Montag, 22. Oktober 2007
Electronic Pleasure - 2005 Berlin
milkland, 04:47h
Electronic Pleasure 2005 Berlin
Manchmal braucht man mehr Kondition. Das wurde schon klar, als die ersten Ankündigungen aus dem Hause RGKP bekannt wurden. 6! In Worten SECHS Bands an einem Abend. Was manch einer sonst nur auf einem zwei Tage Festival mit ausgedehnten Pausen schafft, sollte diesmal in neuer Location –dem Columbiaclub - in kompakter Form präsentiert und gewürdigt werden. Die Begrüßung begann mit Caretaker. Drei, ja wirklich da im Nebel saß noch einer, drei junge Musiker rund um Sebastian Tessendorf, welcher recht festgenagelt auf seinem Platz blieb, spielten den Opener. Teilweise soll die Stimmlage und Modulation des Sängers an Bela B. (die sind ja auch aus Berlin) oder Erasure erinnert haben, so der Wortlaut eines meiner Bekannten neben mir aber ich möchte mich da nicht festlegen. Die ersten Besucher trauten sich noch nicht näher an die Bühne heran. Berlin und seine Anlaufzeiten.
Im Hintergrund liefen, etwas schwer zu erkennen, visuelle Umsetzungen zu den Inhalten der Darbietung. Teils bestehend aus liebevoll gemalten Animationen. Laut eigener Aussage sind die Texte „autobiographisch, oft ausgemalte Bilder gedanklicher Kleinkriege“. Also mit Tiefgang. Immer wieder wünschenswert und am heutigen Abend sehr überraschend. Die musikalische Umsetzung dieser Gedankengänge wurde mit einer netten Mischung aus Electronic und klassischen Instrumenten ausgeführt, was sehr gut zusammen harmonierte. Gut gemacht!
Distorted Reality folgten daraufhin mit komplett anderem Eindruck. Aber keinem schlechten, ganz im Gegenteil. Für den heutigen Abend eroberten sie sich bei mir den ersten Platz. Sängerin Martha zog nicht nur mit ihrem stilvollem Äußerem und den beneideten langen roten Haaren die Aufmerksamkeit auf sich, im Stil von Garbage eröffneten sie ihr Set mit „Super Crash“. Wie auch beim erfolgreichen Auftritt auf dem diesjährigen WGT dominierte ihre kraftvolle Stimme, begleitet mit Bass, Schlagzeug und Keyboard (damit es beim Electronic Bezug bleibt). Mit überzeugender Show und Performance gelang es der Band das schüchterne Berliner Publikum einige Meter weiter nach vorne zu holen. Und bei dem glorreichen Abschluss des Billy Idol Covers „Rebel yell“ sah man mehr als einen Zuschauer beim mitsingen und zappeln. Nächstes Jahr werden sie ihr neues Album "Daydreams & Nightmares" zusammen mit Melotron, Sero.Overdose und anderen erneut in Berlin, im Kesselhaus/Kulturbrauerei vorstellen. Wir werden dabei sein. Ganz bestimmt!
Wieder bauten die fleißigen Backstage-Boys - bestehend aus vielen bekannten Berliner Gesichtern (ihr würdet als neue Boyband viel reißen!) - die Bühne um, hängten Banner an alle möglichen Plätze, leuchteten jeden Zentimeter genaustes aus und stellten mehr Technik auf.
Neotek aus Dänemark hatten einen fulminanten Start mit ihrem Cover von „Rhythm & Machine“. Der Beat ging in die Beine, der Song in das Ohrwurmzentrum und die beiden Herren im Anzug boten einen netten Anblick wie sie so vor ihren drei Kollegen an den Synthies über die Fläche sprangen. Fixmer / McCarthy und Kraftwerk fielen einem sofort als Anhaltspunkte ein. Alles was danach folgte begann den ersten euphorischen Eindruck nachhaltig zu schwächen. Auf weitere Tanz-Knaller wartend wurde der Beat immer uninspirierender und kontinuierlich nahm die Stimmung wieder ab. Sehr schade eigentlich. Mit dem letzten Song, in dem eine Sängerin mit auf die Bühne geholt wurde, machte man sich bestimmt keine Freunde.
Nächster Programmpunkt : Agonoize. Jetzt schon?! Da hatten wir doch gedacht, dass sie den Headliner mimen werde würden und da bildeten sie auf einmal das Show-Zentrum. Allein wegen der extrem hohen Verschmutzungsgefahr von Bühne und Publikum wäre es doch sicherer gewesen, erst einmal alle anderen Bands mit Sinn für Hygiene und Umgangsformen spielen zu lassen. Aber gut. Musste Veranstalter Robert ja wissen was er macht. Es gab jedenfalls eine konstante Vorwärtsbewegung zu spüren. Trotz Hinweisschildern rund um die Halle auf denen vor eventuellen Schäden durch Stroboskop, gewaltverherrlichten Showelementen und Beschädigung diverser privaten Gegenstände gewarnt wurden – oder vielleicht gerade deshalb – versammelten sich gut 300 Menschen dicht an dicht nahe der mit Plastetüten abgeklebten Monitorboxen. Für die Pressefotographen sollten Müllbeutel bei Agonoizeauftritten sowieso immer eine Dienstbekleidung darstellen.
Eine sexy Krankenschwester schob Frontmann Chris L. im Rollstuhl in die Nähe seines kommenden Spielplatzes, kippte ihr aber meiner Meinung zu früh aus. Da waren es noch 30 cm bis zum Bühnengraben. Mit ihrer berüchtigten Performance und dem kraftvollen Druck der sich jetzt nonstop aus den Boxen schob unterhielten Agonoize gute 60 min lang die Columbiahalle. Ganz Herr der Bässe verstand man zwar wie immer kein Wort aber ich nehme an, deswegen sich die Meisten heute auch nicht gekommen. Auch wenn die Band jedes Mal betont, wie wichtig ihnen die Inhalte der Songs sind –sorry aber mit vollen Mund sollte man nicht singen! Drum spuckte Chris auch ganz schnell literweise weißen Schleim durch die Gegend oder erfreute die Zuschauer mit neuen Arten der Akupunktur.
Besonderes Highlight bildete der Einsatz einer Flex, die er sich, noch recht zurückhaltend an seinen Oberschenkel setzte. Demnächst wird das Einsatzgebiet ausgedehnt, derzeit reicht die Körperbepanzerung nicht aus. Spektakulär war’s alle mal. Vor dem Schauspiel pogten und sprangen derweil so etwa 80% der Anwesenden gehörig durch die Luft und verhalfen Agonoize dann doch noch zum Headliner-Feeling. Und schön zu wissen, bei Agonoize fliegen eher Gasmasken auf die Bühne als Unterwäsche. Grendel aus dem Nachbarland Niederlande folgten nach der Säuberung der Bühnenelemente. Ach ja, richtig, DIE sind das, schoss es mir nach der ersten Runde durch den Kopf. Mit ziemlich gleichbleibenden Industrial-EBM brachten sie eine weitere Stunde rum. Wie kann man Grendelsongs eigentlich auseinanderhalten? Es ist irgendwie immer Eins. Im Hintergrund stand das neue Projektmitglied Anita und tat brav ihre Arbeit. Frontman Vlerk rannte wie ein eingesperrter Tiger pausenlos von rechts nach links und zurück und somit hatte man als Fotograph nicht viel zu tun. Dem Publikum gefiel es. Sie tanzten ausgelassen und feierten die Band gehörig. Einige Fans hatten danach eine Auszeit mehr als nötig und lagen mit dem Rücken zur Wand erschöpft in der Gegend rum.
Mittlerweile ging es uns auch schon gehörig an die Substanz und wir saßen mehr als einmal auf dem Boden. Aber es war ja nur noch eine Band übrig. Und diese hatte seit jeher erkennbarere Melodien und einprägsamere Passagen im Angebot. Solitary Experimence’s neues Album “Mind Over Matter” wurde natürlich ebenfalls präsentiert und erhielt Anerkennung aus allen Reihen. Mit Routine und viel Power unterhielten die drei Musiker die Halle mit schönem Electropop und bildeten einen anständigen Abschluss der Elektronischen Freunden, wie es uns von RGKP versprochen wurde. Auf ein neues im nächstes Jahr!
Manchmal braucht man mehr Kondition. Das wurde schon klar, als die ersten Ankündigungen aus dem Hause RGKP bekannt wurden. 6! In Worten SECHS Bands an einem Abend. Was manch einer sonst nur auf einem zwei Tage Festival mit ausgedehnten Pausen schafft, sollte diesmal in neuer Location –dem Columbiaclub - in kompakter Form präsentiert und gewürdigt werden. Die Begrüßung begann mit Caretaker. Drei, ja wirklich da im Nebel saß noch einer, drei junge Musiker rund um Sebastian Tessendorf, welcher recht festgenagelt auf seinem Platz blieb, spielten den Opener. Teilweise soll die Stimmlage und Modulation des Sängers an Bela B. (die sind ja auch aus Berlin) oder Erasure erinnert haben, so der Wortlaut eines meiner Bekannten neben mir aber ich möchte mich da nicht festlegen. Die ersten Besucher trauten sich noch nicht näher an die Bühne heran. Berlin und seine Anlaufzeiten.
Im Hintergrund liefen, etwas schwer zu erkennen, visuelle Umsetzungen zu den Inhalten der Darbietung. Teils bestehend aus liebevoll gemalten Animationen. Laut eigener Aussage sind die Texte „autobiographisch, oft ausgemalte Bilder gedanklicher Kleinkriege“. Also mit Tiefgang. Immer wieder wünschenswert und am heutigen Abend sehr überraschend. Die musikalische Umsetzung dieser Gedankengänge wurde mit einer netten Mischung aus Electronic und klassischen Instrumenten ausgeführt, was sehr gut zusammen harmonierte. Gut gemacht!
Distorted Reality folgten daraufhin mit komplett anderem Eindruck. Aber keinem schlechten, ganz im Gegenteil. Für den heutigen Abend eroberten sie sich bei mir den ersten Platz. Sängerin Martha zog nicht nur mit ihrem stilvollem Äußerem und den beneideten langen roten Haaren die Aufmerksamkeit auf sich, im Stil von Garbage eröffneten sie ihr Set mit „Super Crash“. Wie auch beim erfolgreichen Auftritt auf dem diesjährigen WGT dominierte ihre kraftvolle Stimme, begleitet mit Bass, Schlagzeug und Keyboard (damit es beim Electronic Bezug bleibt). Mit überzeugender Show und Performance gelang es der Band das schüchterne Berliner Publikum einige Meter weiter nach vorne zu holen. Und bei dem glorreichen Abschluss des Billy Idol Covers „Rebel yell“ sah man mehr als einen Zuschauer beim mitsingen und zappeln. Nächstes Jahr werden sie ihr neues Album "Daydreams & Nightmares" zusammen mit Melotron, Sero.Overdose und anderen erneut in Berlin, im Kesselhaus/Kulturbrauerei vorstellen. Wir werden dabei sein. Ganz bestimmt!
Wieder bauten die fleißigen Backstage-Boys - bestehend aus vielen bekannten Berliner Gesichtern (ihr würdet als neue Boyband viel reißen!) - die Bühne um, hängten Banner an alle möglichen Plätze, leuchteten jeden Zentimeter genaustes aus und stellten mehr Technik auf.
Neotek aus Dänemark hatten einen fulminanten Start mit ihrem Cover von „Rhythm & Machine“. Der Beat ging in die Beine, der Song in das Ohrwurmzentrum und die beiden Herren im Anzug boten einen netten Anblick wie sie so vor ihren drei Kollegen an den Synthies über die Fläche sprangen. Fixmer / McCarthy und Kraftwerk fielen einem sofort als Anhaltspunkte ein. Alles was danach folgte begann den ersten euphorischen Eindruck nachhaltig zu schwächen. Auf weitere Tanz-Knaller wartend wurde der Beat immer uninspirierender und kontinuierlich nahm die Stimmung wieder ab. Sehr schade eigentlich. Mit dem letzten Song, in dem eine Sängerin mit auf die Bühne geholt wurde, machte man sich bestimmt keine Freunde.
Nächster Programmpunkt : Agonoize. Jetzt schon?! Da hatten wir doch gedacht, dass sie den Headliner mimen werde würden und da bildeten sie auf einmal das Show-Zentrum. Allein wegen der extrem hohen Verschmutzungsgefahr von Bühne und Publikum wäre es doch sicherer gewesen, erst einmal alle anderen Bands mit Sinn für Hygiene und Umgangsformen spielen zu lassen. Aber gut. Musste Veranstalter Robert ja wissen was er macht. Es gab jedenfalls eine konstante Vorwärtsbewegung zu spüren. Trotz Hinweisschildern rund um die Halle auf denen vor eventuellen Schäden durch Stroboskop, gewaltverherrlichten Showelementen und Beschädigung diverser privaten Gegenstände gewarnt wurden – oder vielleicht gerade deshalb – versammelten sich gut 300 Menschen dicht an dicht nahe der mit Plastetüten abgeklebten Monitorboxen. Für die Pressefotographen sollten Müllbeutel bei Agonoizeauftritten sowieso immer eine Dienstbekleidung darstellen.
Eine sexy Krankenschwester schob Frontmann Chris L. im Rollstuhl in die Nähe seines kommenden Spielplatzes, kippte ihr aber meiner Meinung zu früh aus. Da waren es noch 30 cm bis zum Bühnengraben. Mit ihrer berüchtigten Performance und dem kraftvollen Druck der sich jetzt nonstop aus den Boxen schob unterhielten Agonoize gute 60 min lang die Columbiahalle. Ganz Herr der Bässe verstand man zwar wie immer kein Wort aber ich nehme an, deswegen sich die Meisten heute auch nicht gekommen. Auch wenn die Band jedes Mal betont, wie wichtig ihnen die Inhalte der Songs sind –sorry aber mit vollen Mund sollte man nicht singen! Drum spuckte Chris auch ganz schnell literweise weißen Schleim durch die Gegend oder erfreute die Zuschauer mit neuen Arten der Akupunktur.
Besonderes Highlight bildete der Einsatz einer Flex, die er sich, noch recht zurückhaltend an seinen Oberschenkel setzte. Demnächst wird das Einsatzgebiet ausgedehnt, derzeit reicht die Körperbepanzerung nicht aus. Spektakulär war’s alle mal. Vor dem Schauspiel pogten und sprangen derweil so etwa 80% der Anwesenden gehörig durch die Luft und verhalfen Agonoize dann doch noch zum Headliner-Feeling. Und schön zu wissen, bei Agonoize fliegen eher Gasmasken auf die Bühne als Unterwäsche. Grendel aus dem Nachbarland Niederlande folgten nach der Säuberung der Bühnenelemente. Ach ja, richtig, DIE sind das, schoss es mir nach der ersten Runde durch den Kopf. Mit ziemlich gleichbleibenden Industrial-EBM brachten sie eine weitere Stunde rum. Wie kann man Grendelsongs eigentlich auseinanderhalten? Es ist irgendwie immer Eins. Im Hintergrund stand das neue Projektmitglied Anita und tat brav ihre Arbeit. Frontman Vlerk rannte wie ein eingesperrter Tiger pausenlos von rechts nach links und zurück und somit hatte man als Fotograph nicht viel zu tun. Dem Publikum gefiel es. Sie tanzten ausgelassen und feierten die Band gehörig. Einige Fans hatten danach eine Auszeit mehr als nötig und lagen mit dem Rücken zur Wand erschöpft in der Gegend rum.
Mittlerweile ging es uns auch schon gehörig an die Substanz und wir saßen mehr als einmal auf dem Boden. Aber es war ja nur noch eine Band übrig. Und diese hatte seit jeher erkennbarere Melodien und einprägsamere Passagen im Angebot. Solitary Experimence’s neues Album “Mind Over Matter” wurde natürlich ebenfalls präsentiert und erhielt Anerkennung aus allen Reihen. Mit Routine und viel Power unterhielten die drei Musiker die Halle mit schönem Electropop und bildeten einen anständigen Abschluss der Elektronischen Freunden, wie es uns von RGKP versprochen wurde. Auf ein neues im nächstes Jahr!
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