Sonntag, 28. Oktober 2007
Terminal Choice - 25.04.2003 Leipzig
25.04.2003

Leipzig, Hellraiser

Wieder einmal in diesem Jahr lud Christian Pohl mit einem seiner erfolgreichen Projekte und einigen, bei Fear Section unter Vertrag stehenden, „Newcomern“ ins „Hellraiser“ zu Engelsdorf ein.
Bereits weit vor 20:00 Uhr entstiegen den, aus den unterschiedlichsten Städten kommenden, Autos eine ansehnliche Menge an schwarzgekleideten und stilgerecht zurecht gemachten Fans welche sich schnell zu einer langen Schlange vor den Türen aufreihten. Der Ausfall von Plastic Noise Experience, der nicht eher bekannt gegeben werden konnte, wurde von vielen mit enttäuschen Gesichtern zur Kenntnis genommen aber nur vereinzelt war das Anlass zum Rückzug, zumal der Eintrittspreis dem Fehlen angepasst wurde. Der Veranstalter selbst stand am Einlass für jeden Rede und Antwort und erklärte die Situation. Wegen eines Krankheitsfall konnte der Sänger von PNE nicht wie geplant zum Konzert anreisen. Ich darf auch im Namen der Band versichern, wie bedauerlich die Jungs dies fanden und sie versprechen, dass sie zum WGT alles wieder gut machen werden.

Für alle die sich davon nicht die Laune verderben ließen, begann der Abend mit Cyber Attack aus Chemnitz, die schon mit bekannten Größen wie Cat rapes Dog oder Funker Vogt live on Stage gewesen waren. Einige Fans schienen angereist und brachten die vordersten Reihen in Bewegung. Cyber Attack sagen von sich selbst, sie wollen den Zuhörer zum nachdenken animieren was sie mit ihren recht düsteren / tragischen Themen gut umsetzen. Ihr erstes Album „Blutgeld“ ist bereits auf dem Markt. Mit seinen harten und sehr schnellen Beats, einpräglichen Synthipassagen und verzerrten und aggressiven Vocals mit Textauszügen bekannter SiFi-Serien, ist es für jeden Electro-Industrialfan ein Tipp zum reinhören.

Zeitgleich bot man im kleinen Raum mit den gemütlichen Sitzgelegenheiten an zu entspannen und Klassikern von bspw. Relatives Menschsein, Eternal Afflict und ähnlich kultigem zu lauschen, die die beiden DJs unermüdlich auflegten.

Die zweite Band waren Silent Assault (ehm. Noisewar). Schon öfter hatten sie in letzter Zeit Auftritte im Sektor bestritten und so konnte ich direkt bei machen Songs leise mitsingen. Aufmerksamen Zillo-Lesern wird ihr Name ebenfalls schon einmal begegnen sein, da bereits „ No Consolation“ auf einer CD-Beilage des Magazins erschienen ist. Durch den veränderten Zeitablauf blieb jeder Gruppe nun mehr Gelegenheit ihre letzten Alben zu präsentieren und die Tracks von „Master of Pain“ wurden hörbar begrüßt. Wer sich selbst den tanzbaren Darkelektro geben möchte, kann dies auf dem kommenden WGT tun.

Wie schon zuvor bei Cyber Attack wurde auch dieser Auftritt vom Fear Section Labelchef begutachtet, der sich mitten unters Volk gemischt hatte und dort bestimmt nicht Langeweile litt.

Trümmer Welten folgten als nächster planmäßiger Programmpunkt. Einst als Industrialprojekt namens „Schädeltrümmer“ des damaligen Oldenburger DJs Arne Schaub erdacht, der eigene Visionen mit Musik umsetzen wollte, und nach einigen Pausen und Änderungen zusammen mit Clemens Richter und Sängerin Imke wieder belebt. Seit kurzer Zeit mit dabei, ist die zweite Sängerin Katharina, welche man auf dem Exclusivesong „Last Goodbye“ in der Sonic Seducer-Februar Ausgabe hören kann. Im gewohnt rotgefärbten Kleidern und Haaren vorm Gesicht ( weiß eigentlich jemand wie er wirklich aussieht?) brachte man die Texte mit vielen Gesten dar, thematisierte
„...die Gefühlstrümmer unserer Gesellschaft, also nicht nur blanke Wut... sondern alle Facetten. Liebe. Trauer. Schmerz usw. daher auch der Wunsch, diese Gefühle in möglichst unterschiedlicher Art und Weise auszudrücken....“ (Zitat, Arne Schaub, Gästebuch)
Das neueste Werk der Nordlichter wurde „Digitale Gewaltorgien“ benannt. Aber sichtlich verletzt wurde niemand in Leipzig. ;) Trümmerwelten sind ebenfalls auf dem WGT zu erleben.

Terminal Choice bildeten den Abschluss. Anhand der einsetzenden Vorwärtsbewegung des Publikums wurde klar, auf wen die meisten an diesem Abend gewartet hatten. Nach der kurzen Umbaupause für das spezielle Erscheinungsbild mit Bandlogo-Mikrophonständer gab es keine Handbreit Platz in den ersten Reihen.
Wie auch auf ihrem neuen Album „Menschenbrecher“ wählten sie „Devil in me“ als Opener. Es schien dass jeder der zu Bühne tendierenden Gästen jedes Wort und Sprachsample. Die Stimmung war top, man klatschte mit, viele versuchten trotz der Enge zu tanzen und wer auf den Anblick der futuristisch-militärisch gekleideten Musiker verzichten konnte, nutzte das Platzangebot im hinteren Saalbereich.
Als besonderes Highlight wurde nach einigem Überreden eine junge Frau auf die Bühne geholt, die sich, an einen Stuhl gefesselt, vollständig in die Hände der Band begeben durfte.
Im Wechsel folgten neue und ältere Songs, „Animal“, „Death Fuck“ und „Armageddon“ wurden ebenso bejubelt wie das ruhigere „Eiszeit“ oder das derzeit ausgekoppelte „Injustive“.

Louis, der Gitarist der die Herzen im TC-Gästebuch der Reihe nach erobert, präsentierte bei der Zugabe, dem Falco-Cover „Out of the Dark“, seine unverkennbare Stimme. Demnächst wird er mit seinem eigenen Projekt „Staubkind“ zu hören sein, natürlich wieder erst zum WGT, auf dem dort verteilten FearSectionSampler. Also Augen und Ohren auf!

Immer wieder wurden Terminal Choice auf die Bühne gebeten, das Leipziger Publikum war unersättlich, aber was gibt es schöneres für einen Musiker? ;)

Weit nach Mitternacht endete die Show. Ein Teil der zufriedengestellten Fans widmete sich weiter dem Erwerb diverser Merch-Artikel, ein kleiner Teil harrte aus um das eine oder andere Autogramm oder Wort zu erhaschen und der Rest verteilte sich in den weiten des „Hellraiser“ und feierte bis früh am Morgen zu bekannten und beliebten Clubhits.

Ende gut
Alles gut

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