Montag, 22. Oktober 2007
P.O.L. - 17.02.2006 Berlin
milkland, 03:42h
POL
17.02.2006 Cafe Zapata Berlin
Wie versuch ich meinen „Zurückgebliebenden“ nicht dabei Gewesenden nun am Besten zu vermitteln, was einem bei dieser Band aus Berlin musikalisch erwartet? Zu meinem Glück hat das schon jemand anderes versucht.... ich will nicht wissen, wie lange er wohl dafür gebraucht hat.
Goldfrapp steht da, Portishead wird erwähnt, von Nick Cave und David Bowie ist die Rede. Alles durchaus verwendbare Charakterisierungen. Während der Show rätselte man: „ihre Stimme erinnert mich an jemanden... warte ich komm gleich drauf... an Björk! Hör doch mal!“ und hinter mir hörte ich ein beeindrucktes „ Filmmusik! Filmmusik!“. Die „I love you!” Rufe waren daher nur noch eine Frage der Zeit. Da waren sich die Leute wieder einig. POL gewinnen.
Bei meinen „normalen“ Szene-Konzertbesuchen ist das ja nun nicht selbstverständlich. Wie schon oft erwähnt, kann Berlin es Künstlern sehr schwer machen. In der Hauptstadt ist man mehr als verwöhnt wenn es um kulturelles Angebot geht. Wer da den Zuschlag bekommt, der muss schon was bieten.Etwas war mir ebenfalls neu: Es wurde schon vorher gefeiert. Da war nichts mit „ 10 min an der Bar stehen“ und lässig auf den pünktlichen Beginn warten. Im Cafe Zapata, einem der vielen kleinen Räumen im Tacheles Berlin-Mitte, herrschte gegen 22:00 Uhr schon höchstes Funlevel. Ich meine, wenn ein Rosenverkäufer innerhalb von einigen Minuten ganze 15 Blumen los wird..... Die Leute waren auf Party aus.Ich stand unter einem feuerspuckenden Drachenkopf aus Eisen (hallo Sage Club) und versuchte, meine Bierflasche grade zu halten und sie mir weder aus der Hand schlagen zu lassen noch einem der anwesenden Kinder (??) vor die Stirn zu hauen. Anstrengend... nebenbei durchsuchte ich die zappelnde Menschenmenge nach meiner, bereits seit langem auf mich warten müssenden, Begleitung. Ja sorry, ich wusste nicht was ich anziehen sollte...
Die Zeiger zog es gerade auf halb Elf als eine Gruppe eben noch ausgelassen tanzender und jubelnder, stylisch auf dem neusten Stand seiender Partypeople polonäseartig den Raum verließ. War wohl hier üblich, erfuhr ich später. Club-Hopping mit festen Zeiten.
Dass das jetzt auch noch der Startschuss für die Band war, stellte mich gleich völlig vor ein Rätsel.
Serena Gruß, Tarek Saleh, Markus Köstner und Carsten Klatte suchten ihren Spielplatz für die kommenden Stunden auf und begannen entschlossen und voller Energie mit ihrem Konzert. Kleinen Justierungsschwächen des Frontmikrophonständers wurde nicht weiter Beachtung geschenkt. Dann war das eben heute Free-Style ohne Stützpunkt. Serenas erster Satz bezüglich des ständig einklappenden Tonabnehmers machte jedenfalls gute Laune. ;)
Die folgenden Klänge verbreiteten in Windeseile eine unglaublich gute Stimmung bei den verbliebenden Gästen. Von draußen strömten konstant neue Zuhörer herein, die dann ebenfalls ansteckt von Rhythmus, Dynamik und den wunderbar warmen und geschulten Stimmen Serenas und Carsten bis zum lautumjubelten Ende blieben. In gut zwei Stunden wurde so einiges geboten: Texte in Englisch oder Spanisch gesungen, als Solo oder Duett, sanf und leise vorgetragen oder mit voll Gas ins Nervenzentrum und jedes Mal mit glaubhafter Umsetzung und handwerklichem Können.
Wer jetzt auf eine klare Einordnung nach Musikstil und kompatiblen Vergleichskünstlern wartet, stellt sich bitte hinten an. Ich werde nichts versuchen, da fehlen mir zum einen die Kenntnisse außerhalb der Synthipopwelt und ausserdem der Wille, ich halte nicht viel von „sound like“... POL ist POL, jeder nur ein Kreuz! Auf dem Flyer am Eingang stand jedenfalls Indie Pop, was so ziemlich alles und nichts bedeuten kann.Nach einer halben Stunde etwa setzte sich der Spieltrieb durch und nun wurde das Publikum von Seiten der Band gefordert. Zahlreiche Päckchen Sternchenfeuer (Wunderkerzen für die anderen Deutschen) flogen im hohen Bogen in den Zuschauerraum. Das kommt dabei raus, wenn man zu oft mit Goethes Erben rumhängt – dachte ich so bei mir.
But it works! Die Leute waren begeistert -Geschenke erhalten die Freundschaft - und schwenkten die Leuchtstäbchen hoch über ihren Köpfen. Allerdings ist die Aufmerksamkeitsspanne dahin wenn alle Welt nach Feuerzeugen kramt oder versucht, dem Funkenflug auszuweichen. Die wunderschöne Ballade währenddessen ging da vielleicht etwas unter. Bald hatten die Musiker die Aufmerksamkeit wieder zurück erlangt und legten noch einen Zahn zu. Pogende Menschen inklusive.
Als die Band zum Luftholen in den hinteren Raum verschwand, orderte man sie alsbald mit kräftigem Beifall und Zurufen erneut auf die Bühne zurück und entließ sie erst nach einigen zusätzlichen „dance“hits nach Hause. Hätte es schon CDs zu kaufen gegeben, sie wären an diesem Abend alle über den Ladentisch gegangen. Anfragen gab es genug. Bislang sind die Studioarbeiten aber noch im vollem Gange. Da brauch man wohl weiter Geduld und als Überbrückung noch mehr Livegigs. Ich bin jedenfalls absolut froh, mich zu diesem Konzertbesuch entschlossen zu haben.
POLs unverbrauchte, leidenschaftliche Spielwut und die gekonnte Kombinationen diverser Stile mit wie gesagt mir sehr gut gefallenden Stimmfarben und Gitarren satt ist eine willkommene Neuerung. Auf ein nächstes Mal!
P.S.: ich hoffe Tarek ist wieder aus seiner kleinen Welt herausgekommen? ;)
Setliste:
INTRO
ON
MY BLUE BALLOON
GIGBAG
DESERT
LATINA
CHICA SENORITA
MISSING LINK
NEW SONG
GLORY
HUMMING IN THE TREES
BELA
IN MY PLACE
MY ADORATION
TWO SNAKES
IN TIME
STATE OF THE ART
ANGELENE
17.02.2006 Cafe Zapata Berlin
Wie versuch ich meinen „Zurückgebliebenden“ nicht dabei Gewesenden nun am Besten zu vermitteln, was einem bei dieser Band aus Berlin musikalisch erwartet? Zu meinem Glück hat das schon jemand anderes versucht.... ich will nicht wissen, wie lange er wohl dafür gebraucht hat.
Goldfrapp steht da, Portishead wird erwähnt, von Nick Cave und David Bowie ist die Rede. Alles durchaus verwendbare Charakterisierungen. Während der Show rätselte man: „ihre Stimme erinnert mich an jemanden... warte ich komm gleich drauf... an Björk! Hör doch mal!“ und hinter mir hörte ich ein beeindrucktes „ Filmmusik! Filmmusik!“. Die „I love you!” Rufe waren daher nur noch eine Frage der Zeit. Da waren sich die Leute wieder einig. POL gewinnen.
Bei meinen „normalen“ Szene-Konzertbesuchen ist das ja nun nicht selbstverständlich. Wie schon oft erwähnt, kann Berlin es Künstlern sehr schwer machen. In der Hauptstadt ist man mehr als verwöhnt wenn es um kulturelles Angebot geht. Wer da den Zuschlag bekommt, der muss schon was bieten.Etwas war mir ebenfalls neu: Es wurde schon vorher gefeiert. Da war nichts mit „ 10 min an der Bar stehen“ und lässig auf den pünktlichen Beginn warten. Im Cafe Zapata, einem der vielen kleinen Räumen im Tacheles Berlin-Mitte, herrschte gegen 22:00 Uhr schon höchstes Funlevel. Ich meine, wenn ein Rosenverkäufer innerhalb von einigen Minuten ganze 15 Blumen los wird..... Die Leute waren auf Party aus.Ich stand unter einem feuerspuckenden Drachenkopf aus Eisen (hallo Sage Club) und versuchte, meine Bierflasche grade zu halten und sie mir weder aus der Hand schlagen zu lassen noch einem der anwesenden Kinder (??) vor die Stirn zu hauen. Anstrengend... nebenbei durchsuchte ich die zappelnde Menschenmenge nach meiner, bereits seit langem auf mich warten müssenden, Begleitung. Ja sorry, ich wusste nicht was ich anziehen sollte...
Die Zeiger zog es gerade auf halb Elf als eine Gruppe eben noch ausgelassen tanzender und jubelnder, stylisch auf dem neusten Stand seiender Partypeople polonäseartig den Raum verließ. War wohl hier üblich, erfuhr ich später. Club-Hopping mit festen Zeiten.
Dass das jetzt auch noch der Startschuss für die Band war, stellte mich gleich völlig vor ein Rätsel.
Serena Gruß, Tarek Saleh, Markus Köstner und Carsten Klatte suchten ihren Spielplatz für die kommenden Stunden auf und begannen entschlossen und voller Energie mit ihrem Konzert. Kleinen Justierungsschwächen des Frontmikrophonständers wurde nicht weiter Beachtung geschenkt. Dann war das eben heute Free-Style ohne Stützpunkt. Serenas erster Satz bezüglich des ständig einklappenden Tonabnehmers machte jedenfalls gute Laune. ;)
Die folgenden Klänge verbreiteten in Windeseile eine unglaublich gute Stimmung bei den verbliebenden Gästen. Von draußen strömten konstant neue Zuhörer herein, die dann ebenfalls ansteckt von Rhythmus, Dynamik und den wunderbar warmen und geschulten Stimmen Serenas und Carsten bis zum lautumjubelten Ende blieben. In gut zwei Stunden wurde so einiges geboten: Texte in Englisch oder Spanisch gesungen, als Solo oder Duett, sanf und leise vorgetragen oder mit voll Gas ins Nervenzentrum und jedes Mal mit glaubhafter Umsetzung und handwerklichem Können.
Wer jetzt auf eine klare Einordnung nach Musikstil und kompatiblen Vergleichskünstlern wartet, stellt sich bitte hinten an. Ich werde nichts versuchen, da fehlen mir zum einen die Kenntnisse außerhalb der Synthipopwelt und ausserdem der Wille, ich halte nicht viel von „sound like“... POL ist POL, jeder nur ein Kreuz! Auf dem Flyer am Eingang stand jedenfalls Indie Pop, was so ziemlich alles und nichts bedeuten kann.Nach einer halben Stunde etwa setzte sich der Spieltrieb durch und nun wurde das Publikum von Seiten der Band gefordert. Zahlreiche Päckchen Sternchenfeuer (Wunderkerzen für die anderen Deutschen) flogen im hohen Bogen in den Zuschauerraum. Das kommt dabei raus, wenn man zu oft mit Goethes Erben rumhängt – dachte ich so bei mir.
But it works! Die Leute waren begeistert -Geschenke erhalten die Freundschaft - und schwenkten die Leuchtstäbchen hoch über ihren Köpfen. Allerdings ist die Aufmerksamkeitsspanne dahin wenn alle Welt nach Feuerzeugen kramt oder versucht, dem Funkenflug auszuweichen. Die wunderschöne Ballade währenddessen ging da vielleicht etwas unter. Bald hatten die Musiker die Aufmerksamkeit wieder zurück erlangt und legten noch einen Zahn zu. Pogende Menschen inklusive.
Als die Band zum Luftholen in den hinteren Raum verschwand, orderte man sie alsbald mit kräftigem Beifall und Zurufen erneut auf die Bühne zurück und entließ sie erst nach einigen zusätzlichen „dance“hits nach Hause. Hätte es schon CDs zu kaufen gegeben, sie wären an diesem Abend alle über den Ladentisch gegangen. Anfragen gab es genug. Bislang sind die Studioarbeiten aber noch im vollem Gange. Da brauch man wohl weiter Geduld und als Überbrückung noch mehr Livegigs. Ich bin jedenfalls absolut froh, mich zu diesem Konzertbesuch entschlossen zu haben.
POLs unverbrauchte, leidenschaftliche Spielwut und die gekonnte Kombinationen diverser Stile mit wie gesagt mir sehr gut gefallenden Stimmfarben und Gitarren satt ist eine willkommene Neuerung. Auf ein nächstes Mal!
P.S.: ich hoffe Tarek ist wieder aus seiner kleinen Welt herausgekommen? ;)
Setliste:
INTRO
ON
MY BLUE BALLOON
GIGBAG
DESERT
LATINA
CHICA SENORITA
MISSING LINK
NEW SONG
GLORY
HUMMING IN THE TREES
BELA
IN MY PLACE
MY ADORATION
TWO SNAKES
IN TIME
STATE OF THE ART
ANGELENE
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