Montag, 8. Oktober 2007
Depeche Mode - Hamburg 08.09.2001
Wo bitte geht's denn hier zum Parkplatz?
Depeche Mode Konzert in Hamburg

Das Leben warnt einen immer vor. Die Vorzeichen sind da, man muss sie nur sehen. Gustes Nachthemd zeigte es deutlich.... das würde ein schwerer Tag werden. Das nächste mal, wenn einer von uns ein Nachthemd verkehrt herum trägt und das erst beim Frühstück merkt, werden wir fluchtartig das Auto packen und los fahren als sei die letzte Stunde angebrochen.
Dieses mal war uns die Bedeutung der blassen Streifen und Innennähte nicht bewusst. Wir frühstückten in Ruhe weiter.
Nach der vorangegangen Nacht in der Matrix standen ja noch die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Sollte es wahr sein? Gibt es wirklich nur noch Leute, die die Farbkombination bunt für die einzig mögliche halten? Und mussten die jetzt unbedingt in die böse Teufeldisco gehen? Ein Marketingeinfall des Veranstalters? Alle gekauft als Alibi?
Zumindest mit dem "Star"DJ Darrin war's lustig, in seinem Rapunzelturm im oberen Stockwerk. Er führte uns durch die alten Hits der 70'ger/80'ger. Nur David Hasselhof legte er nicht auf.
Als wir gegen 13:30 Uhr gen Hamburg aufbrachen, waren wir sicher, die rund 250 km locker zu schaffen, um uns 18:00 mit den anderen treffen und dann entspannt mit der U-bahn zum Depeche Modekonzert zu reisen. Konnten wir nach 80 km vergessen.
Erst gab's einen Angriff der Naturgewalten, die verfilmt den schönen Titel THE LEAVE getragen hätte, Untertitel: Angriff der Killerblätter und nach dem die meisten vertrockneten Baumanhängsel von der Windschutzscheibe gefallen waren, erstrahlte auch schon die Autobahn im roten Licht der bremsenden Autokolonnen. Von da an standen wir im Stau. Das merkt man erst nach einer Stunde, dass man wohl länger steht...kann aber ebenso an dem fehlenden Verkehrsfunk gelegen haben. Guste und ich vertrieben uns die Zeit mit gegenseitigen Vorstellen alter EBM-lieder. Bei Bremen und 17: 30 begannen wir nervös SMS'e zu schreiben, man möge doch bitte schon mal los fahren und nicht auf uns warten, wir schaffen das schon noch, sind ja optimistisch, kann doch nur noch 2 km Stau sein ( selber dran glauben war schwer) und natürlich finden wir uns wieder. Bei vorausgesagten 80.000 Gästen durch aus realistisch.
Der Regen war die einzige Abwechslung. Mal kam er energisch von der Seite, dann mal locker tröpfelnd von oben, dann machte er zwei Stunden lang jeweils nach 20 min eine 5 min Pause oder er donnerte mit voller Wucht frontal an die Scheibe. Die armen Insassen im roten Golf mit AND ONE Aufkleber auf der Heckscheibe texteten nach einer Weile das Mastertunelied "so ist der lauf der Dinge" um und schickten die Reime nach Hamburg zum bereits Vorort seiendem MT_voc, die dort regen Zuspruch fanden.
So ist der Stau der Dinge,
ich steig gleich aus - dreh durch
und nenn mich Inge...

und auf der A aa aaa auffahrt, da traf's uns ganz hart mitten ins Herz...
da ging's nach Bri ii iiikum, da stand'n die auch herum, und schauten dumm...
und dann im Tu uu uuunnel, da hab ich rot gesehen und auch mal grün, und das war schön...
So ist der Stau der Dinge,
ich steig gleich aus - dreh durch
und nenn mich Inge...

Ewig konnte das nicht so weiter gehen, also entschlossen wir uns spontan nach 10 min Kartenkampf auf das Wagnis, die Autobahnpolonäse zu verlassen. Wir bogen nach Kirchenweyhe ab um dann irgendwie nach Achim oder Verden zu gelangen weil dann könnte man ja auf die A7 und vielleicht ist das ja kein Stau....
Bis Kirchenweyhe kamen wir gut voran, einsam und schnell. In Kirchenweyhe-City schob sich allerdings eine Oma vor unser Gefährt, konstant 50 km/h, manchmal auch nur 45... nicht aus der Ruhe zu bringen durch hinten auffahren, winken und haareraufen...
Es half alles nichts, wir verfuhren uns, kamen nur 10 km weiter wieder auf die A1 und in den Stau der sich nur von den Mitspielern verändert hatte. Als wir nach 40 min ein IKEAschild sahen, kamen uns die Tränen! Denn wo ein IKEAschild steht, ist ein Industriegebiet, ein Vorort einer Großstadt, da sind auch die Baustellen... dann haben wir's ja gleich .... na sagen wir in einer Stunde geschafft und können von Bremen aus aufs Gas drücken.
Weitere Texte gefällig, die wir auf dem Weg vorbei an Auffahrunfällen und pinkelnden Männer mitten auf der linken Spur entwarfen?
Hörst du die Hupen dröhnen? Hörst du die Opfer stöhnen?
Siehst du das blaue Licht?
One car, one sky, we drive, we cry
1000 Pfennig sind 10 Maaaark
goodbye wildtrucks, we standing behind you.
Dann endlich passierten wir den Auslöser des Staus, eine Baustelle die die dreispurige Autobahn auf eine Spur verengte. Natürlich ohne Bauarbeiter in der Nähe oder erkennbare baulichen Maßnahmen.
Unmittelbar danach konnten wir mit 150 Km durch den späten Abend flitzen, bis zum nächsten Stau kurz vor Hamburg. Da war's nun völlig unklar warum man jetzt wieder stand.
Es wurde 19:30... wir waren grade mal im Elbtunnel... da war es auch das letzte mal dass wir Ralle am Telefon hatten. Er konnte uns noch schnell die Abfahrt sagen und verschwand dann für den Rest des Wochenendes im Funk-Bermudadreieck.
Guste und ich kamen im Volkspark an... es war 20:09. Neun Minuten bereits spielten Depeche Mode vor 80.000 nassen Menschen. Wir stellten das Auto ab; ohne näher die Umgebung zu erfassen, das ist wichtig zu wissen; und sprangen munter von Pfütze zu Schlammloch bis zur Straße. Aber noch waren wir nicht an der Trabrennbahn. Noch lange nicht. 35 min staksten wir beide nun durch den Park, ständig von bunten Windbreakerträgern und Dauerwellentussis in Lackstiefelchen überholt, überholt hatten die uns auch schon um einige Lebenserfahrungen.
Es regnete immer wieder aufs neue. Es war nass, kalt und viel zu spät. Wir gingen weiter.
Nach einigen Kreuzungen kam der Eingang in Sicht und es ging relativ zügig durch. Und nun ging's den ganzen Weg wieder zurück, nur eben 5 Meter weiter zur Trabrennbahn hin, an den Buchenwald-ähnlichen Baracken vorbei, an Hundestaffeln und immer wieder überholt von Buntvolk das Händchenhaltend einen Rekord in Gleichschritt-Sprint hinlegte.
Wenn's ein And One Konzert gewesen wäre, dann hätte ich wirklich Anfälle gekriegt, so war's noch erträglich... iss doch nur DEMO.
Gegen 21:00 waren wir in Sichtweite der Bühne. Immer wieder schön, diese Leinwände. Wir blieben auf dem Gras, hinter der zweiten Reihe Boxen, da wo man das Bild eher sieht als man den Ton dazu hört. Klar die Augen sind ja auch weiter vorn als die Ohren. Bei den meisten....
Sms'en und anrufen ging hier nicht mehr, wir wurden nicht erhört. Suchen war zwecklos, essen war wichtiger. Die letzte Stunde des ganzen Konzertes war ein schönes Erlebnis. Die Songs waren nicht zu alt, die Farben der Bühne berauschend, die Videos neu und die Klamotten der Band außergewöhlich lustig. Hatte Müller-Westernhagen nicht auch so'n Nadelstreifenanzug? Und ist das da nicht Luuuuuzifeeer, du hast nen Mädchennamen- Martin?
Das Konzert ging dann pünktlich 22:00 zuende, wir waren die besten, das geilste Publikum, ach wie schön, gern geschehen ... das nächste mal auch gleich von beginn an....
Steffen antwortete! Er wäre noch da! DA! Wo da? Na im Schlamm! ... 20 min Pause... im Schlamm bei dem Merchendise -Stand. Ok, wir kommen!
Es gab drei Stände... der zweite war's dann auch. Endlich bekannte Gesichter! Sie standen wirklich im Schlamm, bis über die Knöchel und die Hosenbeine rauf... da hatten wir arge Erklärungsnot wieso wir so sauber geblieben sind.
Steffen, Sebastian, Yvonne, Guste und Milk. Das waren die die sich gefunden hatten. Nun hieß es, zurück zum Auto und alle man zur Aftershowparty, schon wieder Depeche Mode hören. Wir nahmen den linken Ausgang, ganz auf der anderen Seite des Eingang den wir zuerst passiert hatten. Die anderen Menschen liefen eine Straße entlang, wir auch und unterhielten uns gemütlich. Nach 5 min allerdings meldete sich der Kompass im Kopf... so geht's ja gar nicht zum Parkplatz.
Also wieder zurück zum Gelände! Ganz klar, der Eingang war auf der anderen Seite. Über die Wiese, durch den Schlamm, durch den Müll, auf die Security zu. Die hatte mittlerweile abgesperrt und verwiesen auf den gegenüberliegenden Ausgang. Da ginge es am schnellsten zum roten Parkplatz und sie beschrieben mit ihren Armen einen ausgedehnten Halbkreis. O.k.... zurück zum Gelände, über die Wiese, zum Ausgang, mit den anderen Massen mit, durch den Park, an den Kreuzungen leichte Orientierungsprobleme aber richtig entschieden. Wenn man eine Stunde lang läuft und dabei quatscht kann's auch mal passieren, dass man an 10.000 Autos vorbeiläuft, also wieder 800 Meter zurück.
Auf dem Parkplatz waren nun schon die hälfte der Autobesitzer am Ausparken. In ungeordneten Schlangen standen sie mit laufendem Motor hintereinander. Dazwischen suchten wir das unsrige. Wie weit hinten standen wir denn? Konnte man da das Stadion sehen? War das nicht ein Zaun? Ne Baustelle?? Mehr links??? Weiter Vor? HÄ? Nach 25 min sahen wir ein, dass das wohl nicht der richtige Parkplatz war. Zurück zum... neee nur zurück zur Straße. Mal eben auf gut Glück auf einen Kran zu gesteuert... es wurde schlammiger, bekannter, ja da war's!

In der Nähe des Hauptbahnhofes parkten wir das langgesuchte Gefährt und liefen los zur Markthalle, bis Guste fragte, ob ne normal Kneipe mit Dart und Hauptsache ordentlich Stoff nicht besser wäre? Ja wäre es! Wieder zurück zum Auto, da in diesem Viertel alle Kneipen bereits zu waren. Auf zum Schanzenviertel. Unsere Wahl fiel auf das KRÜMEL am neuen Pferdemarkt, das hatte weiter keinen besonderen Grund, war einfach da und hatte auf.
Gleich neben der Theke nahmen wir Platz. Es wurde sofort zu trinken bestellt, immerhin war das die Generalprobe für das Mastertune Konzert in Halberstadt. Ballentines-Cola, viermal bitte.. und einen Grog für Sebastian * fg* Und noch mal bitte.... und sagen Sie, können wir nicht gleich die ganze Flasche kaufen? Nein, das ginge nicht, meinte die leicht verunsicherte blonde Bedienung. Als sie das fünftemal an unseren Tisch kommen musste, fragte sie vorsichtig, ob wir denn öfters hier seinen und woher und warum grade hier....
Sichtlich erleichtert ging sie nach unserer Antwort wieder.... Jedoch bekamen wir die Flasche Ballentines einfach nicht für uns allein, es war zwar offensichtlich dass wir sie sowieso leeren würden, bei unseren 4 cl-Wünschen; aber NEIN - wenn noch ein Gast auch ... und dann wäre da keiner da... also Nein...
Beim Gang aufs Klo entdeckten wir eine zweite volle Flasche hinten im Regal, aber darauf wollten wir uns dann nicht auch noch festlegen. Aber die CD wurde auf unseren Wunsch gewechselt, Yellow wurde als passend ausgewählt, da wir "irgendwas aus den 80'gern" hören wollten.
Trotzdem Hinweis OPEN END bat man uns doch 3:00 Uhr schon zu zahlen. O.K.! Ab dafür zur Tankstelle, ne Flasche Ballentines geholt und zu Yvonne in die Wohnung. Wir entschieden uns für den Westflügel am Kamin. * g *
Es wurden neue Remix und neue Lieder vorgestellt, im Internet gesurft, Wolle Petry gehört und weiter getrunken. Dabei entstanden neue Songvorschläge für Froilein Assämbly und neue Remixideen für Mastertune.
Gegen 6:00 entschied man, dass die angereisten Gäste aus NRW mit in der Wohnung schlafen können, statt im Auto. Es war wie früher in der Jugendherberge: Nacht Johnboy... ja schlaf gut... ähm, kannste uns mal ein gute Nachtlied singen? ... nö... oder doch?.... hiii hiii und hoo hoo und mit einem breiten lächeln schlief man etwas später ein.
Mit einem leichten Schmerz wachte man nur ein paar Stunden später auf... am betroffensten waren der Kopf, die Hüftknochen und ich allein hatte ne fette Bindehautentzündung.
11:00 Uhr .... So ganz langsam wurden alle wach... Yvonne hielt es am längsten durch. Der Rest schaute weiterbildende Kindersendungen und krümmte sich zeitweise vor lachen, wenn der Nachbar von Peter Lustig entsetzt die Scherben seines Gartenzwerges sah und rief: " mein bestes Stück- zerschlagen" " Mein Zwerg steht nicht mehr" und Ich-trag-nur-Latzhose-Peter darauf von Verpackungsmüll singt und " die schlauen machen's nur ohne" behauptet.
Kapitän Blaubär erzählte von den gefürchteten Stiefel-olmen, die keine Ohren hatten und in Stiefel wartend Angler anfallen... durch seinen Nordisch by Nature-Akzent kam bei uns immer nur STEVElolm an und natürlich hat der Ohren!!!!
Kurz vor Mittag machten wir uns bereit, das KRÜMEL erneut zu besuchen, bestimmt freut der Chef sich darüber. Vorher mussten die Männer noch den getrockneten Matsch von den starren Hosenaufschläge abkratzen und die Schuhe frei hämmern. Depeche Mode-Hosen wären ein Verkaufsrenner geworden, stellten wir fest.
Das Frühstück bescherte uns neue Fragen, wieso bekommt ein Extra-large Frühstück-Bestseller die selbe Anzahl Butterstücke, nämlich eins, wie ein 1-Croissant-mit-Nutella-Besteller? Das ist doch ungefähr.
15:00 war Ende mit lustig, die Heimfahrt begann.
Die NRW'ler legten gleich los, fanden als erste die Autobahn und standen auch als erste im Stau, man will ja den Ruf nicht verlieren.
Die Berliner waren eher daheim.
Guste als zweite,
ich als Bonner Loser erst gegen 22:00 Uhr.
Yvonne lassen wir mal außen vor, immer hin wohnt sie in Hamburg ;)
ENDE
Halberstadt, wir kommen!!!

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