Montag, 8. Oktober 2007
And One - Rostock 08.04.2004
And One Tour 2004
So muss das sein….

Rostock 08.04.2004

Genau eine Woche nach Ankunft aus Schweden und ca. vier Jahre nach der letzten großen Tour begann die Verfolgungstour der Partypuppen. And One sind zurück! Und so auch wir! Durch Steves bedauerlichen Unfall in der Silvesternacht notgedrungen und kurzfristig von Januar auf April verlegt, sah die Abfolge der Route wie ein bundesweiter Fluchtversuch kleinkrimineller Eierdiebe ohne Fantasie oder Landkarte aus und Wochenendausflüge schienen die einzige Möglichkeit die sich uns bot. Bei gerade mal 12 Konzerten nicht gerade erfreuliche Aussichten. So waren Sätze wie: „Ich hab Schule!“ „Ich krieg sicher nicht so oft frei von Arbeit!“ „Ich hab da nicht so das Geld für!“ „Wir sind doch aus dem Alter schon raus!“ „Berlin und vielleicht noch ein Konzert reichen.... „ und ähnliche Selbstbelügungsversuche zu vernehmen. Nun, spätestens bei dem von Doro und mir so geliebten „Speicherbar“ live beim SAMA in Göteborg fielen all diese Vorsätze widerstandslos in sich zusammen. Wir sind ja so inkonsequent! Man kann auch Fan dazu sagen.
Rostock eröffnete die Aggressor-Tour für Deutschland und lag mit seinen 3 Stunden Autofahrt im erträglichen Umfeld von Berlin. Ich war noch nie zuvor in Rostock. Sehr viel positives hatte ich bislang auch nicht vernommen, daher war ich ziemlich gespannt auf das Publikum und natürlich ob das versprochene „Strafbomber“ zu hören sein wird. Wo kann man sonst so hemmungslos das böse F-Wort brüllen, Stressbewältigung in Gruppendynamik. Doro war der Fahrer (wer sonst?) und ich trug mit allen Kräften zur Verwirrung bei, wie man ja weiß, ist Orientierung nicht wirklich mein Ding. Auch nicht mit einer ausführlichen Anfahrtsbeschreibung plus Autobahnkarte. Natürlich verpassten wir Statemachine, die Vorband aus Stockholm, komplett. Obwohl uns vorher noch mitgeteilt wurde, dass die drei Schweden 21:30 beginnen würden, was dann frei erfunden sein musste, denn sie waren zu dem Zeitpunkt schon lange fertig... trust no one (or And One). Als Doro und ich den Saal der Stadthalle betraten ( nach einigen Verzögerungen durch mein stures jedoch aussichtsloses Beharren meine so geliebte Spiegelreflexkamera mitzunehmen) waren die Umbauarbeiten für die Headliner in vollen Gange und die ganz ordentlich gefüllte Halle, vielleicht waren es so 400 Mann, murmelte lautstark vor sich hin. Wenn man mal den oberflächigen Betrachter raushängen lassen will, könnte man sich jetzt seitenlang über die langweiligen Outfits und nachlässigen Stylingversuche der Rostocker Strand-Kinder auslassen... fehlte nur noch Schippe und Eimerchen, jedoch machten sie eine ziemlich gute Party und standen nicht nur starr in der Gegend rum also was soll’s ;)

Nachdem wir uns die ersten Drinks geholt und die Menge kurz nach bekannten Gesichtern gescannt hatten, entschieden wir uns zunächst für den sicheren Platz neben Typo und Jörgen am Technikpult. Innerhalb von Millisekunden stachen uns zwei Gestalten knapp zwei Meter vor uns ins Auge, die sich deutlich von der Masse abhoben. Das sind definitiv keine Rostocker und Moment mal, die Frisur kenn ich doch.... aha Statemachine-Rickard und Leo. Und nun? Ein paar Drinks, endlose Diskussions-Tuschelei und verstohlenes zu Seite blinzeln auf beiden Seiten später, entschieden sich die Mädchen (in diesem Fall Doro und ich) uns dann doch nicht aufzudrängen, lieber abwarten und And One gucken. Da braucht man erst mal keine weiteren Ablenkungen. In der vordersten Front wartend und vielleicht ein paar mal zu oft nach hinten schielend, fragten wir uns dann doch noch, wieso eigentlich auf der Bühne sowenig Zeug stand? Hatten And One nicht mal Keyboards? Ähm und ganz schön wenig Platz, oder? Hm hm... seltsam seltsam... die Spannung wuchs. Dann begann der Boss zu sprechen, Herr Gerhard Schröder himself, allerdings hörten wir ihm nicht wirklich zu, also wie immer, lieber nutzen wir die einsetzende Dunkelheit für ein paar weitere Blicke zurück und verpassten somit fast den Beginn der Show. Steves Stimme setzte ein, „Krieger“ war der erste Song JUHU! Aber wo waren sie denn? Die Bühne blieb leer und dunkel. Dann mitten im Refrain fiel ein Vorhang, (AHHHHH!) Licht! Spot! Strahlende Helligkeit! Steve stand auf einer Rampe, für jeden sichtbar - wie schön ;), rechts Chris an seinem Keyboard, links Gio an seinem und hinter den Dreien ragten 6 riesige weiß lackierte, bunt angestrahlte Buchstaben hervor. AND ONE! Klar was sonst, aber ein super gelungenes Showbild a la Depeche Mode ;) Und das sollte nicht die einzige Hommage an die Engländer bleiben. Doro und ich waren nach den ersten Tönen nicht mehr zu stoppen, endlich wieder unsere Lieblinge live! Dank des guten Platzangebotes wurde viel getanzt. Es wurde lauthals mitgesungen, es wurde ab und zu fotografiert (wenn auch nicht mit meiner super neuen Kamera) und die Lichteffekte machten alles noch besser. Chris wechselte für „Wet Spot“ und „Fernsehapparat“ den Platz mit Steve, wohl auch eine willkommene Pause für Mr. N., aber stillstehen konnte keiner. Chris und Steve kreiselten über die Bühne, Rampe hoch, und sei es auf allen vieren, rechts an den Bühnenrand und links und zurück und wieder vor und wieder runter.... Als mitten in „Recover you“ die markanten Töne von „Der Räuber und der Prinz“ erklangen und der eine oder, seltener, andere den DAF-Song erkannte, ging ein mittelmäßiges Jubeln durch die Reihen. And One klauen wieder! Bei „Sternradio" mit „Photographics“, welches nahtlos folgte und wie die Faust aufs Auge passte, wurde das Jubeln lauter. „Sind wir nicht alle ein bisschen Depeche Mode?“ lautete die Ansage on stage. Als bei “Deutschmaschine“ auch noch „Fly on the Windscreen“ und bei „Speicherbar“ „Personal Jesus“ gespielt wurde, war die Stimmung kaum zu überbieten. Entgegen aller Versicherungen früherer Zeiten: Steve covert Depeche Mode Songs! Insgesamt sechs Titel der aktuellen CD Agressor wurden gespielt, endlich!!!! „Strafbomber“ „Tote Tulpen“ und „Speicherbar“. Extra für diesen Song, der quasi der Grund für unsere neuen ausgedehnten und sich weiter ausdehnenden Tourpläne war, hatten wir uns beide T-Shirts drucken lassen, drum war „Speicherbar“ ein Extra-highlight für uns. Unsere Textsicherheit war wie immer unübertroffen. „Technoman“ war natürlich das most wanted des Abends, wobei nur wenige Hände zu sehen waren. Das musste noch besser werden auf der Tour! Mit „Panzermensch“ verabschiedeten sich And One für heute von der Bühne, begleitet mit „Zugabe“-Rufen und langem Beifall. Alles im Allen war das ein super Tourauftakt. Nach einer gegenseitigen Begutachtung unserer weißen Klamotten auf eventuelle überschwänglich geschwenkte Getränkebehältnisse (gut dass ich Weißwein hatte) und nach nochmaligem Nachtanken an der Theke mit den sympathischen Barkeepern begaben wir uns hinter die Technik und warteten so vor uns hin. Zwischendurch schwankte Rostocker Nachwuchs an uns vorbei und fragte, dialektverzerrt, ob Doros Haare denn echt seien... Nach dem dritten Mal lächelte Doro nur noch halbherzig.
Langsam schob die Security die verbliebenen Gäste gen Ausgang. Auf unsere Ansage, wir würden hinter der Bühne erwartet inklusive Pass zeigen, erhielten wir die absolut glaubwürdige Antwort: Die Band ist schon weg. Ihr könnt Heim fahren. Netter Versuch *ernstguck*. Durch telefonischer Kontaktaufnahme eben dieser sich ja angeblich schon in Australien befindendlichen Musikern, fand man doch noch die letzte offene Tür welche zu den kühlen, ruhigen Räumen führte. Schweden war bereits im Bus. Sie schienen zu ahnen, dass sie für die kommenden Tage jede Minute Schlaf brauchen würden. In der geräumigen, an eine ostdeutsche Überland-Bushaltestelle erinnernde And One Garderobe saßen die letzten Krieger. Nachdem die Tür zur Nasszelle geschlossen und somit das lästige Echo beseitigt war (immer diese Effekthascherei der Sänger) ließen wir uns dekorativ im neonlichtbestrahlten Raum nieder. Thema Nr. 1: Welches Schuhwerk für verletzte Füße? Thema Nr. 2: Welche Behandlungsmöglichkeiten für verletzte Füße? Thema Nr. 3: Führt verändertes Schuhwerk zu veränderter Behandlungsmöglichkeit für verletzte Füße? Was aber logisch war, denn Steve konnte nach diesem Konzert keinen Meter mehr ohne fremde Hilfe gehen. Der Abend verlief noch etwas ruhiger als gewohnt. Peddy versuchte sich als getarnter Vogelstimmenimitator, Jörgen war sowieso immer unterwegs, Gio rauchte wie befohlen nur an der offenen Tür oder kümmerte sich um das Merchzeugs mit Janina, Chris hatte auch noch nicht viel zu sagen und wir - ich links von ihm, rechts von ihm Doro - übten uns in nonverbaler Kommunikation bezüglich der Abfahrtszeit. Eigentlich wollten wir im Auto auf dem Parkplatz schlafen, am Ende wurde es ein Twin-Auto-Konvoi bis kurz vor Berlin. Der Mietwagen vorneweg und wir zügig hinterher. Trotzdem ich angestrengt bemüht war, schlief ich bereits nach 15 min tief auf dem Beifahrersitz ein. Nach einer Stunde entschieden wir uns, die Karawane zu verlassen um dringend einen Kaffee zu trinken (ungeübt wie wir zu jeder beginnenden Tour waren, setzte uns der Schlafmangel zu). Überraschenderweise hatten die beiden Herren im vorderen Wagen die gleiche Idee und nach erfolgreichem Querstellen in Gios anvisiertem Parkplatz versammelten wir uns um die Kaffeemaschine der Autobahnraststätte. Der einzige der aussah wie tot, stellte ich nach einigem Blinzeln in die verchrohmte Kaffeemaschine fest, war ich und irgendwie konnte keiner verstehen, wieso ich bei 140 km/h nachts schlafen könne. Steve würde sich nicht im geringsten entspannen können wenn er nicht selber am Steuer säße. Bemerkenswert - aber ich vertrau Doros Fahrkünsten spätestens seit „Dave in München“ und gestritten hatten wir uns auch lange nicht mehr. Zusammen setzten wir unsere Verfolgungsfahrt noch ein Weile fort und kurz vor Berlin trennten sich unsere Wege erneut für die nächsten 48 Stunden. Hier mal nur der interne Joke: N8i!

Bericht Leipzig 10.04.2004

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