Montag, 22. Oktober 2007
Pluswelt-Festival - 18.09.2005 Leipzig
Pluswelt-Festival Leipzig
18.09.2005

Während sich in Krefeld zur selben Zeit einige Perlen der Synthpop Szene die Klinke(nstecker) in die Hand gaben, wartete Leipzig mit größtenteils gitarrenbewaffneten Musikakts auf. Girls under Glas und Diorama vertraten als Headliner die Sparte der gesetzteren Töne. Als Stimmungsanimateure wurden Michigan und Painbastard gebucht, die für diesen Job auch mehr als gut geeignet waren.
Da ich den Auftritt des Schwedenduos Michigan leider verpasste begann der Abend für mich also mit den mittlerweile gutbekannten Painbastard aus Bitterfeld. Heute hieß deren Motto wohl: Kick it, Drop it, let it flow! Aufgrund diverser Technikprobleme on Stage, die ihnen allerdings selbst zu Lasten gelegt werden müssen und einem Equipment-Weitwurf gegen Ende des Sets war die Show der Beiden eher ein Stopp & Go. Das dennoch die MB-Tonne vollbesetzt blieb und nur selten jemand den Weg nach draußen suchte, war ein eindeutiger Beweis der Fantreue zu Alex1 und Alex2. Ja sogar nach hinten strebenden Fotographen wurden es mehr als erschwert sich einen Weg durch die Körperwand zu bahnen. Der Wall aus tanzenden Armen und Beinen war undurchdringlich.
Girls under Glas hatten da schon einen übersichtlicheren Blick auf das Publikum. Zu meiner Verwunderung setze eine mittlerschwere Völkerwanderung in die hinteren Reihen ein. Aber vielleicht wollten sich die Leute von der Tanzorgie zuvor ausruhen. Mit GuG machte der bislang rein elektronisch klingende Abend eine scharfe Wendung gen Rock `n Roll.

Die Anwesenheitszahl blieb während der farbenprächtig ausgeleuchteten Show nahezu konstant. Was für sich spricht. Gastmusiker Lars (ausgeliehen von De/Vision) konzentrierte sich die kommende Stunde ganz auf sein Instrument und auch die anderen Musiker schienen außer sich selbst nichts mehr wahrzunehmen. Autismus in Reinkultur. Also unterhaltsames Entertaintment sieht anders aus, meiner Meinung nach. Ein bisschen Publikumsanimation plus Teamzusammengehörigkeits-Gefühl vermitteln hätte gut getan, da das Gro der vorgetragenen Stücke aus der Balladenecke zu kommen schienen. Hatten Girls under Glass nicht auch mal was mit Tempo im Angebot? Überzeugt hat mich dieser Auftritt nicht. Eine gedämpfte Vorweihnachtszeit machte sich breit. Ein paar Sitzecken und Heißgetränke hätten zu diesem Loungeeffekt bestens gepasst.
Diorama schlossen sich nahtlos an.

Die Spannungskurve war mittlerweile fast eine Nulllinie. Die Elektrofraktion war ebenfalls geschlossen aus der Location verschwunden und vergnügte sich im angrenzenden Backstage mit anwesenden Lokal-Stars der mexikanischen Staatsbürgerschaft. Beat verbindet. Im Hauptschlafsaal wurden weiter die Balladen vorgetragen. Diesmal mit wenigstens etwas mehr Pep, Tanzeinlagen und elektronischer Unterstützung. Der Lichttechniker hatte mittlerweile die Beleuchtung der Stimmung angepasst und außer etwas Blau und Grün herrschte viel Dunkelheit vor. Tolle Bedingungen für Fotographen, das nächste mal nehme ich gleich ein Nachtsichtgerät mit.
Den Fans von Diorama schien dies aber nichts auszumachen, sie waren glücklich, sangen lautstark mit und versahen jede Pause mit einem langanhaltenden Applaus.

Eine Frage: wenn „Love“ nicht der Weg ist, und „Hate“ auch nicht, und das nicht und dies nicht und erstrecht nicht HOHO denk gar nicht dran, das erst recht nicht.... WAS IST DER WEG! Diorama lassen mich bei diesem Song regelmäßig verzweifeln!
Ohne Auflösung dieser elementaren Frage, die mich seit der diesjährigen VNVtour beschäftigt endete das Leipziger Allerlei 2005 leise und auf Zehenspitzen um ja keinen zu wecken begab ich mich in das lebhafte Stadtleben außerhalb der MB.

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