Dienstag, 23. Oktober 2007
Zeromancer - ZZYZX - 01.10.03 Kopenhagen
Zeromancer Kopenhagen 2003
01.10.03
(Bericht Milk)

Normalerweise ist Dänemark für Janet, Swantje und nun auch für mich maximal einen Zwischenstopp auf dem Weg zur Partywelt des hohen Nordens wert, heute jedoch durfte Kopenhagen uns als Touristen willkommen heißen.

Nach dem ich den Weg und die Zeit Hamburg/Kopenhagen großzügig berechnet hatte und die jungen Damen aus Potsdam einverstanden waren, doch schon vor 18:00 aufzubrechen, bahnte sich das dunkle Tourmobil beständig den Weg gen Küste.

Auf der Fähre entdeckte Swantjes geschultes Auge diverse Bandmitglieder als Stofftierkopie, natürlich begleitet uns ein Exemplar den weiteren Weg und wurde während der Fahrt durch Nähkenntnisse, Wollfäden und Silberpapier dem Orginal weiter angepasst. Ich hoffe, Foto folgt.

In Kopenhagen dank dreifacher weiblicher Orientierungsfähigkeit größere Kreise gefahren, dann doch die richtige Straße gefunden, betrat man ein von Außen sehr gepflegtes und von Innen sehr verbautes Hotel, direkt in der Nähe zur Konzertlocation, was zu einem ausgedehnten Vorfeiern mit Mädchenalkohol führte. Da das Zimmer nur für max. zwei Reisende ausgelegt aber für mind. Drei geplant war, wurden die zusätzlichen Schlafutensilien heimlich durch das Fenster befördert, Erdgeschoßlage machte es möglich. Nachdem dann auch alle drei Damen trotz des fehlenden Bewegungsraum ausgehfertig zu sein schienen und Delaware bestimmt schon bei Titel 3 waren ( Und ich wollte die doch EINMAL komplett sehen) schunkelten wir durch den recht frischen dänischen Abend los.
Was mir auffiel: Ein Fortbewegungsmittel scheint hier all gegenwärtig: Der Kinderwagen. Noch nie habe ich mehr bemannte Kinderwagen in so hochkonzentrierter Anzahl in einer Stadt gesichtet wie hier. Sehr viele Hobbys scheint die Bevölkerung hier nicht zu haben. Wir waren gewarnt und aufmerksam. Diversen Menschenansammlungen vor Opernausgängen und Theatertüren wurde geschickt ausgewichen, nach einigem raten auch die richtige Straße gefunden, der Bus gesichtet und hinein ins... ähm naja hab schon vollere Konzerte in kleineren Räumen gesehen.

Der erste optische Eindruck der anwesenden Großstadt(oder doch Land ?)bevölkerung ließ auf ein Verehren ältere Künstler a la Robert Smith und David Bowie schließen, wobei 80% des Publikums sicherlich diverse Konzerte live miterlebten hatten. Sprich: weite Tüllröcke, dunkle Tourpierfrisuren und Spitzenschuhe waren Trumpf. Einige langhaarige Kuttenträger aus der Ozzy Osbourne Ära schienen ebenfalls nichts Besseres vor gehabt zu haben. Besorgt suchten wir Zuspruch und Vertrautheit bei Sandra. Sehr zu meiner Freude erfuhr ich von diversen Verschiebungen des Zeitplanes und das ich Delaware doch noch zu hören bekommen würde. Nett lächelnd begrüßte uns auch der nordische, kontaktfreudige Teil am Lichtpult, stand aber allein und hatte beide Hände am Mischpult, sehr zu unserer Verwunderung. Stammgast Nr. 1 der ZZYZX-Tour, heute wieder in Lack und Mieder, war ziemlich angepisst und bezeichnete die Anwesenden Dänen durchgehenden als „ Assholes“. Dänemark schien nicht viele Freunde gewonnen zu haben. Nach einigen Schlucken weiteren Mädchenalks begaben wir uns in die ersten Reihen. Hier warteten bereits extra aus Norwegen angereiste Alleinunterhalterinnen, die dann auch von Anfang an den Auftritt der Supportband Gesten- und Stimmgewaltig begleiteten. Nicht ohne Charme, muss ich zugeben. TK und Freundin gaben sich alle Mühe, das stehende Publikum zu animieren. But noway outside Norway. Delaware hielten sich extakt an altbekannten Ablauf und nach „....“ übergaben sie die Bühne und miese Akustik an Zeromancer.

Kim und Alex begannen mit mir unverständlichen Aufrufen, um die Stimmung im Saal anzuheizen, doch erst zu den älteren Songs regte sich der Bewegungswille und die Lautstärke im Raum. Das kann zum einen daran liegen, dass „ZZYZX“ bislang in dänischen Läden nicht erhältlich war aber auch hierzulande sollte MP3 und Tauschbörse bekannt sein. Jedenfalls wirbelten bald mehr Haar vor der Bühne als auf ihr. Manch einer nutzte die niedrige Bühnenhöhe um die Musiker direkt, Auge in Auge, an zu singen oder durch Zwischenrufe seine Anwesenheit bekanntzugeben. Unsere Dreiergruppe wurde wiederholt durch Platzwechsel verschiedener Personen in Landestracht getrennt. Da aber die Kopenhagener nicht all zu viel Kondition und/oder Liedgut-Kenntnisse besaßen, brauchten wir uns keine Sorgen machen und aller 5 min saßen äh standen Swantje, Jette und ich wieder nebeneinander. Dan überraschte heute mit einem spontanen Lächeln während der Show, Alex blieb wie immer dem Motto treu „ close your eyes....“ und Kim verlangte wie immer nach mehr Action. Noralf und Erik hielten ihre Stellung im Hintergrund. Bis zur obligatorischen Schminkpause alles wie gehabt, nach ---- zückte ich mein Handy um in Deutschland stationierten Mitfans „houses of cards“ zu widmen . Jedoch kamen die Fünf nicht zurück auf die Bühnenähnliche Erhebung, da half kein intensives „nach vorne gucken“ der Dänen oder der spärliche, multikulturelle Applaus. Keine Zugaben. Das war’s. Verständlicherweise etwas betrübt begaben wir uns wieder zum Merch und hofften auf etwas entschädigende Party und Musikvielfalt des sofort agierenden Club-DJs. Nach dem fünften, noch nicht einmal annähernd Partyfeelingverbreitenden 80‘ger Jahre Schmus, gaben wir unsere Hoffnung auf und widmeten unsere Aufmerksamkeit Sandra, dem Merch und der Theke nebenan. Während Janet einige wichtige Unterredungen führte und Sandra mit Abbauen beschäftigt war, versuchte ein sehr seltsam aussehender Einwohner eine Kontaktaufnahme mit Swantje und mir. Zitat: „ you have to... to have.... you have... you have... haa ha have to....“ begleitet mit sehr eindringlichen Blick. Die Fragezeichen um unsere Köpfe drehten lustige Kreise. „Was will der?!“
Diese Frage wich einige Minuten später einem genervten „Wollen wir gar nicht wissen!“ und wir ließen den Sprachkünstler mit seinem dritten angefangen Satz kommentarlos im Raum stehen. Im Vorraum begannen in Ermangelung eines Backstage-Ausgangs erste Verabschiedungszeremonien. Die Norwegische Variante des „War schön das ihr uns so die Treue haltet- wir sehen uns bestimmt bald wieder- wir würden uns wahnsinnig freuen-und vergesst unsere nächste CD nicht zu kaufen!“ lautet : „See you. Bye!“ bzw. ein Augenniederschlagens und mit Koffer vorbei huschens. Damit lassen sich aber nicht alle abspeisen und so warteten wir noch ein paar Viertelstunden lang in der kühlen dänischen Nachtluft auf speziellere Grüße. Ich nutzte die Wartezeit und versuchte einem recht nett aussehenden jungen Stadtbewohner das tolle Burger-Lied von Chartsstürmer DJ Ötzi bei zu bringen, jedoch ohne Erfolg und Gegenliebe. Daraufhin folgte eine angespannte Konversation über Politik und Nationalstolz der einzelnen Teilnehmerländer, worauf Dänemark zum „Durchreiseland Nr. 1“ erklärt wurde und die Deutschen „hier eh keiner leiden kann! Piss off!“ Weitere Viertelstunden später verabschiedete sich dann auch der stillere Teil der Technik in alter deutschen Schule ( sogar fast freiwillig) und zusammen mit Janet waren wir versöhnt und zur Trennung bereit.
Und mit einem letzten langen Blick auf den roten Bus begaben wir uns auf den Weg zurück in unser überbuchtes Nachtlager.

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