Montag, 22. Oktober 2007
Undergod. - 15.12.2002 Hamburg
Who's your god? Hamburg
Datum: 15.12.2002
(Bericht: Lilith, Milk)

Es ist Sonntag, der 3. Advent im Jahre 2002 und es ist saukalt und windig als wir uns aufmachen, die 3 Schweizer Rocker im Tonstudio von 4-LYN-Produzent Florian Sommer in Hamburg zu besuchen, wo sie gerade an ihrem neuen Album arbeiten. Vor der Tür stehend musste zuerst einmal ein bisschen gerätselt werden, welcher Klingelknopf denn der richtige ist. Aber eigentlich egal, wenn man einfach auf alle drückt (es waren ja nur drei), wird es bestimmt irgend jemand hören. Und so geschah es dann auch.
Thommy öffnete die Tür und begrüßte uns feudig. Die Spuren der vorangegangenen Party-Nacht in den Markthallen waren noch deutlich zu erkennen... aber uns ging es ja nicht viel besser.

Nach Ablegen der Garderobe fiel unser erster Blick in einen der Aufenthaltsräume des Studios und der Begriff ´Männerwirtschaft´ war das, was mir sofort dazu einfiel.

Während Patrick und Fran gerade noch arbeiten mussten, gesellte Thommy sich zu uns und stellte uns Produzent "Flo" vor. Schließlich wurden wir mit ausreichend alkoholfreiem versorgt und fingen an, munter zu plaudern.
Thommy erzählte uns, dass die Aufnahmen folgendermaßen ablaufen würden: Als allererstes wird das Schlagzeug eingespielt, dann die Bassgitarre, danach Gitarre, Keyboard und nach alldem erst die Gesangsstimme, das hieß im Klartext, dass Fran und Patrick momentan voll zu tun hatten und Thommy sich noch ein bisschen Freizeit gönnen konnte. Diese Gelegenheit galt es auszunutzen und so fühlten wir dem Herrn Baumgartner interview-mäßig ein bisschen auf den Zahn.

Dabei konnten wir in Erfahrung bringen, dass die weiteren Pläne bis zur Fertigstellung des Albums so aussehen, dass bis Ende 2002 alles soweit im Kasten sein soll und im Januar abgemischt wird.
Obwohl UNDERGOD bis jetzt noch kein neues Plattenlabel gefunden haben (das bisherige existiert nicht mehr), gibt man sich zuversichtlich, dass die Scheibe voraussichtlich im April 2003 erscheinen wird.
Die zugehörige Tour wird frühestens einen Monat später stattfinden. Diese wird sich hauptsächlich auf Deutschland konzentrieren, da es hier nach Aussagen der Band das "geilste Publikum" (Anm. d. Verf.: O-Ton) gäbe. Als weitere Ziele nannte Thommy die Schweiz (Anm. d. Verf.: natürlich!), Österreich, eventuell Italien und Frankreich. Auch Skandinavien wird angestrebt.
Meine Frage, ob man denn demnächst auch einmal jenseits des großen Teiches spielen werde, verneinte Thommy. Angebote hätte es schon gegeben aber "Wir bleiben lieber da, wo wir herkommen. Der Aufwand wäre auch einfach zu groß und die Amis warten nicht gerade auf uns Europäer."

Als nächstes kam die Sprache auf "Devil In Me" und die Mitwirkung des ZEROMANCER-Keyboarders Erik Ljunggren an diesem Song. In seiner Ursprungsform wird das Stück bereits seit einiger Zeit auf der UNDERGOD-Website zum Download angeboten. Schon diese Version ist absolut gelungen, trashig, rockig, mitreißend – typischer UNDERGOD-Sound eben. Eriks Einfluss habe es um einiges elektronischer und spaciger werden lassen. (Anm. d. Verf.: warum hab ich das gewusst?) "Devil In Me" wird auch in genau dieser Version auf dem Album zu hören sein, das ganze wird also nicht "nur" ein ZEROMANCER-Mix. Somit gilt das MP3-file auf der Website der Schweizer als echte Rarität.
Allerdings wird dieser Song auch das einzigste Stück mit ZEROMANCER-Einflüssen auf diesem Album bleiben. "Das ganze war sozusagen ein Versuch. Es ist ziemlich aufwendig, wenn man nicht gemeinsam im Studio sein kann und sich die Sachen nur per Internet hin- und herschickt."
(Anm. d. Verf.: man bedenke, dass das 3. ZEROMANCER-Album ausschließlich auf diese Weise entstehen wird.)

Der Albumtitel steht im Übrigen noch nicht zu 100 Prozent fest. Man schwankt noch zwischen "Who´s your god?" und "Die Yuppie Trash.com". Zu letzterem erzählte uns Thommy eine kleine Geschichte: Als er vor einer Weile in San Francisco gewesen sei, entdeckte er auf einem besprayten Garagentor genau diesen Schriftzug. Die Seite existiere wirklich in den Weiten des WWW und ihre Message sei ziemlich punkig und antikommerziell angehaucht, also genau passend zu UNDERGOD und dem neuen Album. Die Erlaubnis zur Verwendung dieses Namens für die Scheibe sei bereits erteilt.
"Yuppie Trash" wird ebenfalls der Name eines weiteren Titels dieses Albums sein.

Ein Video plane man ebenfalls. Das ganze wird dann wohl ziemlich underground-mäßig ausfallen, man möchte hier mit Leuten zusammenarbeiten, die einfach Bock darauf haben und spontan sind. (Anm. d. Verf.: also wie immer Rock’n’Roll pur)

Auf meine Frage nach seiner Inspirations-Quelle für dieses Album antwortete Herr Baumgartner: "Songs schreiben ist wie eine Psycho-Therapie, da kommt viel hoch, was in Dir rumort. Manchmal wache ich nachts auf und greife nach Stift und Papier, um meine Ideen und Gedanken festzuhalten." Es seien zum einen sehr intensive Erfahrungen seines Lebens und zum anderen Bücher und Filme, aber weniger die Musik selbst, die ihn inspirieren.

Als letztes wollten wir nun noch wissen, was die 3 Schweizer denn ausgerechnet nach Hamburg verschlagen hat, um diese Platte aufzunehmen.
Thommy erzählte uns dazu, dass man ursprünglich wieder – wie schon beim Debut-Album – in den Staaten produzieren wollte, doch dann bekundete Jürgen Jansen (PROJECT PITCHFORK) sein Interesse daran, die Produktion zu übernehmen. Leider wurde letztendlich nichts daraus, da er in der Zeit noch mit dem aktuellen Longplayer sowie den Tour-Vorbereitungen für PROJECT PITCHFORK beschäftigt war. 4LYN-Produzent Florian Sommer habe man auf einem Konzert kennengelernt und daraus hätte sich die ganze Sache dann entwickelt.

Fazit: Wir sind wahnsinnig gespannt auf dieses Werk sowie natürlich auf die folgende Tour und versprechen, uns für das nächste Interview - auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn - auch ein paar fiese und peinliche Fragen einfallen zu lassen.

Im Anschluss durften wir noch ein bisschen Mäuschen spielen bei den Aufnahmen. Patrik meinte zwar, dass man ja momentan noch nicht so viel heraushören konnte, aber wir fanden, dass das was man hörte, doch schon ziemlich cool klang.
In einer ihrer Schaffenspausen lieferten die drei Rocker uns dann live den Beweis, dass sie allesamt in der Instrumentenauswahl doch recht flexibel sein können: Thommy am Schlagzeug, Patrick am Flügel und Fran an der Gitarre (Anm. d. Verf.: der Traum eines jeden Drummers: einmal vorn stehen und gesehen werden), so erfreuten sie unsere Ohren mit einer kleinen Jam-Session.

Am späten Nachmittag hieß es dann Abschied nehmen von den Jungs und mit einem Timeplaner voller Notizen und den Kopf voll mit vielen schönen Erinnerungen machten wir uns auf den Rückweg nach Berlin.

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