Montag, 22. Oktober 2007
DJ Set Peter Spilles - 10.12.2005 Leipzig
DJ Set Peter Spilles
10.12.2005
Darkflower - Leipzig

Rund um den PC meiner Eltern sind deutlich Bissspuren in der Tischkante zu erkennen und die Wand neben der Mouse-ablage hat tiefe Dellen abbekommen. Mein PC ist nämlich abgestürzt. Direkt nach dem ich die Video-Dateien unwiederbringlich von meiner Digicam runter und in den tresorähnlichen Bauch meines Lieblingscomputers übertragen hatte. Dann machte es PLOP und irgendeine dämliche Systemdatei verabschiedete sich bin auf weiteres.
Den Aufschrei sollte man eigentlich durch ganz Leipzig gehört haben!
Aber Dank meines Papas, der selbst an seinem Geburtstag nichts anderes kennt, als alles für seine Tochter zu tun (1000 Dank noch mal) und dem ersten Internetcafes das ich je in LE bewusst wahrgenommen habe, kann ich dann dem einen oder anderen, der diesen Roman schon erwartet hat, etwas vom letzten Samstag erzählen. Die die nicht lesen wollen, können auch einfach nur das Video anstellen. 19 MB. Es waren nun mal viele Sachen zu dokumentieren.

10.12.2005
Darkflower - Leipzig
GastDJ zum ersten Mal ever: Peter Spilles (samt Laura )

Wie war das gleich? Welche Phrasen wollten wir nicht verwenden, Rastus? „WOW!“ „Irre!“ „Jeeehaa!“„Wie geil war das denn?“
Jut, ick versuch’s ma. Muss man auch anders umschreiben können.
Allen Unkenrufen zum Trotz – der Darkflower-Club war mit Menschen zu gepflastert wie seit langem nicht mehr, das Tresenteam musste diesen Abend alle geplanten Freizeitideen begraben und war komplett im Einsatz. Die Tanzfläche entwickelte sich nach kleiner Anlaufphase schlagartig zum Hauptversammlungsort. Exzessive Bodymoves waren dieses Mal also nicht möglich, ja mehr als einmal wusste man nicht einmal mal mehr in welche Richtung man sich noch drehen konnte um sein Kaltgetränk in sich schütten. Stagediving hätte an diesen Abend ohne weiteres klappen können. Allerdings nicht ganz ohne Risiko.

Gast DJs aus Hamburg bringen nämlich generell ihre Bundesland-typischen Besonderheiten mit. Einen Tag zuvor waren es die weihnachtsbaum-ähnlich beleuchteten Super-long-time-Dance-Mädels mit mega Ausdauer rund um Ronan Harris-150BPM-Clubset, dieses mal fiel mir eine gewisse Küsten-Affinität auf. Best described as: Ebbe und Flut.
Zu Beginn stimmte Gastgeber Marko die noch übersichtliche Menge an neugierig-schauenden Gästen mit der DVD der „Infernotour" ein. Ich war schon mal hellauf begeistert und saß mit Mousekiller auf den Bassboxen vor dem DJpult und sinnierten über die „ach wie toll war das damals“ Resttourerinnerungen. Daraufhin folgten einige Klassiker der EBM-Geschichte, bei denen ein lustiges Memory-Spiel einsetzte. Man kann ja nun nicht alles (er)kennen.
Bis dato war es wie gewohnt, an der Bar versammelten sich mehr und mehr Leute, die erhöhten Sitzecken gegenüber dem DJpult waren komplett belegt und im hinteren Teil des Clubs purzelten unvorsichtige Neuankömmlinge lemming-lustig die unverhoffte Stufe herunter. Vielleicht war der Altersdurchschnitt nicht ganz wie immer... eher leicht erhöht.

Peter Spilles gewählter Einstieg (Neofolk) fabrizierte anschließend manch ungläubige bzw. viele ja-sowas-hatte-man-erwartet Mienen, denn die Klänge die nun aus den Boxen kamen, empfand man möglicherweise als sehr sehr regelwidrig für diese Location. Sanft wie ein Schmetterlingsflügelschlag webte der GastDJ einen außergewöhnlichen Klangteppich um die irritiert zum Pult-Schauenden. Der eine oder andere Resident-DJ warf wohl in diesem Moment sicherheitshalber einen zweiten Blick in den CD-Koffer des Hamburgers. Und dürfte erleichtert aufgeatmet haben.

Was nach diesem kleinen Warmup folgte, war ein Feuerwerk an liebevoll und durchdacht ausgewählten Musikstücken durch so wirklich alle Sparten die man sich denken konnte und in ungewöhnlicher Länge. Und zwar wirkungsvoll und zweckentsprechend zielorientiert, wie es nur sein kann. Unterhaltung mit Stil.
Komm ich schon wieder ins Schwärmen? Sorry. Aber versteht, ich bin so fast jedes Wochenende in irgendeinem Schwarz-Musik-Club Deutschlands und hab schon des Längeren bemängelt wie einfach es sich doch die meisten machen um volle Tanzflächen zu ergattern. Langweilig, voraussehbar und extrem eintönig wird da gemäß dem Motto „never change a wining song“ gearbeitet. Wenn ich noch einmal in meinem Leben „Technoman“ gefolgt von „Snuffmachinery “ und danach „Leiermann“ höre--- na ja da kann ich auch nichts tun aber werde innerlich aufschreien. Ich bin mir so sicher, diese Bands haben mehr als nur einen Song in ihrem Leben geschrieben. Man kann es sich als DJ eben sehr easy machen oder aber es Ernst nehmen und neue Wege gehen.
Nach einer Weile stellte sich die Frage nach einem Konzept-Set. Alles schon zu Hause probiert und penibel abgestimmt? Who knows. Jedenfalls wären wir über eine kleine Auflistung der Tracks mehr als glücklich.
Denn ich hab wohl seit langem nicht mehr sooooo viele neuen Songs auf einmal wahrgenommen (erkannt ist was anderes – Untertitel wären toll gewesen ) und never ever ist mir die Zeit so deutlich bewusst geworden. Gefühlte 8 Stunden waren in Wirklichkeit vielleicht grad mal Vier aber in einer positiv intensiver Weise. Der Begriff „Timekiller“ kommt wohl nicht von ungefähr aus dem Kreise Project Pitchfork.
Die zahlreich versammelten Dance-Wannabes an diesen Abend hatten jedenfalls ausgiebig Gelegenheit zu testen, mit wie wenig Platz man so auskommen kann. Ehy wo kamen die eigentlich immer so plötzlich her? Nicht das da wirklich jeder wusste zu was genau er jetzt tanzt aber der konstant bewegungsanimierende Beat und die sich daraus aufbauende gute Laune waren enorm epidemisch und ließ die, sich unermüdlich zum zentralen Tanzgelände arbeitbetenden, Besucher nicht zur Ruhe kommen. Da war diesmal nichts mit dem üblichen „ich tanz weil ich die Band so toll finde“ es ging einzig um die Musik. Sollte dann wirklich mal ein gewählter Track der allgemeinen Toleranzgrenze zu wider erscheinen (was selten vorkam), leerte sich der Platz unter der Spiegelkugel in rekordverdächtigen Sekunden.
Aber wo sind die nur alle hin?! Ich fand es extrem faszinierend. Einige Flüchtlinge spürte ich nahe der Toiletten auf aber der Großteil blieb unsichtbar. Wurde ich dann wieder abgelenkt von der Diskussion mit Pleasureman gemäß dem Motto“ nein, da musste du jetzt selber fragen, wann Front 242 kommt!“ ( Er war kurz vorm Sitzstreik) und ließ die Tanzfläche unbeobachtet, dann waren urplötzlich beim Einsetzen des nächsten gute-Laune-Tanzliedes alle wieder zusammen gekeilt vor dem DJ Pult. Fragen über Fragen an diesem Abend. Beispielsweise: Woran erkennt man, dass der GastDJ grad am arbeiten ist? Daran dass alle mit dem Gesicht zum Pult tanzen. Ha ha.
Aus welchen Entfernungen reisten die noch nie vorher gesehenen Besucher diesen Abend an? Ich weiß von Berlin, Thüringen, Bayern und ich hörte von Hannover.
Und kamen die Rauschschwaden eigentlich von der Nebelmaschine oder doch eher von den Personen dahinter? Ich hab bei 15 aufgehört zu zählen. *g* Ja auf so was achte ich dann auch noch zwischen mitzappeln, lauthals mitsingen, Pleasureman zurückhalten und mit Mousekiller sowie Rastus in zwei unterschiedlichen Eben, da mind. 60 cm Größenunterschied, unterhalten. Und alles und jeden auf Tape bannen. Mein neues Hobby.
Das Video dass ich unter extremen Schwierigkeiten nun endlich fertig geschnitten und betitelt habe, stellt nur einen winzigen Ausschnitt aus dem umfangreichen DJSet Peters da.
Rastus und ich sind uns auch nicht wirklich sicher ob beim nächsten Gig in Hannover am 06.01.2006 nach dem selben Prinzip aufgelegt werden wird. Denn sind wir mal ehrlich, ob das schwierige Hannoverpublikum ebenso positiv reagieren wird, wie das doch eher tolerantere Sachsen, das sei ernsthaft bezweifelt. Aber vielleicht irren wir uns auch und es wird noch viel besser.

Eigentlich ein Grund, sich das selber anzuschauen.

DJ Set Peter Spilles 10.12.2005

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