klar doch!)
Nach dem Swantje kurz nach halb Acht im wie immer eleganten Outfit (bitte jetzt anerkennend pfeifend ;) ) um die Ecke bog und wir beide nach Stuhlpolonäse-gleichen Rundlauf durch Sitzreihen und über Gästeextremitäten (Koordination ist anders) nahe der Bar und nahe der Bühne (zwei wichtige Eckpunkte) nebeneinander saßen, wieder aufstanden, Wein und Desperados orderten, nochmals den Saal verließen um WGT-Fotos mit Lieblings-Mücke begutachteten, das Lichtdouble von BvSB schick fanden und wieder auffällig Platz nahmen, nutzte ich die letzten Sekunden um Swantje eine fundamentale Regel näher zu bringen: Sollte er, wie in zahlreichen dokumentierten Fällen, das Publikum einbeziehen und die Wahl auf uns fallen – Stell dich taub! Temporär Gehbehindert! Erzähl was von Sozialphobie oder Zeugenschutzprogramm aber geh nie Nie NIEEEE zu ihm auf die Bühne! Alles ist Material und solange man nicht selbst zu diesem wird, lässt es sich leicht lachen, aber gerät man einmal in das verbalen Fadenkreuz des jungen Herren, ist Lachen nicht mehr gesund. Nicht für dich selbst. Wir entschieden uns im worst Case durch „Hoppala! Na so was ungeschicktes“ - umwerfen der Flaschen und Gläser zu unseren Füßen in sichere Ebenen abzutauchen.
Und los ging es. Die Einspielungen verschiedener Passagen von Songs von bspw. Eminem, Pet Shop Boys, Westbam, Grönemeyer und weiter quer Beet hatten sicher eine eigene verbindende Bedeutung die zusammen mit den auf der Leinwand projizierten selbstgemachten Fotos der vergangenen Lesereisen – Schnappschüssen von Mauern, Türen, Fensterscheiben mit mehr oder wenig gut gestaltetem Graffiti– private Partybilder und Illustrationen älterer BvSB-Bücher ergänzt wurde. Doch um den Sinn dahinter zu entschlüsseln, hätte ich mehr Zeit und Konzentration gebraucht. Irgendwie erinnerte mich der schnelle Wechsel der Titel sehr an mein erstes Arvika-Festival 2003.
Wie gewohnt rasch platznehmend doch ohne atemlosem Intro-Monolog begann Benjamin von Stuckrad-Barre mit einem Text über seine seit kurzem öffentlich bekannt gewordene Entziehungskur und Essstörung. Offensiver Angriff, es wissen ja doch alle im Saal Bescheid, aber ohne einem das Gefühl zu geben Gast einer Talkshow zu sein und sich an der scheinbaren Problembewältigung anderer zu weiden. Ich hatte nach der Dokumentation im NDR über ihn kurz die Befürchtung, ich würde mir wie im Zoo vorkommen werden: „Guck wir mal, wie das Wrack aus dem Fernsehen uns vormacht, er wäre wieder 100% da. Und wenn er scheinbar 100% da ist, dann wissen wir doch, der ist eh nur wieder High!“ Doch mit dieser Einleitung, dieser knapp gefassten Schilderung „ ich hatte immer im Hinterkopf, das wird mal ein tolles Buch. Und somit war ich aus der Verantwortung mir gegen über raus – mal sehen wie „ER“ nicht „ICH“ damit klar kommt…“ stellt sich BvSB wieder den unausgesprochenen Fragen, der- ja gebt es zu- Sensationsgier des Publikums. Während er liest, erscheint er angespannt, seine Stimme klingt anders, er blickt nicht hoch, er stockt aber nicht sondern trägt all die Gedanken und Erkenntnisse dieser Zeit flüssig und laut vor. Damit wäre das auch erledigt und ab jetzt heißt es nur: let me entertain you!
Text 1: endlich eine Beobachtung anderer Personen. Nämlich „Paola & Kurt Felix“. Hallo die Schweiz mal wieder! Er berichtet von einem Treffen in Hamburg mit dem Vorzeigepärchen und Karl Dall. Ziel der Reise (für ihn): „Ein so lange glückliches Paar, Verzeihung ich sehe das so wie Sie. Also mache ich mich auf das Geheimnis ihrer Liebe oder den dreisten Schwindel auszukundschaften. … „Unser Problem“, diagnostiziert Kurt Felix, „ist“ (PAUSE). Was ist also das Problem der beiden? Spannend! Sind aber auch Profis, diese zwei, wie sie sogar im Alltag komplett durchmoderieren; mag sein, dass sie an so vielen Orten so viele Kameras während ihres Berufslebens haben verstecken lassen, dass sie den Überblick verloren haben, ob auch alle wiedergefunden wurden. Felix breitet, international verständlich Ratlosigkeit mimend, die Hände aus, benennt dann mannhaft das riesige Problem: „dass wir keine Probleme haben!“ Zu ärgerlich, im Sinne der Versuchsanordnung.“ Mit diesem Text lockerte er die Stimmung nach dem ernsten Beginn schnell wieder auf. Über andere lästern verbindet immer wieder. ;) Er blickte aber immer noch nicht auf, konnte ich also wieder aufhören mit Baucheinziehen, mich bequemer auf den Plastestuhl lümmeln und da niemand vor mir saß, auch noch die Füße hochlegen.
Ach ganz vergessen zu erwähnen: Bevor es mit den Highlights Schweizer Moderatorenpaare losgeht, erkundigte sich der Popautor kurz, welches Nationentreffen heute Abend denn auf dem Plan steht und natürlich musste ich laut SCHWEIZ/FRANKREICH krähen woraufhin er erwiderte: „Oha. Beginn 20:45? O.K. ich beeil mich.“ Eigentlich hatte ich ja erwartet eine Liveübertragung hinter ihm beiwohnen zu dürfen, ist er doch ein großer Fußballfan, zumindest ein Fan von Lars Ricken, mit dem er einst verwechselt wurde. (s.h. „Transkript“ ) Und nun kommt noch ein zweiter Vorleser auf die Bühne. Das letzte mal sah und hörte ich Rocco Clein, dem „Remix 2“ zu Gedenken gewidmet ist, heute ist es ein türkisch-deutscher, wohl bekannter Schauspieler, ich kenn ihn natürlich nicht; der mit Theatergeschulter Stimme den Gegenpart zu „Gartennazis“ liest. Jetzt begann es anstrengend zu werden, fand ich. Ich war total auf BvSBs recht eigenwillige Stimme und Leserhythmus eingestellt, da war dieser fremdartig modulierter Beitrag störend. In „Gartennazis“ geht es um tatsächlich geschehene und wortwörtlich protokulierte Bild-Diskussionen über zu laute Rasenmäher auf Sylt und in der Reinhard Mey zu seiner Aussage „alles Gartennazis“ welche ihm die Ruhe zum komponieren nähmen, Rede und vielfach Antwort steht.
Darin ist BvSB geschult, ein gnadenloser Beobachter und Reporter. Trotzdem mag ich lieber selbstgeschriebene Geschichten als Dokumentationen aus zusammengetragener Ausschnitten. „Remix 2“ wurde jedoch aus der Idee geschrieben, nach langjährlicher Selbstrecherche in Hotels, Internet-GBs, Foren, Tiefgarage /WC/ Denkmal-Wandbeschriftungen den Beweggrund für diese fortwährende Hinterlassenschaft von „Ich war hier“ zu finden. Und so beginnt er ( endlich auch mal ins Publikum blickend beim Wasser trinken, ich saß sofort wieder gerade) eine Abfolge von gefundener Schriftbilder von z.Bsp der Tiefgarage des TV Senders VIVA vorzutragen und das geht so:
Natural forever
Natural-Josh ist süß
Ich freue mich voll auf das Natural-Konzert
Natural sind doof
Du Fotze
Wir waren hier am 2.09.02 bei Natural und haben Autogramme und du nicht
Ich hab Fotos mit alle- Du nicht!
Ich hab viel mehr
Bro Sis ist Scheiße
Fick dich doch
Lernbehindert
Bro Sis ist scheiße
Bro Sis sind scheiße
Hast du recht
...
Lacher waren garantiert. Meist natürlich bei den „unanständigen“ Worten - klar, das kommt immer gut an. Bei solchen Texten mimte er die unterschiedlichen möglichen Stimmen nach. Ein wahres Fest. Swantje und ich grinsten um die Wette. Ebenso las BvSB aus dem Treppenaufgang des Kölner Doms ( wie soll man sich die Recherche vorstellen, bei den engen Platzverhältnissen der Wendeltreppe aber regen Besucherverkehrs zwischen Domplatte und Aussichtsterrasse.)
Der Text „Wohnen, Möbel, Leben“ brachte die Leute noch einmal richtig in die Gefahr am nächsten Morgen Bauchmuskelkater zu haben. Nun ist Pause. Die Mädels müssen aufs Klo, die Männer zur Bar, es gibt zwar hier und da Publikumsteile die solchen Bedürfnissen während der Lesung nachgehen, aber der Großteil weiß sich zu benehmen.
Nun gut, ich vielleicht nicht wirklich, denn ich habe bereits beim zweiten Text eine Bitt-SMS nach Basel und Potsdam geschickt, man möge mir doch sekundengenau den Zwischenstand Schweiz/Frankreich durchgeben. Was dann auch gemacht wird, extra für mich zappte Andre zwischen den Kanälen, wirklich punktgenau nach Spielplan, mit Zeitangabe und Spielernamen (blöd das ich mit den Namen erst mal nicht die Mannschaft zuordnen konnte, geht ja nicht um schwedische Namen). Swantje gab mir noch einen Weißwein aus und ich schaute am Merchstand sehnsüchtig auf das neue Buch. 12,90 Euro. Und ich war grad nicht so flüssig. Ich kam mir vor wie im Bonbonladen.
Es folgten die Texte:
Waffeninspektion
Sporthilfe
Hohe Schuhe ( versteht ihr? Hohe Schu(l)e!)
Nebenbei folgte ein Wechselbad der Gefühle für mich mit 1:0, 1:1,...oh jetzt schon 1:3
allerdings für Frankreich, mist.
Zwischen drin bekam das Publikum einen Blick geschenkt, eine kleine Anekdote erzählt von vollgekotzten Rockstar-Backstageräumen mit weisen Losungen an den Wänden - Zeromancer sicherten sich hier einen Platz in der Aufzühlung- und Hessischen Schülern die die Pisastudie wohl knapp unterlaufend hätten, wenn man den Beiträgen aus einer seiner Radiosendungen aus Ffm glauben schenken sollte, in der ein Olpe und eine Joya zusammen mit Marko, Steffen und Tommy (*augenbraunhochzieh*) eine verzwickte Liebesgeschichte erlebt, voll krass alda!
und Je’taime als direkte Zugabe „Dann erspar ich mir das Weggehen und Wiederher-Kommen.“ Wenn man sich schon über eine deutsche Rand-Sprachgruppe lustig macht, dann bitte auch über Sächsisch. Hatte BvSB doch schon immer eine Vorliebe für die ostdeutschen Besonderheiten.
Vielleicht sollte er noch etwas am sächsischen Dialekt üben und Magdeburg liegt in Sachsen Anhalt aber alles im Allen- grandioser Lacherfolg. Es geht um die MDR-Show „je’taime- wer mit wem“ Eine Datingshow im Mitteldeutschen Rundfunk. Nachdem die leicht tränignass gelachten Augen abtrocknet sind, bekommt BvSB seinen verdienten Applaus und die Zurufe und verabredet sich mit seinen Fans in 5 min am Merchstand.
Ich blickte schnell zu Swantje die natürlich verstand und milde lächelnd nickte. In Bonn hatte er dafür ja keine Zeit gehabt, weil er zum Freundinnen-Geburtstag musste. Die Show war diesmal recht ruhig gehalten, ich war keines weg enttäuscht deswegen, er hatte in Interviews bereits „verwirrendes früheres Verhalten und jetzt erscheinende Fehler“ eingeräumt. Ich war ganz froh, nicht als Material auf die Bühne geordert worden zu sein und die neuen Texte waren wie erwartet genial verfasst und vorgetragen worden. Wein war lecker, Swantje war natürlich wie immer eine sehr gute Begleitung ( *umarm*) und der Barkeeper war happy dass ich ihm den genauen Spielstand beider Länderspiele sagen konnte.
Alle glücklich und zufrieden, na bitte! Fast jeder Gast verließen den Saal um sich draußen wie in einer überfüllten U-Bahn am letzten Tag vor Weihnachten zu drängen um einen Schriftzug aus vier Buchstaben zu ergattern. Ich hatte mir eigentlich fest vorgenommen, niemals ein Autor-gramm zu holen, von BvSB wollte ich nur selbstgeschriebene Texte und nicht seinen selbstgeschrieben Namen haben, nur das langersehnte Buch kaufen (kaufen lassen ;) ) und raus. Raus war aber nicht drin, denn alle Anderen waren noch drin und blockierten den Ausgang. Drum unterhielten Swantje und ich uns einige weitere Minuten über die Show und kommende Dates und als fast nur noch Crew, Merch und Autor da war ( und der mir unbekannte Schauspieler verdächtig nah bei Swantje saß) nahm ich meinen Mut zusammen und stellte mir vor, wieder 16 zu sein. Und jetzt habe ich also ein Autogramm direkt auf meinem Schweiz-Shirt. Wenn das mal nicht toll ist! * lach*
Swannie wollte uns noch zu einem Foto nötigen aber ich wollte nicht und ich wusste, dass er sicher immer noch nicht gern fotografiert werden wollte, da haben wir ähnliche Phobien. Benjamin (nach der Signierung kann ich ihn ruhig mit dem Vornamen ansprechen) verließ mit einigen Freunden die Halle um noch etwas vom Abend inBerlin zu haben und ich kam überraschend gut und zügig heim. Und taub war ich auch nicht... juhu!
Auf die nächste Lesung! Hoffentlich bald!
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Benjamin von Stuckrad-Barre -17.03.02 Bonn
milkland, 04:50h
Die Stille nach dem Ton
Benjamin von Stuckrad-Barre 17.03.02
Bonn - Pantheon
(oben rechts jetzt bitte Gebärdensprache-Moderator einblenden)
So oder so ähnlich denke ich mir, kann man diesen Bericht betiteln. Zig Konzerte halbwegs unbeschadet überstanden, bei Moby 1999 vor dem Frontlautsprecher getanzt, am Ende ("Thousand" der schnellste Beat wo gibt) dagegen gelehnt, auf Festivals unbeirrt vor den Türmen aus Lautsprecherboxen gesessen und sich dabei sogar noch unterhalten ... einmal in Bonn bei einer Lesung gewesen und aus die Maus. Aber das ist ein Individualschicksal - das war einer der Lieblingsbegriffe die uns von der Bühne, da noch erträglich leise, entgegen schallten. Doch davon später.
Ich saß mit meinen Freunden links in guter Sicht-Hörweite vor dem samtbedeckten Tisch und wir erwarteten: einige Texte aus dem neuen Buch "Deutsches Theater" ( SEHR GUT!!!! KAUFEN!!!), eine Menge Unterbrechungen seitens des Autors und einige Unterbrechungsversuche seitens der blonden, Turnschuh zu Karoröcken tragenden Studentinnen vor der Bühne sowie einige kurze, ausgewählte Musikstücke als Pausenüberbrückung. Ich hatte mich doch vorbereitet... hab doch MTV!
Das Publikum war schon mal gemäß meiner Erwartung. Wie lange wohn ich nun hier in dieser Stadt? 3 Jahre? Ich kannte niemanden. Macht nichts. Wahrscheinlich war ich auch der einzige Realschulabschluß-Abi-versucht-aber-war-nicht Ossi des Abends. Und dann noch ein "Grufti" . You know what I mean?
Benjamin von Stuckrad-Barre (im folgenden nur BvsB genannt) betrat rasch die Bühne, nahm noch rascher Platz, hektisch die Texte ordnend, sich entschuldigend, er habe gestern in Köln wohl etwas zuviel gefeiert und nun keine Zeit gehabt, wäre praktisch gezwungen worden, auf die Bühne zu gehen aber das wäre ja alles kein Problem und überhaupt, schön wieder hier zu sein, ist denn einer gestern auf der Little Cologne gewesen, solle er denn nun den Showablauf extra wegen dieser einen Person ändern, nein er glaube nicht, dass das ginge, wäre ja ein Individualschicksal und da könne er nun gar nichts für.....
Also das typische BvsB-Monolog-Einleitungs-ohne-Punkt-und-Komma-Hallo. Da möchte man doch stellvertretend für ihn ein- und ausatmen aus Angst, er könne jeden Moment feststellen, dass er selber zu atmen vergessen hat und umfallen. Und dann sitzt man da mit der bezahlten Karte. Right?! *g*
Na jedenfalls ging ' s dann los, der erste Text war... ähm.... jedenfalls nicht der mit BAP, der kam später. Ähm.. und auch nicht der über den Nürburgring... vergessen... passiert. Bei meiner heutigen Recherche fiel auf: Gut das es die Fotos hinter ihm auf der Leinwand gab! Ich visuell veranlagter Mensch erinnere mich eher an die Reihenfolge der Bilder als an die der Texte.
Also im laufe der zwei Stunden hörten ( und sahen) wir von:
* Formel 1
* Promotion ( kann sein, das war das erste)
* Manfred Krug
* Pizzabringdienst
* Gastronomie ( der Lacher schlecht hin)
* Homeshopping
* Mietverhältnis
* Wind of Chance (mit Rocco Klein als Gastleser)
* Der Kitschmillionär (als gewünschte und akzeptierte Zugabe)
Natürlich kann BvsB auch langsamer reden. Ganz langsam und dann mit vibrierender Bassstimme. Vor allem dann wenn ihm etwas scheinbar peinlich ist und er es noch dreimal erwähnt, damit auch wirklich jeder mitkriegt, was er da grad so peinliches gesagt haben soll. Beispielsweise brachte ihn die Verwechslung der Handtuchfarbe fast um die Innere Ausgeglichenheit: GRÜN?! Das ist doch gelb! Wieso sagte ich grün? Wie kann ich nur? So früh am Abend schon Wortfindungsschwierigkeiten? Warum? Wieso? Grün... nein Gelb!
Und auch in spätere Texte baute er immer wieder gern diese, wohl jetzt legendäre Passage Grün-Gelb-hauptsache-Handtuch ein.
Alles ist Material, aha ich verstehe.
Überhaupt unterbrach er gern die Lesung um einige kleine erlebte Geschichtchen zu erzählen, die ihm auf den vergangenen Tagen der Lesereise widerfahren sind. Da ist es wohl von Vorteil, wenn man sich in der deutschen Prominenz auskennt. Ich wusste in 9 von 10 Fällen nie um wen es geht. Realschulabschluß-Abi-versucht-aber-war-nicht Ossi, ich sag ' s ja!
Ob die blonden Studentinnen wohl nach diesen Geschichtchen in dem Buch suchen werden? Ich hoffe ja, ich weiß nein.
Zwischen Beispielen für sein Können als Autor unterhielt BvsB sich- und sich mit den anwesenden Gästen. Da wurde der Text vom Merrcie-das-es-dich-gibt-Lied mühsam zusammen getragen
(super mentale Beeinflussung, ich habe am selben Abend noch im Internet gesucht damit ich endlich endlich!!! den richtigen Wortlaut weiß... ), über die Herkunft der Tablettendöschen auf seinem Tisch spekuliert (hierbei gewann das Interesse an denen aus Halle vor dem Interesse an denen aus Hannover ) und wieder über die vergangenen Tage der Lesereise berichtet. Langsam glaube ich, alle Prominenten ( ob ich sie nun kenne oder nicht) leben ständig in Hotels und treffen ständig auf BvsB. Alle kein zu Hause oder wie? Doch klar, sie hatten eins... siehe Manfred Krug in " Ruhestand " ("Ha ha denkt ihr ich kann alle Seitenzahlen meiner Werke auswendig?") (Seite 79 anm.d.red) Aber auch in ihrem Zu-Hause treffen sie auf BvsB. Alles ist Material. Ja, das ist nun klar.
Irgendwann am Abend fiel ihm ein, dass eine Bonner Freundin (Neid macht sich sichtbar breit in den Gesichtern der hellhaarigen Turnschuh-mädels... eine von ihnen !!! hier !!! in Bonn!!!) habe ihn zu einer Geburtstagsfeier nach der Show eingeladen. Wo denn die Pariser Str. und das Studentenwohnheim sei? Ich dachte mir, ja hallo? Sollen jetzt alle mal ZUFÄLLIG da vorbei gehen oder wie? Und er habe nun gar kein Geschenk für diese wirklich liebe geliebte Freundin. Bitte helfen! Jetzt!
Und tatsächlich... es dauerte nur 3 weitere Textvorstellungen und 4 Promi-Geschichten und die erste blonde Studentin kippte ihre Tasche aus und reichte CDs auf die Bühne. War dann aber noch nicht so das richtige....die habe sie schon, die liebe Freundin. Daraufhin konnte die nette CD-Spenderin anbringen, dass sie auch schon alles von BvsB habe und es nun wohl schwierig mit dem Gegengeschenk werden würde. Ich habe nicht die ganze Diskussion mitbekommen, jedenfalls flog am Ende die eben überreichte Studentinnen-CD im hohen Bogen wieder in den Saal. Der Vorschlag: mit dem Geburtstagskind auf ein Frühstück nach Paris! wurde sofort abgelehnt. Da könne er ihr ja gleich was anderes sagen. Ich will ' s nicht wiederholen WAS, weil es ihm selber so scheinbar peinlich war, dass er es wiederum dreimal wiederholte und leise in das hellhörige Publikum murmelte. Daraufhin bekam er herzige Ohrringe. Wohl eben aus den Ohrläppchen gezogen. Hmmmm da freut sich sie sicher, dachte ich. Es folgte ein Schal und eine Strickjacke. Alles gebrauchte Dinge. Ist wahrscheinlich eine brauchbare Freundschaft... o.k. der Witz war nicht so gut.
Ich überlegte mir, was die Gute eigentlich von ihm zu Weihnachten bekommen würde, wenn er schon jetzt so viele materialistische Dinge um sich sammelt wie es eben nur ging? Ich hätte mich über einen selbstrausgerissenen Strauß Frühblüher und Sträucher mehr gefreut als über schon benutzte Geschenke aus Fankreisen. Am Ende begegnen sich der einstige Besitzer und die Beschenkte in der Stadt... wie peinlich.
Ach für dich? Ach von dir?
Nun mal zu meinem Individualproblem. Die Lautstärke. Nach nur 15 min auf der Bühne, bemerkte BvsB ein leises (für ihn immer störender werdendes) Pfeifen. Das musste abgestellt werden. Wurde es dann auch ( die Bierkühlanlage soll es gewesen sein, bezweifelten aber alle im Saal) Beim nachprüfen des verschwundenen Pfeifen muss er dann aber wohl den Volume-Regler der Anlage bis zum Anschlag gedreht haben ( Plus wohlgemerkt) denn beim erklingen der Übergangsmusik zum neuen Thema, zuckten alle zusammen. Das waren Schmerzen! Bei mir zumindest, saß ich doch nur 3 Meter vor/unter den zwei großen Boxen. Kommentar von der Bühne: "Oh, ha ha, na dann pfeift es wohl jetzt bei jedem selbst."
Aber leiser wurde es auch nicht. Also hielt ich mir unauffällig immer ein Ohr zu, wenn es wieder so weit schien. Half nicht viel. Bin immer noch sensibel wenn es zu laut wird um mich herum. Ich höre derzeit mehr Freundeskreis als Wumpscut. Hoffe das wird sich wieder geben.
Was ich noch bemerkenswert fand, war die eine blonde Frau ganz vorn, 1. Reihe auf meiner linken Seite. Als BvsB sich auf der Suche nach Liedtext/Geschenk/Aufmerksamkeit was auch immer, zu uns wand, war ihr wohl auf einmal sehr sehr warm und sie musste jetzt dringend mal ihren Pullover ausziehen. 3 min später war ihr dann wohl wieder zu kalt in ihrem Top. Da sah er ja auch nicht mehr her. *g*
Nach 2 Stunden und einer kleinen Pause verabschiedete BvsB sich in gewohnt kurz gehaltener Verabschiedungs-Art und eilte wohl mit seinen Gaben Richtung mir unbekannter Pariser Str. Kein Nachwinken... kein Autor-Gramm ( ha was ' n Wortwitz, wa?)
Brav verließen auch die vielen Gäste und die paar Künstlergäste
(in ungebildeten Kreisen heißt das V.I.P. und ich hätte nach dem Platz nehmen am Tisch den Zettel gaaaaanz schnell verschwinden lassen aber ich durfte ja nicht mal fotographieren....) den Saal. Wie vermisste ich die üblichen Musikergewohnheiten: noch mal raus-runter-hinterkommen, Backstagepass-Präsentieren, mit Fans reden und dann der-Bus-fährt-sorry-bis-morgen-oder-so gehen.
Heute saß ich mit dem neuerworbenen Buch ( jaaaa alles hatte ich nun doch noch nicht) in der Bahn und machte mir so meine Gedanken, ob sich denn andere nun wegen dieses Buches Gedanken über mich machten. Ist das nun out, ein Buch eines Autors öffentlich zu lesen, wo er grad erst in der Stadt war? Erscheint man dann " in " oder wie ein mitlaufender Anfänger? Aber ich habe die Vermutung, wenn die sich überhaupt Gedanken um mich machen, dann sicher nicht deswegen.
Realschulabschluß-Abi-versucht-aber-war-nicht Ossi.. und noch dazu in schwarz. Alles ist eben ... ach ihr wisst schon.
Benjamin von Stuckrad-Barre 17.03.02
Bonn - Pantheon
(oben rechts jetzt bitte Gebärdensprache-Moderator einblenden)
So oder so ähnlich denke ich mir, kann man diesen Bericht betiteln. Zig Konzerte halbwegs unbeschadet überstanden, bei Moby 1999 vor dem Frontlautsprecher getanzt, am Ende ("Thousand" der schnellste Beat wo gibt) dagegen gelehnt, auf Festivals unbeirrt vor den Türmen aus Lautsprecherboxen gesessen und sich dabei sogar noch unterhalten ... einmal in Bonn bei einer Lesung gewesen und aus die Maus. Aber das ist ein Individualschicksal - das war einer der Lieblingsbegriffe die uns von der Bühne, da noch erträglich leise, entgegen schallten. Doch davon später.
Ich saß mit meinen Freunden links in guter Sicht-Hörweite vor dem samtbedeckten Tisch und wir erwarteten: einige Texte aus dem neuen Buch "Deutsches Theater" ( SEHR GUT!!!! KAUFEN!!!), eine Menge Unterbrechungen seitens des Autors und einige Unterbrechungsversuche seitens der blonden, Turnschuh zu Karoröcken tragenden Studentinnen vor der Bühne sowie einige kurze, ausgewählte Musikstücke als Pausenüberbrückung. Ich hatte mich doch vorbereitet... hab doch MTV!
Das Publikum war schon mal gemäß meiner Erwartung. Wie lange wohn ich nun hier in dieser Stadt? 3 Jahre? Ich kannte niemanden. Macht nichts. Wahrscheinlich war ich auch der einzige Realschulabschluß-Abi-versucht-aber-war-nicht Ossi des Abends. Und dann noch ein "Grufti" . You know what I mean?
Benjamin von Stuckrad-Barre (im folgenden nur BvsB genannt) betrat rasch die Bühne, nahm noch rascher Platz, hektisch die Texte ordnend, sich entschuldigend, er habe gestern in Köln wohl etwas zuviel gefeiert und nun keine Zeit gehabt, wäre praktisch gezwungen worden, auf die Bühne zu gehen aber das wäre ja alles kein Problem und überhaupt, schön wieder hier zu sein, ist denn einer gestern auf der Little Cologne gewesen, solle er denn nun den Showablauf extra wegen dieser einen Person ändern, nein er glaube nicht, dass das ginge, wäre ja ein Individualschicksal und da könne er nun gar nichts für.....
Also das typische BvsB-Monolog-Einleitungs-ohne-Punkt-und-Komma-Hallo. Da möchte man doch stellvertretend für ihn ein- und ausatmen aus Angst, er könne jeden Moment feststellen, dass er selber zu atmen vergessen hat und umfallen. Und dann sitzt man da mit der bezahlten Karte. Right?! *g*
Na jedenfalls ging ' s dann los, der erste Text war... ähm.... jedenfalls nicht der mit BAP, der kam später. Ähm.. und auch nicht der über den Nürburgring... vergessen... passiert. Bei meiner heutigen Recherche fiel auf: Gut das es die Fotos hinter ihm auf der Leinwand gab! Ich visuell veranlagter Mensch erinnere mich eher an die Reihenfolge der Bilder als an die der Texte.
Also im laufe der zwei Stunden hörten ( und sahen) wir von:
* Formel 1
* Promotion ( kann sein, das war das erste)
* Manfred Krug
* Pizzabringdienst
* Gastronomie ( der Lacher schlecht hin)
* Homeshopping
* Mietverhältnis
* Wind of Chance (mit Rocco Klein als Gastleser)
* Der Kitschmillionär (als gewünschte und akzeptierte Zugabe)
Natürlich kann BvsB auch langsamer reden. Ganz langsam und dann mit vibrierender Bassstimme. Vor allem dann wenn ihm etwas scheinbar peinlich ist und er es noch dreimal erwähnt, damit auch wirklich jeder mitkriegt, was er da grad so peinliches gesagt haben soll. Beispielsweise brachte ihn die Verwechslung der Handtuchfarbe fast um die Innere Ausgeglichenheit: GRÜN?! Das ist doch gelb! Wieso sagte ich grün? Wie kann ich nur? So früh am Abend schon Wortfindungsschwierigkeiten? Warum? Wieso? Grün... nein Gelb!
Und auch in spätere Texte baute er immer wieder gern diese, wohl jetzt legendäre Passage Grün-Gelb-hauptsache-Handtuch ein.
Alles ist Material, aha ich verstehe.
Überhaupt unterbrach er gern die Lesung um einige kleine erlebte Geschichtchen zu erzählen, die ihm auf den vergangenen Tagen der Lesereise widerfahren sind. Da ist es wohl von Vorteil, wenn man sich in der deutschen Prominenz auskennt. Ich wusste in 9 von 10 Fällen nie um wen es geht. Realschulabschluß-Abi-versucht-aber-war-nicht Ossi, ich sag ' s ja!
Ob die blonden Studentinnen wohl nach diesen Geschichtchen in dem Buch suchen werden? Ich hoffe ja, ich weiß nein.
Zwischen Beispielen für sein Können als Autor unterhielt BvsB sich- und sich mit den anwesenden Gästen. Da wurde der Text vom Merrcie-das-es-dich-gibt-Lied mühsam zusammen getragen
(super mentale Beeinflussung, ich habe am selben Abend noch im Internet gesucht damit ich endlich endlich!!! den richtigen Wortlaut weiß... ), über die Herkunft der Tablettendöschen auf seinem Tisch spekuliert (hierbei gewann das Interesse an denen aus Halle vor dem Interesse an denen aus Hannover ) und wieder über die vergangenen Tage der Lesereise berichtet. Langsam glaube ich, alle Prominenten ( ob ich sie nun kenne oder nicht) leben ständig in Hotels und treffen ständig auf BvsB. Alle kein zu Hause oder wie? Doch klar, sie hatten eins... siehe Manfred Krug in " Ruhestand " ("Ha ha denkt ihr ich kann alle Seitenzahlen meiner Werke auswendig?") (Seite 79 anm.d.red) Aber auch in ihrem Zu-Hause treffen sie auf BvsB. Alles ist Material. Ja, das ist nun klar.
Irgendwann am Abend fiel ihm ein, dass eine Bonner Freundin (Neid macht sich sichtbar breit in den Gesichtern der hellhaarigen Turnschuh-mädels... eine von ihnen !!! hier !!! in Bonn!!!) habe ihn zu einer Geburtstagsfeier nach der Show eingeladen. Wo denn die Pariser Str. und das Studentenwohnheim sei? Ich dachte mir, ja hallo? Sollen jetzt alle mal ZUFÄLLIG da vorbei gehen oder wie? Und er habe nun gar kein Geschenk für diese wirklich liebe geliebte Freundin. Bitte helfen! Jetzt!
Und tatsächlich... es dauerte nur 3 weitere Textvorstellungen und 4 Promi-Geschichten und die erste blonde Studentin kippte ihre Tasche aus und reichte CDs auf die Bühne. War dann aber noch nicht so das richtige....die habe sie schon, die liebe Freundin. Daraufhin konnte die nette CD-Spenderin anbringen, dass sie auch schon alles von BvsB habe und es nun wohl schwierig mit dem Gegengeschenk werden würde. Ich habe nicht die ganze Diskussion mitbekommen, jedenfalls flog am Ende die eben überreichte Studentinnen-CD im hohen Bogen wieder in den Saal. Der Vorschlag: mit dem Geburtstagskind auf ein Frühstück nach Paris! wurde sofort abgelehnt. Da könne er ihr ja gleich was anderes sagen. Ich will ' s nicht wiederholen WAS, weil es ihm selber so scheinbar peinlich war, dass er es wiederum dreimal wiederholte und leise in das hellhörige Publikum murmelte. Daraufhin bekam er herzige Ohrringe. Wohl eben aus den Ohrläppchen gezogen. Hmmmm da freut sich sie sicher, dachte ich. Es folgte ein Schal und eine Strickjacke. Alles gebrauchte Dinge. Ist wahrscheinlich eine brauchbare Freundschaft... o.k. der Witz war nicht so gut.
Ich überlegte mir, was die Gute eigentlich von ihm zu Weihnachten bekommen würde, wenn er schon jetzt so viele materialistische Dinge um sich sammelt wie es eben nur ging? Ich hätte mich über einen selbstrausgerissenen Strauß Frühblüher und Sträucher mehr gefreut als über schon benutzte Geschenke aus Fankreisen. Am Ende begegnen sich der einstige Besitzer und die Beschenkte in der Stadt... wie peinlich.
Ach für dich? Ach von dir?
Nun mal zu meinem Individualproblem. Die Lautstärke. Nach nur 15 min auf der Bühne, bemerkte BvsB ein leises (für ihn immer störender werdendes) Pfeifen. Das musste abgestellt werden. Wurde es dann auch ( die Bierkühlanlage soll es gewesen sein, bezweifelten aber alle im Saal) Beim nachprüfen des verschwundenen Pfeifen muss er dann aber wohl den Volume-Regler der Anlage bis zum Anschlag gedreht haben ( Plus wohlgemerkt) denn beim erklingen der Übergangsmusik zum neuen Thema, zuckten alle zusammen. Das waren Schmerzen! Bei mir zumindest, saß ich doch nur 3 Meter vor/unter den zwei großen Boxen. Kommentar von der Bühne: "Oh, ha ha, na dann pfeift es wohl jetzt bei jedem selbst."
Aber leiser wurde es auch nicht. Also hielt ich mir unauffällig immer ein Ohr zu, wenn es wieder so weit schien. Half nicht viel. Bin immer noch sensibel wenn es zu laut wird um mich herum. Ich höre derzeit mehr Freundeskreis als Wumpscut. Hoffe das wird sich wieder geben.
Was ich noch bemerkenswert fand, war die eine blonde Frau ganz vorn, 1. Reihe auf meiner linken Seite. Als BvsB sich auf der Suche nach Liedtext/Geschenk/Aufmerksamkeit was auch immer, zu uns wand, war ihr wohl auf einmal sehr sehr warm und sie musste jetzt dringend mal ihren Pullover ausziehen. 3 min später war ihr dann wohl wieder zu kalt in ihrem Top. Da sah er ja auch nicht mehr her. *g*
Nach 2 Stunden und einer kleinen Pause verabschiedete BvsB sich in gewohnt kurz gehaltener Verabschiedungs-Art und eilte wohl mit seinen Gaben Richtung mir unbekannter Pariser Str. Kein Nachwinken... kein Autor-Gramm ( ha was ' n Wortwitz, wa?)
Brav verließen auch die vielen Gäste und die paar Künstlergäste
(in ungebildeten Kreisen heißt das V.I.P. und ich hätte nach dem Platz nehmen am Tisch den Zettel gaaaaanz schnell verschwinden lassen aber ich durfte ja nicht mal fotographieren....) den Saal. Wie vermisste ich die üblichen Musikergewohnheiten: noch mal raus-runter-hinterkommen, Backstagepass-Präsentieren, mit Fans reden und dann der-Bus-fährt-sorry-bis-morgen-oder-so gehen.
Heute saß ich mit dem neuerworbenen Buch ( jaaaa alles hatte ich nun doch noch nicht) in der Bahn und machte mir so meine Gedanken, ob sich denn andere nun wegen dieses Buches Gedanken über mich machten. Ist das nun out, ein Buch eines Autors öffentlich zu lesen, wo er grad erst in der Stadt war? Erscheint man dann " in " oder wie ein mitlaufender Anfänger? Aber ich habe die Vermutung, wenn die sich überhaupt Gedanken um mich machen, dann sicher nicht deswegen.
Realschulabschluß-Abi-versucht-aber-war-nicht Ossi.. und noch dazu in schwarz. Alles ist eben ... ach ihr wisst schon.
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