Sonntag, 28. Oktober 2007
Wave & Gothic Treffen 2004 Leipzig
milkland, 18:49h
WGT 2004 - Everybody stalked?
Wie jedes Jahr der gleiche Krampf:
Ticket kaufen? Ja-Nein-Vielleicht- nach der Wissen der geplanten Bands- Niemals. Im Osten nichts Neues. Und ebenfalls der gleiche Satz aus dem Ruhrpott: Was soll ich denn in Westpolen? Die Chance auf ein Gesamt-Team1-event 2004 rückte erneut in die Ferne.
Unerwarteter Weise bekam ich Unterstützung von einem Nachbarland, welches dieses Jahr drei Einwohner des Grenzdreiecks Frankreich/Schweiz/Deutschland zum Aupair nach Leipzig entsendete. Als Headliner. Am Sonntag. In der zentral gelegenen MB. Team1- Priorität 1. Undergod. Live!!!
Und zu früh gefreut. Bei 160 gebuchten Bands, an 4 Abenden, in 6 Locations der Stadt und der mit X zu bezeichnenden Zufallszahl von persönlichem Geschmack und gefühlter Verpflichtung ging die Rechnung trotzdem nicht auf: die beiden einzigen Bands, die ich mir wirklich, wirklich ansehen wollte, spielten am selben Tag zur selben Zeit und an zwei weitentfernten Orten. Ich stellte mich die nächsten 24 stunden trotzig in eine Ecke und bockte.
Freitag:
Nach tagelanger Recherche in den Foren und Gästebüchern meiner beiden Wunschkandidaten, gewannen Undergod. durch ihre engagierte Fanpromotion samt namentlichen Aufruf auf ihrer Web-Startseite. De/Vision hatten bereits im Vorfeld resigniert und wünschten mir viel Spaß bei meinen Helden und ermahnten vorsorglich, dem Teufel Alkohol weiträumig aus dem Weg zu gehen. Ein kleines „freuen uns aber über jeden“ in meine Richtung hätte den inneren Kampf jederzeit wieder aufflammen lassen aber so war es ein leichtes Spiel für die Schweizer und ich verlegte den nächsten De/Vision Besuch auf August diesen Jahres.
Mit dem Interconex in LE angekommen, überraschte es mich, nicht all zu vielen aufgestylten Schwarzen zu begegnen. Ist dieses Jahr Understatement angesagt? Hatte H&M verpasst rechtzeitig die Preise zu senken und Gothic als Trend auszuschreiben? Waren die Preise in Relation zum Angebot vielleicht doch zu heavy?
Ich hatte jedenfalls nicht mehr die Zeit mich irgendwie herausragend anzuhübschen. Ich musste noch mind 35 Leichtmetall-Ansteckbuttons zaubern. Dieses Jahr stand im Zeichen des Aluminiums. Letztes Jahr gab es in Silber gedruckte MILKs auf schwarzen Bändern, dieses Jahr sollte jeder der mir begegnen würde als „stalked person-wgt 2004“ gebrandmarkt werden. Extra für Magda aus Schweden gab es einen „Preis Knüller“ button (einfach mal nen Schweden fragen, was „Knüller“ bei ihnen bedeutet ) und ein paar „Daily Milk“button falls einige Leute extravagant sein wollen. Ich hatte gerade mal 10 Stück fertig. Nach meiner Rechnung würde ich allein für die erste Nacht im Darkflower an die 20 Anstecker benötigen. Ich arbeite im Akkord. Meine Mutter stellte mir wortlos und den Kopf schüttelnd eine große Kanne Kaffee vor den Schreibtisch. Im stillen wird sie wohl gehofft haben, dass ich bitte bald erwachsen werden würde.
Mit einem großen Beutel fertiger Button, einem kleineres Beutel voller Einzelteile und mega Zeitdruck fand ich mich im Ibis-Hotel ein um das Zimmer von Ines und Jette zu suchen. Dabei ist eigentlich nur nötig die Etage zu wissen, das Zimmer findet sich von allein. Es ist das einzige, welches eine Bibel vor der Tür liegen hat. Ein kleiner Brauch der beiden. Lautstark fiel die Begrüßung aus und mein mitgebrachter Orangensaft wurde dem Wodka vorgestellt. Sektflaschen fanden sich auch an und zusammen mit Synke und Swannie bereiteten wir uns auf die erste WGT-Nacht vor. Die Mädels wollten allerdings zuerst zur AGRA und sich irgendwelchen Mist reinziehen. Ich hatte ja kein Ticket und auch keine Lust auf ewig die selben Bands und nahm ihnen die Versprechen ab, später auf jeden Fall noch im Darkflower vorbei zu schauen, egal wer wo runtergefallen, wie sehr besoffen oder welche Skandinavier vor Ort seien würden.
Im Darkflower war es noch relativ gemütlich. Man konnte noch da stehen bleiben wo man wollte und wurde noch nicht jede Sekunde weitergeschoben. Aber das würde sich bald ändern. Ich nutzte die Zeit und belagerte abwechselnd beide Bars samt Personal. Lenin an der hinteren Bar und Marko, Ronny und Susi an der vorderen. Lars legte seine Weiberelectroscheiben auf um die bereits versammelten KlingelglöckchenLeute aufzumuntern und ich begann meine Freunde und Bekannte zu beschenken.
Agro war natürlich schon da, ebenso Lieblings-Mücke, Mousekiller und Junior. Ebenfalls Hallo gesagt wurde zu Peddy (der später den DJ gab), Kai, Final Selection-Mario+Kathy, Agonoize und Torben (der wieder nicht wusste wie er sich retten sollte). Später schauten einige Musiker mehr vorbei und wie ich so bei Ncor am Tisch saß um mich vor den Menschenmassen zu schützen welche sich kontinuierlich die Treppe hinunterschoben und trotzdem mind. 15 mal in der Minute aufstehen musste um Gästen platz zu machen, hörte ich hinter mir eine bekannte Stimme. Ja isses denn ?..., das Ronan war auch schon da. Dank der guten Vorbereitung im Hotel und der Großzügigkeit von Kevin und Osram tat der Sekt seine Wirkung und ich fragte den Herrn aus Hamburg ob er sich denn für ein Foto fürs Darkflower in Position setzen würde. Immerhin war ich ja im Dienst für die Webseite. Zur Antwort erhielt ich, er wäre jetzt privat und bitte heute keine Fotos von ihm und Begleitung wenn’s denn ginge. Ich musste kurz an Covenant denken und meinte, dass würde ich respektieren (verstehen jedoch nicht) und wollte gerade zurück zu meinem Tisch als mir einer meiner letzten „Stalked Person“ Button einfiel. Und wem würde er besser stehen als Ronan? Wer hätte nicht am ehesten diese Bezeichnung verdient, ja beinahe erfunden? Die Gegenwehr war erheblich. Diskussionen zogen sich. Am Ende siegte seine gute Erziehung. Der Button fand sich später im VNV-forum wieder an.
Ich wartete weiter auf Funker Vogt. Kein WGT im Darkflower ohne Jens! Oder etwa doch?
Nachdem die Partypuppen hereinschneiten, der Morgen graute, Jette sich mit einem Grafen anfreudete, Ines glücklichen ihren Schatz in den Armen hielt und zum mind. hundertstenmale Hocico gespielt wurde (mir gingen die Beleidigungsrufe gen DJpult aus) und Kästelchen immer noch nicht erschien, entschied ich mich für die kommenden Tage fit zu machen und nach Hause zu fahren.
Samstag:
Mit dem obligatorischen Doppelt-Früshstück bei Mama und Oma startete ich den nächsten Partytag. Den Abend über wollte ich mich nur in der MB aufhalten, weil ich erstens ja eh zu nichts wirklich Bock hatte und zweitens dort auf der GL stand, da ich jemanden einen kleinen journalistischen Gefallen tat. Und Staubkind wollte ich immer schon mal live erleben. Der komplette Abend in der MB stand sowieso im Zeichen des Pohls. Say Y, Staubkind, danach noch eine bei Fearsection ansäßige mir unbekannte Formation und noch ne Mittelalter-irgendwas-Band.
Mousekiller war bereit sich diesem Abenteuer ebenfalls zu stellen.
Das begann bereits mit Say Y. Die Halle war ziemlich voll gepackt mit Fans. Wir stellten uns erstmal auf den Innenhof und genossen Band und Songs durch die Glasscheibe hinter der Technik in angenehmerem Klima und Lautstärke.
Zweite Band waren Staubkind. Die Gruppe um Louis Manke eroberte sich die Headliner-position was den Jubel anging. So wie die Leute mitgemacht, gesungen, applaudiert und gejubelt haben hätte die Band für das kommende WGT eine spätere Auftrittszeit und eine größere Halle mehr als verdient. Natürlich immer dabei, Fearsection Label Boss Chris Pohl, der seine Schützlinge bewachte und auch gesanglich unterstützte.
Die folgende Band musste mit einem überraschenden Zuschauerschwund zurechtkommen. Was nicht wirklich aufgehalten wurde, als die sogenannten Tänzerinnen auf der Bühne ihr desinteressiertes Verhalten beibehielten und ihre Künstlerischen Qualitäten nicht zusnahmen. Ausser dem Versuch Erotik und Fetisch darzustellen bekam man nicht viel geboten. Und was die Texte anging, die die Herren da von sich gaben.... aua ha! Harter Tobak und sehr sehr Geschmackssache bzw. hart an der Grenze des Index.
Als die folgende Combo ihre Instrumente auspackten und ich nur Oboen und Mittelalter-Tröten ausmachen konnte, verzog ich mich lieber freiwillig.
Vor dem Merch trafen sich dann Schweiz und Fans und bannten dies auf Film. Die Schweiz wie immer auf Video. Andre muss zu Hause eine beachtliche Sammlung unserer Konversationen haben, warum auch immer. Sehr viel Zeit hatten Fran, Patrick und Thommy leider nicht mehr. Nach einer kurzen Stunden verabschiedeten wir uns wieder von einander und Team 1 begab sich zur Regeneration in die Behausungen. Nicht ohne kurze Sputnik- Sondereinlage im Bus. Sie hielt sich für eine Australierin und die gesamte Fahrt über erzählte allen Mitreisenden was sie von den heute gesehenen Bands so halten würde. Funfaktor 100. Stimmeinstellung: Reibeisen.
Sonntag:
Auch mir ging es bereits an die stimmliche Stärke. Und das gerade heute, wo wir doch den Schweizer Undergoth's den Chorus geben wollten. Den Vormittag schonte ich meine Stimmbänder auch nicht wirklich, da ich die neuen MP3-Samples des kommenden De/Vision Albums entdeckte und den heftligsten Ohrwurm seit langem bekam. "unputdownable" zog unendliche Schleifen in meinem Hirn. Und da bei 1:11 min nicht wirklich viel Text zu hören war und dank der letzten zwei Tage meine Merkfähigkeit etwas reduziert schien, sang ich ständig nur "deep down in the water...I'm filled with love... I'm unputdownable,...the river flows, the feeling grows, I'm unputdownable...!" Auf repeat. Ohne Pause. Sobald ich mal die Klappe hielt und nicht mit jemanden redete, drehte der Song in meinem Kopf auf und ich fing an mit singen, pfeifen oder summen. Es nervte jeden.
Alle wurden begrüßt mit :"Ehy weißte schon, De/Vision haben nen neuen Song und der geht so..."deep down in the water...I'm filled with love... I'm unputdownable,...the river flows, the feeling grows, I'm unputdownable...!" Ich konnte da nichts machen, es war stärker als ich. Sputti litt wohl am meisten da sie mir nicht entgegen setzen konnte außer hilflose Gesten und flehende Blicke.
Team 1 traf sich im Clara Zetkin Park. Auf dem Weg zur Bühne erblickten meine müden Augen zwei glorreiche Gestalten der schwedischen Partyszene. Zerströrer und Bockwurst-Face. Ich weiß auch nicht wie die eigentlich wirklich heißen... das sind nun mal ihre Titel unter denen sie Karriere machen. Auch sie erhielten Milk-Button die sie unterschiedlich platzierten. Zerstörer, wohl noch in der Warm-Up phase klemmte ihn sich an die tadellos gebundene Krawatte wogegen Bockwurst-Face sich die Metallnadel durch den linken Unterarm zog, dabei meinte: "das tut nicht weh!" und jeden vorbeikommenden bat, die Klammer zu verschließen. Auch wollte er seinen Wodka mit Spazierenden Kleinfamilien samt Kind teilen. Ich glaube, er war schon länger in Deutschland.
Auf dem Rasen vorm Haupteingang breitete sich Team 1 aus und wartete auf den Sonnenuntergang. Ich durfte bis dahin noch netterweise Armaggedon Dildos und Icon of Coil sehen, danke nochmal an Agro! Während ich Icon of Coil noch immer nicht viel abgewinnen kann - auch ohne Technikausfälle wirds nicht mein Favourit -fand ich den Dildo-auftritt sehr interessant und anstrengend.
Da ich sehr sehr weit vorn stand, zwischen Mouse, Junior, Eiresh, Pleasureman und einigen anderen der alten Danone-GB-Truppe hatten wir besten Blick auf Agro am Keyboard. Der Sänger hatte besten Blick auf uns. Und wie wir so da standen und stumm aber lächelnd an ihm vorbei schauten, kam er auf die Idee dass jetzt alle mal mitmachen sollten. Also sprang er in den Zuschauerraum und umarmte jeden der nicht bei 3 anfing zu schunkeln. So nassgeschwitzt wie er bereits nach dem zweiten Song war, wurde das recht unangenehm. Jeder begann vorsichtig nach hinten zu schielen ob der nass glänzende Sänger gradewegs auf ihn zusteuerte und um dem vorzubeugen, fingen wir lieber von selbst an zu tanzen. Pleasure erwischte es trotzdem. Mein Beileid.
Nach diesem sportlichen Teil schlenderte ich Unputdownable-summend über das Gelände und erblickte sogleich eine Gruppe mir unbekannter Leute mit zwei De/Vision Jacken über der Schulter. Hm... endlich normale Leute, dachte ich mir und begab mich sofort auf den Weg um ihnen den neuen DV song vorzustellen „und der geht so..."deep down in the water...“ Sie begrüßten mich mit: Hallo Milk! Ok... dachte ich, und weiter nur noch „ ??? “ aber es waren Fans aus dem De/Visionforum, die meinen morgendlichen Spam-Eintrag wohl noch gelesen hatten und darum 1 +1 zusammen zählten...
Wieder bei meinem geliebten Team1 vor den Toren der Parkbühne waren diese gerade dabei, unvorsichtig vorbeigekommenen und auch noch stehen geblieben Rockstars mit Phili-Gruppen-Wortbild-Vorliebe zu belästigen. Jürgen fand das wohl nicht so lustig wie Kai und bald zogen sie weiter.
Beim beobachten vorbeikommender Modepüppchen, Restbeständen der Wave-Aera und einigen gelungener gestylten WGTbesuchern bekam ich einen der bislang Eiskaltesten Schauer über den Rücken seit langem. Kann auch sein dass der Herr aus Hamburg an mir vorbei ge-finstert hat aber was hatte ihm der Baum denn getan... uhhh diese Nacht würde es Alpträume bei mir geben, in denen es ganz schnell dunkel werden würde.
Als es dann wirklich ganz schnell dunkel wurde, brachen wir auf Richtung Moritzbastei um Undergoth zu sehen. Vielleicht hätte Sputti sich doch Schilder machen sollen, damit sie wenigsten so ihre Begeisterung ausdrücken könnte. Sie war immer mächtig heiser. Was sie aber nicht abhielt weiter zu plappern. In der MB angekommen, genehmigten wir uns noch schnell einen der leckeren Cocktails und setzten uns in den Innenhof. Daniela und Steffi gesellten sich dazu. Um die Ecke, etwas weiter saß der Techniker der Schweizer und wurde aufgrund des Geschnatters hinter ihm auf uns aufmerksam. Als er mit den Worten „ Wer schreit denn hier so rum?!“ direkt auf Sputti zukam, war das Gelächter groß.
Nach dem Absurd Minds ihre Show beendet hatten, verließen 80% die Halle und Team 1 trat ein. War ja toll. Logischerweise waren futurpop-liebende Menschen nicht bereit für schweizer Gitarrenrock. Ach geht doch im Sandkasten spielen ihr Mädchen.
...
Wie jedes Jahr der gleiche Krampf:
Ticket kaufen? Ja-Nein-Vielleicht- nach der Wissen der geplanten Bands- Niemals. Im Osten nichts Neues. Und ebenfalls der gleiche Satz aus dem Ruhrpott: Was soll ich denn in Westpolen? Die Chance auf ein Gesamt-Team1-event 2004 rückte erneut in die Ferne.
Unerwarteter Weise bekam ich Unterstützung von einem Nachbarland, welches dieses Jahr drei Einwohner des Grenzdreiecks Frankreich/Schweiz/Deutschland zum Aupair nach Leipzig entsendete. Als Headliner. Am Sonntag. In der zentral gelegenen MB. Team1- Priorität 1. Undergod. Live!!!
Und zu früh gefreut. Bei 160 gebuchten Bands, an 4 Abenden, in 6 Locations der Stadt und der mit X zu bezeichnenden Zufallszahl von persönlichem Geschmack und gefühlter Verpflichtung ging die Rechnung trotzdem nicht auf: die beiden einzigen Bands, die ich mir wirklich, wirklich ansehen wollte, spielten am selben Tag zur selben Zeit und an zwei weitentfernten Orten. Ich stellte mich die nächsten 24 stunden trotzig in eine Ecke und bockte.
Freitag:
Nach tagelanger Recherche in den Foren und Gästebüchern meiner beiden Wunschkandidaten, gewannen Undergod. durch ihre engagierte Fanpromotion samt namentlichen Aufruf auf ihrer Web-Startseite. De/Vision hatten bereits im Vorfeld resigniert und wünschten mir viel Spaß bei meinen Helden und ermahnten vorsorglich, dem Teufel Alkohol weiträumig aus dem Weg zu gehen. Ein kleines „freuen uns aber über jeden“ in meine Richtung hätte den inneren Kampf jederzeit wieder aufflammen lassen aber so war es ein leichtes Spiel für die Schweizer und ich verlegte den nächsten De/Vision Besuch auf August diesen Jahres.
Mit dem Interconex in LE angekommen, überraschte es mich, nicht all zu vielen aufgestylten Schwarzen zu begegnen. Ist dieses Jahr Understatement angesagt? Hatte H&M verpasst rechtzeitig die Preise zu senken und Gothic als Trend auszuschreiben? Waren die Preise in Relation zum Angebot vielleicht doch zu heavy?
Ich hatte jedenfalls nicht mehr die Zeit mich irgendwie herausragend anzuhübschen. Ich musste noch mind 35 Leichtmetall-Ansteckbuttons zaubern. Dieses Jahr stand im Zeichen des Aluminiums. Letztes Jahr gab es in Silber gedruckte MILKs auf schwarzen Bändern, dieses Jahr sollte jeder der mir begegnen würde als „stalked person-wgt 2004“ gebrandmarkt werden. Extra für Magda aus Schweden gab es einen „Preis Knüller“ button (einfach mal nen Schweden fragen, was „Knüller“ bei ihnen bedeutet ) und ein paar „Daily Milk“button falls einige Leute extravagant sein wollen. Ich hatte gerade mal 10 Stück fertig. Nach meiner Rechnung würde ich allein für die erste Nacht im Darkflower an die 20 Anstecker benötigen. Ich arbeite im Akkord. Meine Mutter stellte mir wortlos und den Kopf schüttelnd eine große Kanne Kaffee vor den Schreibtisch. Im stillen wird sie wohl gehofft haben, dass ich bitte bald erwachsen werden würde.
Mit einem großen Beutel fertiger Button, einem kleineres Beutel voller Einzelteile und mega Zeitdruck fand ich mich im Ibis-Hotel ein um das Zimmer von Ines und Jette zu suchen. Dabei ist eigentlich nur nötig die Etage zu wissen, das Zimmer findet sich von allein. Es ist das einzige, welches eine Bibel vor der Tür liegen hat. Ein kleiner Brauch der beiden. Lautstark fiel die Begrüßung aus und mein mitgebrachter Orangensaft wurde dem Wodka vorgestellt. Sektflaschen fanden sich auch an und zusammen mit Synke und Swannie bereiteten wir uns auf die erste WGT-Nacht vor. Die Mädels wollten allerdings zuerst zur AGRA und sich irgendwelchen Mist reinziehen. Ich hatte ja kein Ticket und auch keine Lust auf ewig die selben Bands und nahm ihnen die Versprechen ab, später auf jeden Fall noch im Darkflower vorbei zu schauen, egal wer wo runtergefallen, wie sehr besoffen oder welche Skandinavier vor Ort seien würden.
Im Darkflower war es noch relativ gemütlich. Man konnte noch da stehen bleiben wo man wollte und wurde noch nicht jede Sekunde weitergeschoben. Aber das würde sich bald ändern. Ich nutzte die Zeit und belagerte abwechselnd beide Bars samt Personal. Lenin an der hinteren Bar und Marko, Ronny und Susi an der vorderen. Lars legte seine Weiberelectroscheiben auf um die bereits versammelten KlingelglöckchenLeute aufzumuntern und ich begann meine Freunde und Bekannte zu beschenken.
Agro war natürlich schon da, ebenso Lieblings-Mücke, Mousekiller und Junior. Ebenfalls Hallo gesagt wurde zu Peddy (der später den DJ gab), Kai, Final Selection-Mario+Kathy, Agonoize und Torben (der wieder nicht wusste wie er sich retten sollte). Später schauten einige Musiker mehr vorbei und wie ich so bei Ncor am Tisch saß um mich vor den Menschenmassen zu schützen welche sich kontinuierlich die Treppe hinunterschoben und trotzdem mind. 15 mal in der Minute aufstehen musste um Gästen platz zu machen, hörte ich hinter mir eine bekannte Stimme. Ja isses denn ?..., das Ronan war auch schon da. Dank der guten Vorbereitung im Hotel und der Großzügigkeit von Kevin und Osram tat der Sekt seine Wirkung und ich fragte den Herrn aus Hamburg ob er sich denn für ein Foto fürs Darkflower in Position setzen würde. Immerhin war ich ja im Dienst für die Webseite. Zur Antwort erhielt ich, er wäre jetzt privat und bitte heute keine Fotos von ihm und Begleitung wenn’s denn ginge. Ich musste kurz an Covenant denken und meinte, dass würde ich respektieren (verstehen jedoch nicht) und wollte gerade zurück zu meinem Tisch als mir einer meiner letzten „Stalked Person“ Button einfiel. Und wem würde er besser stehen als Ronan? Wer hätte nicht am ehesten diese Bezeichnung verdient, ja beinahe erfunden? Die Gegenwehr war erheblich. Diskussionen zogen sich. Am Ende siegte seine gute Erziehung. Der Button fand sich später im VNV-forum wieder an.
Ich wartete weiter auf Funker Vogt. Kein WGT im Darkflower ohne Jens! Oder etwa doch?
Nachdem die Partypuppen hereinschneiten, der Morgen graute, Jette sich mit einem Grafen anfreudete, Ines glücklichen ihren Schatz in den Armen hielt und zum mind. hundertstenmale Hocico gespielt wurde (mir gingen die Beleidigungsrufe gen DJpult aus) und Kästelchen immer noch nicht erschien, entschied ich mich für die kommenden Tage fit zu machen und nach Hause zu fahren.
Samstag:
Mit dem obligatorischen Doppelt-Früshstück bei Mama und Oma startete ich den nächsten Partytag. Den Abend über wollte ich mich nur in der MB aufhalten, weil ich erstens ja eh zu nichts wirklich Bock hatte und zweitens dort auf der GL stand, da ich jemanden einen kleinen journalistischen Gefallen tat. Und Staubkind wollte ich immer schon mal live erleben. Der komplette Abend in der MB stand sowieso im Zeichen des Pohls. Say Y, Staubkind, danach noch eine bei Fearsection ansäßige mir unbekannte Formation und noch ne Mittelalter-irgendwas-Band.
Mousekiller war bereit sich diesem Abenteuer ebenfalls zu stellen.
Das begann bereits mit Say Y. Die Halle war ziemlich voll gepackt mit Fans. Wir stellten uns erstmal auf den Innenhof und genossen Band und Songs durch die Glasscheibe hinter der Technik in angenehmerem Klima und Lautstärke.
Zweite Band waren Staubkind. Die Gruppe um Louis Manke eroberte sich die Headliner-position was den Jubel anging. So wie die Leute mitgemacht, gesungen, applaudiert und gejubelt haben hätte die Band für das kommende WGT eine spätere Auftrittszeit und eine größere Halle mehr als verdient. Natürlich immer dabei, Fearsection Label Boss Chris Pohl, der seine Schützlinge bewachte und auch gesanglich unterstützte.
Die folgende Band musste mit einem überraschenden Zuschauerschwund zurechtkommen. Was nicht wirklich aufgehalten wurde, als die sogenannten Tänzerinnen auf der Bühne ihr desinteressiertes Verhalten beibehielten und ihre Künstlerischen Qualitäten nicht zusnahmen. Ausser dem Versuch Erotik und Fetisch darzustellen bekam man nicht viel geboten. Und was die Texte anging, die die Herren da von sich gaben.... aua ha! Harter Tobak und sehr sehr Geschmackssache bzw. hart an der Grenze des Index.
Als die folgende Combo ihre Instrumente auspackten und ich nur Oboen und Mittelalter-Tröten ausmachen konnte, verzog ich mich lieber freiwillig.
Vor dem Merch trafen sich dann Schweiz und Fans und bannten dies auf Film. Die Schweiz wie immer auf Video. Andre muss zu Hause eine beachtliche Sammlung unserer Konversationen haben, warum auch immer. Sehr viel Zeit hatten Fran, Patrick und Thommy leider nicht mehr. Nach einer kurzen Stunden verabschiedeten wir uns wieder von einander und Team 1 begab sich zur Regeneration in die Behausungen. Nicht ohne kurze Sputnik- Sondereinlage im Bus. Sie hielt sich für eine Australierin und die gesamte Fahrt über erzählte allen Mitreisenden was sie von den heute gesehenen Bands so halten würde. Funfaktor 100. Stimmeinstellung: Reibeisen.
Sonntag:
Auch mir ging es bereits an die stimmliche Stärke. Und das gerade heute, wo wir doch den Schweizer Undergoth's den Chorus geben wollten. Den Vormittag schonte ich meine Stimmbänder auch nicht wirklich, da ich die neuen MP3-Samples des kommenden De/Vision Albums entdeckte und den heftligsten Ohrwurm seit langem bekam. "unputdownable" zog unendliche Schleifen in meinem Hirn. Und da bei 1:11 min nicht wirklich viel Text zu hören war und dank der letzten zwei Tage meine Merkfähigkeit etwas reduziert schien, sang ich ständig nur "deep down in the water...I'm filled with love... I'm unputdownable,...the river flows, the feeling grows, I'm unputdownable...!" Auf repeat. Ohne Pause. Sobald ich mal die Klappe hielt und nicht mit jemanden redete, drehte der Song in meinem Kopf auf und ich fing an mit singen, pfeifen oder summen. Es nervte jeden.
Alle wurden begrüßt mit :"Ehy weißte schon, De/Vision haben nen neuen Song und der geht so..."deep down in the water...I'm filled with love... I'm unputdownable,...the river flows, the feeling grows, I'm unputdownable...!" Ich konnte da nichts machen, es war stärker als ich. Sputti litt wohl am meisten da sie mir nicht entgegen setzen konnte außer hilflose Gesten und flehende Blicke.
Team 1 traf sich im Clara Zetkin Park. Auf dem Weg zur Bühne erblickten meine müden Augen zwei glorreiche Gestalten der schwedischen Partyszene. Zerströrer und Bockwurst-Face. Ich weiß auch nicht wie die eigentlich wirklich heißen... das sind nun mal ihre Titel unter denen sie Karriere machen. Auch sie erhielten Milk-Button die sie unterschiedlich platzierten. Zerstörer, wohl noch in der Warm-Up phase klemmte ihn sich an die tadellos gebundene Krawatte wogegen Bockwurst-Face sich die Metallnadel durch den linken Unterarm zog, dabei meinte: "das tut nicht weh!" und jeden vorbeikommenden bat, die Klammer zu verschließen. Auch wollte er seinen Wodka mit Spazierenden Kleinfamilien samt Kind teilen. Ich glaube, er war schon länger in Deutschland.
Auf dem Rasen vorm Haupteingang breitete sich Team 1 aus und wartete auf den Sonnenuntergang. Ich durfte bis dahin noch netterweise Armaggedon Dildos und Icon of Coil sehen, danke nochmal an Agro! Während ich Icon of Coil noch immer nicht viel abgewinnen kann - auch ohne Technikausfälle wirds nicht mein Favourit -fand ich den Dildo-auftritt sehr interessant und anstrengend.
Da ich sehr sehr weit vorn stand, zwischen Mouse, Junior, Eiresh, Pleasureman und einigen anderen der alten Danone-GB-Truppe hatten wir besten Blick auf Agro am Keyboard. Der Sänger hatte besten Blick auf uns. Und wie wir so da standen und stumm aber lächelnd an ihm vorbei schauten, kam er auf die Idee dass jetzt alle mal mitmachen sollten. Also sprang er in den Zuschauerraum und umarmte jeden der nicht bei 3 anfing zu schunkeln. So nassgeschwitzt wie er bereits nach dem zweiten Song war, wurde das recht unangenehm. Jeder begann vorsichtig nach hinten zu schielen ob der nass glänzende Sänger gradewegs auf ihn zusteuerte und um dem vorzubeugen, fingen wir lieber von selbst an zu tanzen. Pleasure erwischte es trotzdem. Mein Beileid.
Nach diesem sportlichen Teil schlenderte ich Unputdownable-summend über das Gelände und erblickte sogleich eine Gruppe mir unbekannter Leute mit zwei De/Vision Jacken über der Schulter. Hm... endlich normale Leute, dachte ich mir und begab mich sofort auf den Weg um ihnen den neuen DV song vorzustellen „und der geht so..."deep down in the water...“ Sie begrüßten mich mit: Hallo Milk! Ok... dachte ich, und weiter nur noch „ ??? “ aber es waren Fans aus dem De/Visionforum, die meinen morgendlichen Spam-Eintrag wohl noch gelesen hatten und darum 1 +1 zusammen zählten...
Wieder bei meinem geliebten Team1 vor den Toren der Parkbühne waren diese gerade dabei, unvorsichtig vorbeigekommenen und auch noch stehen geblieben Rockstars mit Phili-Gruppen-Wortbild-Vorliebe zu belästigen. Jürgen fand das wohl nicht so lustig wie Kai und bald zogen sie weiter.
Beim beobachten vorbeikommender Modepüppchen, Restbeständen der Wave-Aera und einigen gelungener gestylten WGTbesuchern bekam ich einen der bislang Eiskaltesten Schauer über den Rücken seit langem. Kann auch sein dass der Herr aus Hamburg an mir vorbei ge-finstert hat aber was hatte ihm der Baum denn getan... uhhh diese Nacht würde es Alpträume bei mir geben, in denen es ganz schnell dunkel werden würde.
Als es dann wirklich ganz schnell dunkel wurde, brachen wir auf Richtung Moritzbastei um Undergoth zu sehen. Vielleicht hätte Sputti sich doch Schilder machen sollen, damit sie wenigsten so ihre Begeisterung ausdrücken könnte. Sie war immer mächtig heiser. Was sie aber nicht abhielt weiter zu plappern. In der MB angekommen, genehmigten wir uns noch schnell einen der leckeren Cocktails und setzten uns in den Innenhof. Daniela und Steffi gesellten sich dazu. Um die Ecke, etwas weiter saß der Techniker der Schweizer und wurde aufgrund des Geschnatters hinter ihm auf uns aufmerksam. Als er mit den Worten „ Wer schreit denn hier so rum?!“ direkt auf Sputti zukam, war das Gelächter groß.
Nach dem Absurd Minds ihre Show beendet hatten, verließen 80% die Halle und Team 1 trat ein. War ja toll. Logischerweise waren futurpop-liebende Menschen nicht bereit für schweizer Gitarrenrock. Ach geht doch im Sandkasten spielen ihr Mädchen.
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