Montag, 22. Oktober 2007
Project Pitchfork - Görlitz 16.07.2005
milkland, 02:37h
Steelrose Festival - Görlitz 16.07.2005
Der Moment, wenn man nach über 27 Stunden seine Schuhe in die Ecke stellen und sich wieder in seinem eigenen Bett lang machen kann- ist so verdammt gut. Es sei denn, man ist vorher einen steilen westpolnischen Waldabhang Bobfahrer-mäßig hinuntergesaust und hat sich von stabilen Ästen den Rücken zerkratzen lassen. AUA! Nach anderthalb Stunden Fahrt mit der Stadtbahn bis Cottbus und anschließender 90 minütiger Sardinendosen- Wer noch atmen kann, der schummelt doch- Reise, mit der in ihrer Abteilanzahl dem Mitfahreransturm deutlich unterlegenen Bad Lausitzbahn, hatten Steffi, ich und Lilith den Proviant noch lange nicht vollständig geext. Drum deponierten wir die „Cola- und Wasserflaschen“ samt Erdnusskekse hinter einer großen Wurzel im Park vor der Kulturbrauerei bevor wir pünktlich zur ersten Band des Tages das Gelände betraten. Sehr schön zu sehen, der Osten setzt auf neue Einnahmequellen. Man konnte sich für nur 20 Euro einen Fotopass am Einlass kaufen und somit in den Kreis der Pressegraben-Auserwählten aufgenommen werden. Ideen muss man haben!
Die sehr überschaubare Location mit direkter Sonneneinstrahlung bot eine Menge, wie wohlschmeckendes Essen, mehrere Getränkestände mit reichlich Angebotsvielfalt und für jede Band einen eigenen Merchstand. Mit dem schon im Bummelzug zungengepiercten Fernglas-Orcakopf, den ich mir erst kürzlich im Sealife-Berlin zugelegt hatte, inspizierte man cool und erwachsen die Gegend. (http://www.invalid-minds.com/sealife.html) Schnell stellte sich heraus dass die Berliner Partyszene fast vollständig angereist war. Jeden Meter traf man auf ein bekanntes Gesicht mehr, es erinnerte mich extrem an K17-Partys. Besonders freute mich der Besuch von Lizett aus Schweden, die extra wieder eingeflogen war. Natürlich auch dabei: die Jungs von Flying 55, Sound Tesselated samt Schnappi (ha ha) und die Reisegruppe Köpenik. Ebenso Franka und Bernd. Berlin musste wohl heute mit leeren Tanzflächen kämpfen. Und auch Anne lief uns in kürzester Zeit in die Arme, sodass der Spezialsprachkurs in die nächste Runde gehen konnte. Kurt Krömer wäre stolz auf uns, wa? Der Begriff „ganz schlimme Augenwurst“ fiel diesen Abend aber mal nicht.
Mit The Change startete das Kulturangebot. Recht metallmäßige Töne schwebten über den Platz und brachen sich an den Backsteinmauern der umliegenden Gebäuden. Ziemlich schnell war ihr Set aber auch wieder zu Ende aber so recht Beachtung fanden sie nicht. Das Los der ersten Band eben.
Nach ultraschneller Umbauzeit fingen Dual mit ihren Songs an. Aus Solidarität zu Berlin, früheren Konzerterinnerungen wegen und weil einer des Dual-Teams uns mit dem Auto vom Görlitzer Bahnhof bis direkt Toreingang Steelrose-Festival gefahren hatte, traten die Partypuppen aus dem Schatten hervor, stapelten Taschen und Getränke als Sichtschutzversuch hinter sich und los ging das Tanzfest. Anne und Freundinnen links vor der Bühne, Steffi, Caro und icke rechts davor und nach getaner Arbeit im Fotographenauffangbecken gesellte sich auch eine energiegeladenen Lilith dazu. Der Rest des Publikums demonstrierte durch Fan-shirts und Sitzstreik, dass sie eigentlich eher wegen Staubkind hier sind und Synthpop jetzt nicht ihr Ding war. Der Dualfrontman bestach mit seiner Stimme und eleganten Hüftschwung. Vor der Bühne stieg unsere Stimmung mit jedem neuen Song des Duos, vom anfänglichen Mitwippen ging es stufenlos bis hin zu Moshpitversuchen nach Anne-Art über. Und zeitgleich wurden auch die Gesichter der Musiker immer freundlicher.
Die kommende megakurze Umbaupause krabbelten Steffi und ich wieder durch die Parkvegetation auf Suche nach Stärkung und verpassten beinah den ersten Song der nächsten Band, ebenfalls aus Berlin, Sero.Overdose. Und das bedeutet: weitertanzen! Kein Problem bei diesen wunderschönen Melodien mit genialem Stimmeinsatz von Andre, welche mich ja vor Jahren so sehr an Erasure erinnerte und sofort begeistert hatte. Der riesige natürliche Spot, der sich heute konstant auf die Bühne richtete, wurde wieder mit blauer Sonnenbrille beantwortet, ansonsten blieb man bei der Anzugpflicht für Hauptstadtacts. Im Hintergrund trug man tapfer weiterhin langärmlig und Lederjacke, aber wahre Rockstars, die sonst mit Nadeln gespickte Harcore-Industrial-Screamer begleiten, können damit umgehen. Die Songs der zwei bereits bestehenden Sero.overdose Alben brachten nach und nach mehr Leute in die vorderen Reihen. Das Serotonin wurde in Massen produziert und es hieß zu recht: No time for silence!
Uns heimlich beobachtende Musiker kommender Programmpunkte rechneten sich aufgrund unseres Einsatzes bereits das größtmögliche Stimmungspotential für ihre Show aus und waren später der Meinung, dass wir auch gefälligst bei ihnen in der ersten Reihe zu stehen hätten. Zieh erst mal nach Berlin und dann können wir über eine Aufnahme in die Partypuppen-Absolut-must-dancing-in-front-Kategorie sprechen. Übrigens soll demnächst auch Michael Jackson dieses Jahr Hauptstädtler werden, was ich für glaubhabhafter halte.
Painbastard zogen das Tempo an. Erste Obenohne-Poger besetzten den freien Platz und schreckten auch vor sportlichen Rückwärtshaken nicht zurück. Ich versteh ja meistens nicht wirklich was Sänger Alex so ins Mirko schreit, doch ist allein die Kombination von bekannten Trancetracks mit EBMbeats es wert, ausgiebig honoriert zu werden. Steffi war sofort Feuer und Flamme dafür. Ein Hoch auf Bitterfeld!
Die nächste Umbaupause wurde der Umsatz der Getränkestände gesteigert und ich sah das erstemal die von Lilith hochgelobten head-less in Action. Also die Performance war Klasse. Was kann der Mann auch tanzen. Dafür war es nicht soweit her mit dem was ich hörte. Dazu waren die vorangegangenen Acts zu gut gewesen um darüber hinwegsehen zu können. Es war aber ein Vergnügen zuzusehen.
Jetzt wurden die Umbaupausen länger. Staubkind legen Wert auf sauberen Klang und Qualität ihrer Liveinstrumente. Für alle Kurzsichtigen wurde auch extra das Bandlogo in den Hintergrund gestellt, doch allein ein Blick in den Zuschauerbereich hätte klar gemacht, wer jetzt auftritt. Es wurde eng vor der Bühne und aus den hinteren Reihen konnte ich auf eine Wand aus langen, theatralischen Shirtaufschriften schauen. Louis lenkte sofort in der ersten Sekunde sämtliche Aufmerksamkeiten auf die folgende Performance, denn seine Art des Entertainments mit längeren Ansprachen und der gekonnten Einbeziehung des Publikums machten den Auftritt wie gewohnt zu einem sehr familiären Erlebnis. Bei Staubkind fühlt man sich immer herzlich willkommen. Das überraschte dann auch andere Musiker, welche Sänger Louis zuvor als eher zurückhaltend und schüchtern beschrieben hätten und nun völlig positiv überrascht von dem Wandel waren, zumal die musikalische Darbietung sowie so jeden überzeugen musste. Staubkind sind mit das Beste was sich in letzter Zeit zur Band formiert hat. Pathetische Lyrics hin oder her.
Nik Page tauschte das Bühnenbild aus und stellte neben den bekannten weißen kopflosen Statuen auch mehr Equipment auf. Jedoch fehlte am Keyboard das von mir erwartete Gesicht worauf ich doch etwas enttäuscht drein blickte. Wo war Jamie? Und wo waren schon wieder die Zuschauer hin? Etwas mehr Enthusiasmus bitte, wenn das Festival schon in so kleinen Rahmen abgehalten wird. Man kann sich doch wenigstens näher zur Bühne setzen. So verpasst man nämlich auch nicht eventuelle Gastauftritte oder das obligatorische Fahnenschwingen. Diesmal gab es keine Zusammenstöße von Fahne und Fanköpfen... aber Jamie war ja wie gesagt auch nicht da ;) Musik war wie immer Rock’n Roll hoch zehn und viel in buntes Licht getauchter Nebel. Fotograph zu sein ist in solchen Momenten Schwerstarbeit.
Die Sonne war weg, die Zuschauerzahl gestiegen, die Suchscheinwerfer im hinteren Bühnenteil blendeten auf (im angrenzenden Park sind bestimmt etliche Hasen erstarrt) und Project Pitchfork starteten ihren einzigen ostdeutschen Auftritt diesen Jahres. Das Pitchforkforum war sehr spärlich vertreten. Außer Angeltear und seine kleine Reisegruppe war mir keiner weiter durch Kampfbemalung in Strichform aufgefallen. Wo war Bort? Und Team Blabu? Und Tormi? Und überhaupt, wo war Caro hin? Nach ersten zögerlichen Annäherungsversuchen von rechts gen Gitarristen Seite brachen Anne, Steffi und ich durch die Pubilkumsmassen und erreichten die weniger bevölkerte Keyboarder Seite, wo wir uns dann endgültig von Selbstbeherrschung und Kleidungsbedingten Bewegungseinschränkungen verabschiedeten. Egal wie kurz das Fellkleid oder das Shirt jetzt waren, bei uns hieß es: Händehoch, mitsingen und mitfeiern. Die neue superweiche und absolut warmhaltende Pitchforkjacke (gib dem neuen Logo eine Chance! Mein Silberring mit Stern-Dreieck ist nun endgültig veraltet.) hatte jetzt erst mal keine Einsatzmöglichkeit. Arme in die Luft, Absätze flach tanzen und Stimmbänder überanstrengen war die Devise. Besonders gespannt war ich auf die neusten Songs der aktuellen CD „Kaskade“, denn live wirkt alles anders als bei vorab- CD-Präsentationen. Trotzdem muss ich mir die Tracks noch öfter anhören bevor ich mehr beurteilen kann, typisch für die Musik der Hamburger, was heißt, ich werde mir das Album doch bald kaufen, Live hat überzeugt. Und darum ging es mir ja. Hits wie „Existence“ oder „Teardrop“ wurden natürlich lauthals von allen begrüßt. Sehr weit ging es nicht rückwärts in der Bandgeschichte, die ganz alte Klassiker kommen dann vielleicht zur Herbsttour dran. Bei „Steelrose“ (das musste ja sein) setzte man auf die Mitwirkung der Fans und trieb den Lautstärke weiter in die Höhe. (55 Dezibel pro Fan, schätz ich mal... war das nicht die Auflage?) Mittendrin wurde zusätzliches Personal nach vorne beordert um die bedenklich bewegliche Absperrung zum Bühnengraben wieder standfester zu machen. Die Fans hatten einfach zuviel Energie. Nach längerem Beifall und Sprechchören bekam man noch mehr Wunschlieder und somit waren alle nach über zwei Stunden auf das Höchste zufrieden gestellt.
Jetzt lagen alle Hoffnungen auf die Aftershowparty mit DJ Chris Pohl, der Heavens in Motion Crew und DJ Toxicomano. Ich freute mich riesig, endlich wieder in den Genuss des Sets von Chris zu kommen, welches ich nun wirklich lange vermisse. Die Abende im Lime Club und in F-hain waren mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Wer spielt schon freiwillig Zeromancer und Orgy? Hier hatte keine Weiberelectro-band einen Chance. Nur ab 3 Gitarren aufwärts! Eine gute Stunde über tanzten Lilith, Steffi und ich mit den übrige gebliebenen Partygästen in dem weiträumigen Saal samt grandioser Lichtanlage und verzogen uns für eine kurze Pause auf die Terrasse als Chris sein Set beendete und an den Nächsten weiter gab. Nach 10 min war Schluss. Steffi und ich betraten ungläubig den dunklen Saal. Oh bitte Nein! Wir hatten uns so fest auf die Openend-Aftershow verlassen, dass wir weder Übernachtung noch motorisierte Rückfahrtgelegenheiten in der Hinterhand hatten. Unser nächster Zug fuhr genau um 5 Uhr morgens. Was alles kein Problem gewesen wäre, wenn wir uns grad nicht in Görlitz aufgehalten hätten. Das Nachtprogramm der Stadt würde wohl nicht existent sein. Und da alle Berlin-Autos bereits bis Oberkante mit Fahrern und Geräten bepackt waren und rote, nach Berlin aufbrechende Busse tabu sind, blieb uns nicht viel übrig als zu warten. Bernd versuchte noch kurz auf eigene Hand die Party wiederzubeleben aber der Strom wurde rasch wieder abgestellt. Andre beschloss spontan und netterweise mit uns zu leiden und wollte sich und Gepäck ebenfalls dem Bahnverkehr anvertrauen. Wieso er dann gegen 03:00 per Handy aus dem Wageninneren von Eschi mitteilte, er würde grad einen leckeren Burger essen, ist mir ein Rätsel. Wir teilten ihm daraufhin umgehen mit, dass Sero.Overdose samt Begleitmusiker gesellschaftlich am Ende seien und wir keinen Fuß mehr zu kommenden Konzertdarbietungen heben würden, Sero.Who? und wir jetzt mal die Kekse aus dem Wald retten gehen. Wir hatten also trotzdem noch genug Spaß bis wir zum Bahnhof aufbrachen. Das selbe Begleitpersonal wie auf der Hinfahrt empfing uns mit breiten Lächeln, diesmal total relaxt, da zwei Wagen angekuppelt wurden, damit alle 16 Leute auch genügend Platz finden. Die deutsche Bahn ist schon lustig. Mit extra starken Kaffee und Käse-Minibaguette machten wir es uns so gemütlich wie es mit Anti-Kopfablage-Frisuren, Beine ausstreck-unmöglich machenden- New Rocks und sich entzündeten Abschürfungen zwischen den Schulterblättern gehen konnte. Gegen halb Neun Uhr hatte Berlin uns wieder. Ich denke, in einer Woche werden wir uns auch nur noch an die schönen Momente erinnern. Also: Thank you for the music!
Der Moment, wenn man nach über 27 Stunden seine Schuhe in die Ecke stellen und sich wieder in seinem eigenen Bett lang machen kann- ist so verdammt gut. Es sei denn, man ist vorher einen steilen westpolnischen Waldabhang Bobfahrer-mäßig hinuntergesaust und hat sich von stabilen Ästen den Rücken zerkratzen lassen. AUA! Nach anderthalb Stunden Fahrt mit der Stadtbahn bis Cottbus und anschließender 90 minütiger Sardinendosen- Wer noch atmen kann, der schummelt doch- Reise, mit der in ihrer Abteilanzahl dem Mitfahreransturm deutlich unterlegenen Bad Lausitzbahn, hatten Steffi, ich und Lilith den Proviant noch lange nicht vollständig geext. Drum deponierten wir die „Cola- und Wasserflaschen“ samt Erdnusskekse hinter einer großen Wurzel im Park vor der Kulturbrauerei bevor wir pünktlich zur ersten Band des Tages das Gelände betraten. Sehr schön zu sehen, der Osten setzt auf neue Einnahmequellen. Man konnte sich für nur 20 Euro einen Fotopass am Einlass kaufen und somit in den Kreis der Pressegraben-Auserwählten aufgenommen werden. Ideen muss man haben!
Die sehr überschaubare Location mit direkter Sonneneinstrahlung bot eine Menge, wie wohlschmeckendes Essen, mehrere Getränkestände mit reichlich Angebotsvielfalt und für jede Band einen eigenen Merchstand. Mit dem schon im Bummelzug zungengepiercten Fernglas-Orcakopf, den ich mir erst kürzlich im Sealife-Berlin zugelegt hatte, inspizierte man cool und erwachsen die Gegend. (http://www.invalid-minds.com/sealife.html) Schnell stellte sich heraus dass die Berliner Partyszene fast vollständig angereist war. Jeden Meter traf man auf ein bekanntes Gesicht mehr, es erinnerte mich extrem an K17-Partys. Besonders freute mich der Besuch von Lizett aus Schweden, die extra wieder eingeflogen war. Natürlich auch dabei: die Jungs von Flying 55, Sound Tesselated samt Schnappi (ha ha) und die Reisegruppe Köpenik. Ebenso Franka und Bernd. Berlin musste wohl heute mit leeren Tanzflächen kämpfen. Und auch Anne lief uns in kürzester Zeit in die Arme, sodass der Spezialsprachkurs in die nächste Runde gehen konnte. Kurt Krömer wäre stolz auf uns, wa? Der Begriff „ganz schlimme Augenwurst“ fiel diesen Abend aber mal nicht.
Mit The Change startete das Kulturangebot. Recht metallmäßige Töne schwebten über den Platz und brachen sich an den Backsteinmauern der umliegenden Gebäuden. Ziemlich schnell war ihr Set aber auch wieder zu Ende aber so recht Beachtung fanden sie nicht. Das Los der ersten Band eben.
Nach ultraschneller Umbauzeit fingen Dual mit ihren Songs an. Aus Solidarität zu Berlin, früheren Konzerterinnerungen wegen und weil einer des Dual-Teams uns mit dem Auto vom Görlitzer Bahnhof bis direkt Toreingang Steelrose-Festival gefahren hatte, traten die Partypuppen aus dem Schatten hervor, stapelten Taschen und Getränke als Sichtschutzversuch hinter sich und los ging das Tanzfest. Anne und Freundinnen links vor der Bühne, Steffi, Caro und icke rechts davor und nach getaner Arbeit im Fotographenauffangbecken gesellte sich auch eine energiegeladenen Lilith dazu. Der Rest des Publikums demonstrierte durch Fan-shirts und Sitzstreik, dass sie eigentlich eher wegen Staubkind hier sind und Synthpop jetzt nicht ihr Ding war. Der Dualfrontman bestach mit seiner Stimme und eleganten Hüftschwung. Vor der Bühne stieg unsere Stimmung mit jedem neuen Song des Duos, vom anfänglichen Mitwippen ging es stufenlos bis hin zu Moshpitversuchen nach Anne-Art über. Und zeitgleich wurden auch die Gesichter der Musiker immer freundlicher.
Die kommende megakurze Umbaupause krabbelten Steffi und ich wieder durch die Parkvegetation auf Suche nach Stärkung und verpassten beinah den ersten Song der nächsten Band, ebenfalls aus Berlin, Sero.Overdose. Und das bedeutet: weitertanzen! Kein Problem bei diesen wunderschönen Melodien mit genialem Stimmeinsatz von Andre, welche mich ja vor Jahren so sehr an Erasure erinnerte und sofort begeistert hatte. Der riesige natürliche Spot, der sich heute konstant auf die Bühne richtete, wurde wieder mit blauer Sonnenbrille beantwortet, ansonsten blieb man bei der Anzugpflicht für Hauptstadtacts. Im Hintergrund trug man tapfer weiterhin langärmlig und Lederjacke, aber wahre Rockstars, die sonst mit Nadeln gespickte Harcore-Industrial-Screamer begleiten, können damit umgehen. Die Songs der zwei bereits bestehenden Sero.overdose Alben brachten nach und nach mehr Leute in die vorderen Reihen. Das Serotonin wurde in Massen produziert und es hieß zu recht: No time for silence!
Uns heimlich beobachtende Musiker kommender Programmpunkte rechneten sich aufgrund unseres Einsatzes bereits das größtmögliche Stimmungspotential für ihre Show aus und waren später der Meinung, dass wir auch gefälligst bei ihnen in der ersten Reihe zu stehen hätten. Zieh erst mal nach Berlin und dann können wir über eine Aufnahme in die Partypuppen-Absolut-must-dancing-in-front-Kategorie sprechen. Übrigens soll demnächst auch Michael Jackson dieses Jahr Hauptstädtler werden, was ich für glaubhabhafter halte.
Painbastard zogen das Tempo an. Erste Obenohne-Poger besetzten den freien Platz und schreckten auch vor sportlichen Rückwärtshaken nicht zurück. Ich versteh ja meistens nicht wirklich was Sänger Alex so ins Mirko schreit, doch ist allein die Kombination von bekannten Trancetracks mit EBMbeats es wert, ausgiebig honoriert zu werden. Steffi war sofort Feuer und Flamme dafür. Ein Hoch auf Bitterfeld!
Die nächste Umbaupause wurde der Umsatz der Getränkestände gesteigert und ich sah das erstemal die von Lilith hochgelobten head-less in Action. Also die Performance war Klasse. Was kann der Mann auch tanzen. Dafür war es nicht soweit her mit dem was ich hörte. Dazu waren die vorangegangenen Acts zu gut gewesen um darüber hinwegsehen zu können. Es war aber ein Vergnügen zuzusehen.
Jetzt wurden die Umbaupausen länger. Staubkind legen Wert auf sauberen Klang und Qualität ihrer Liveinstrumente. Für alle Kurzsichtigen wurde auch extra das Bandlogo in den Hintergrund gestellt, doch allein ein Blick in den Zuschauerbereich hätte klar gemacht, wer jetzt auftritt. Es wurde eng vor der Bühne und aus den hinteren Reihen konnte ich auf eine Wand aus langen, theatralischen Shirtaufschriften schauen. Louis lenkte sofort in der ersten Sekunde sämtliche Aufmerksamkeiten auf die folgende Performance, denn seine Art des Entertainments mit längeren Ansprachen und der gekonnten Einbeziehung des Publikums machten den Auftritt wie gewohnt zu einem sehr familiären Erlebnis. Bei Staubkind fühlt man sich immer herzlich willkommen. Das überraschte dann auch andere Musiker, welche Sänger Louis zuvor als eher zurückhaltend und schüchtern beschrieben hätten und nun völlig positiv überrascht von dem Wandel waren, zumal die musikalische Darbietung sowie so jeden überzeugen musste. Staubkind sind mit das Beste was sich in letzter Zeit zur Band formiert hat. Pathetische Lyrics hin oder her.
Nik Page tauschte das Bühnenbild aus und stellte neben den bekannten weißen kopflosen Statuen auch mehr Equipment auf. Jedoch fehlte am Keyboard das von mir erwartete Gesicht worauf ich doch etwas enttäuscht drein blickte. Wo war Jamie? Und wo waren schon wieder die Zuschauer hin? Etwas mehr Enthusiasmus bitte, wenn das Festival schon in so kleinen Rahmen abgehalten wird. Man kann sich doch wenigstens näher zur Bühne setzen. So verpasst man nämlich auch nicht eventuelle Gastauftritte oder das obligatorische Fahnenschwingen. Diesmal gab es keine Zusammenstöße von Fahne und Fanköpfen... aber Jamie war ja wie gesagt auch nicht da ;) Musik war wie immer Rock’n Roll hoch zehn und viel in buntes Licht getauchter Nebel. Fotograph zu sein ist in solchen Momenten Schwerstarbeit.
Die Sonne war weg, die Zuschauerzahl gestiegen, die Suchscheinwerfer im hinteren Bühnenteil blendeten auf (im angrenzenden Park sind bestimmt etliche Hasen erstarrt) und Project Pitchfork starteten ihren einzigen ostdeutschen Auftritt diesen Jahres. Das Pitchforkforum war sehr spärlich vertreten. Außer Angeltear und seine kleine Reisegruppe war mir keiner weiter durch Kampfbemalung in Strichform aufgefallen. Wo war Bort? Und Team Blabu? Und Tormi? Und überhaupt, wo war Caro hin? Nach ersten zögerlichen Annäherungsversuchen von rechts gen Gitarristen Seite brachen Anne, Steffi und ich durch die Pubilkumsmassen und erreichten die weniger bevölkerte Keyboarder Seite, wo wir uns dann endgültig von Selbstbeherrschung und Kleidungsbedingten Bewegungseinschränkungen verabschiedeten. Egal wie kurz das Fellkleid oder das Shirt jetzt waren, bei uns hieß es: Händehoch, mitsingen und mitfeiern. Die neue superweiche und absolut warmhaltende Pitchforkjacke (gib dem neuen Logo eine Chance! Mein Silberring mit Stern-Dreieck ist nun endgültig veraltet.) hatte jetzt erst mal keine Einsatzmöglichkeit. Arme in die Luft, Absätze flach tanzen und Stimmbänder überanstrengen war die Devise. Besonders gespannt war ich auf die neusten Songs der aktuellen CD „Kaskade“, denn live wirkt alles anders als bei vorab- CD-Präsentationen. Trotzdem muss ich mir die Tracks noch öfter anhören bevor ich mehr beurteilen kann, typisch für die Musik der Hamburger, was heißt, ich werde mir das Album doch bald kaufen, Live hat überzeugt. Und darum ging es mir ja. Hits wie „Existence“ oder „Teardrop“ wurden natürlich lauthals von allen begrüßt. Sehr weit ging es nicht rückwärts in der Bandgeschichte, die ganz alte Klassiker kommen dann vielleicht zur Herbsttour dran. Bei „Steelrose“ (das musste ja sein) setzte man auf die Mitwirkung der Fans und trieb den Lautstärke weiter in die Höhe. (55 Dezibel pro Fan, schätz ich mal... war das nicht die Auflage?) Mittendrin wurde zusätzliches Personal nach vorne beordert um die bedenklich bewegliche Absperrung zum Bühnengraben wieder standfester zu machen. Die Fans hatten einfach zuviel Energie. Nach längerem Beifall und Sprechchören bekam man noch mehr Wunschlieder und somit waren alle nach über zwei Stunden auf das Höchste zufrieden gestellt.
Jetzt lagen alle Hoffnungen auf die Aftershowparty mit DJ Chris Pohl, der Heavens in Motion Crew und DJ Toxicomano. Ich freute mich riesig, endlich wieder in den Genuss des Sets von Chris zu kommen, welches ich nun wirklich lange vermisse. Die Abende im Lime Club und in F-hain waren mir in sehr guter Erinnerung geblieben. Wer spielt schon freiwillig Zeromancer und Orgy? Hier hatte keine Weiberelectro-band einen Chance. Nur ab 3 Gitarren aufwärts! Eine gute Stunde über tanzten Lilith, Steffi und ich mit den übrige gebliebenen Partygästen in dem weiträumigen Saal samt grandioser Lichtanlage und verzogen uns für eine kurze Pause auf die Terrasse als Chris sein Set beendete und an den Nächsten weiter gab. Nach 10 min war Schluss. Steffi und ich betraten ungläubig den dunklen Saal. Oh bitte Nein! Wir hatten uns so fest auf die Openend-Aftershow verlassen, dass wir weder Übernachtung noch motorisierte Rückfahrtgelegenheiten in der Hinterhand hatten. Unser nächster Zug fuhr genau um 5 Uhr morgens. Was alles kein Problem gewesen wäre, wenn wir uns grad nicht in Görlitz aufgehalten hätten. Das Nachtprogramm der Stadt würde wohl nicht existent sein. Und da alle Berlin-Autos bereits bis Oberkante mit Fahrern und Geräten bepackt waren und rote, nach Berlin aufbrechende Busse tabu sind, blieb uns nicht viel übrig als zu warten. Bernd versuchte noch kurz auf eigene Hand die Party wiederzubeleben aber der Strom wurde rasch wieder abgestellt. Andre beschloss spontan und netterweise mit uns zu leiden und wollte sich und Gepäck ebenfalls dem Bahnverkehr anvertrauen. Wieso er dann gegen 03:00 per Handy aus dem Wageninneren von Eschi mitteilte, er würde grad einen leckeren Burger essen, ist mir ein Rätsel. Wir teilten ihm daraufhin umgehen mit, dass Sero.Overdose samt Begleitmusiker gesellschaftlich am Ende seien und wir keinen Fuß mehr zu kommenden Konzertdarbietungen heben würden, Sero.Who? und wir jetzt mal die Kekse aus dem Wald retten gehen. Wir hatten also trotzdem noch genug Spaß bis wir zum Bahnhof aufbrachen. Das selbe Begleitpersonal wie auf der Hinfahrt empfing uns mit breiten Lächeln, diesmal total relaxt, da zwei Wagen angekuppelt wurden, damit alle 16 Leute auch genügend Platz finden. Die deutsche Bahn ist schon lustig. Mit extra starken Kaffee und Käse-Minibaguette machten wir es uns so gemütlich wie es mit Anti-Kopfablage-Frisuren, Beine ausstreck-unmöglich machenden- New Rocks und sich entzündeten Abschürfungen zwischen den Schulterblättern gehen konnte. Gegen halb Neun Uhr hatte Berlin uns wieder. Ich denke, in einer Woche werden wir uns auch nur noch an die schönen Momente erinnern. Also: Thank you for the music!
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