Montag, 22. Oktober 2007
Project Pitchfork - Kaskade Tour - 08.10.2005 Hamburg
Hamburg – Markthallen, 08.10.2005

Bericht Magdeburg 06.10.2005

Altera Forma / Project Pitchfork

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Manche kriegen ja nie genug. Ich gehör da zweifelsohne dazu. Ich kann einfach nicht nur ein Konzert mitfeiern. Beispielsweise muss ich neue Songs mehrmals in verschiedenen Umgebungen und Gemütsverfassungen live erleben, bis ich mir da wirklich ein Urteil bilden kann. Und da sich bereits einige Songs von Milu und Altera Forma in meinem Langzeitgedächtnis erfolgreich gegen meinen Alzheimer-Beschleunigenden Lebensstil verteidigt hatten ( ich sach nur, Filmrisse on mass von Magdeburg) und ich immer schon ein Herz für Krisengebiete der Live-Musikbranche hatte ( in Dresden kriegt jeder ein gutes Konzert hin! Meine Meinung! Die sind da schon hopsend auf die Welt gekommen!) war Hamburg einfach ein unumstößliches MUSS als persönliches Alpha und Omega. Anfang und Ende. Berlin und Hamburg. Größer könnten die Gegensätze ja nicht sein. Nur die Einlassstempel, wie Anfangs erwähnt.

Ich bin wahrlich kein Fan der Hansestadt, was ich nie so recht erklären kann.
Die Stadt ist ganz nett, die Leute ab und an auch, allerdings wurde mein letztes Erlebnis in den Markthallen geprägt von einer Depeche Mode Party for the alle samt anwesenden masses mit intolerantem Verhalten der Liveband Iris gegenüber plus einem ersten Anfall von Platzangst gepaart mit Überhitzungssyndromen und Augenwurst-Alarm erster Güte. Hamburg scheint ein ganz eigenes Modebewusstsein entwickelt zu haben. Peter Spilles trägt bspw ja auch Schlafanzugoberteile als Bühnenoutfit.

Recht zeitig in Hamburg angekommen, verkaufte ich mich an den Meistbietendsten des Pitchforkforums und fuhr zusammen mit Satan, Tormi nähmst Freunden in irgendeine weiter außerhalb gelegene Wohnung. Mir war das recht, ich musste mich schon auf den Mini-Bahnhofstoiletten umziehen, da war etwas mehr Hygiene und Atmosphäre für eine Konzertvorbereitung nett. In der schokobraun gestrichenen Wohnung mit vielen Schiffsmodellen( der Norden) konnte ich lernen, dass Zwillinge auch mal total verschieden sein können. Während der eine Zwilling sich unter die Kinder der Nacht mischte, mit Vampirzähnen und Körperpanzerung und einer immer gegensätzlichen Meinung was immer man auch grad sagte war der andere erfolgreicher Bankkaufmann, sah auch so aus, benahm sich dem entsprechend ruhig und besaß so quasi alle Gesellschaftsspiele der Welt. Aber trotzdem gingen beide mit zum Pitchfork Konzert. Hm, O.K..
Die Markthallen waren mit einer akzeptablen Menge an Leuten gefüllt. Augenmaß etwa 1000 Nasen. Na bitte.
Ich war endlich wieder mal pünktlich. YES! Milu schienen alle anfängliche Scheu aus Berlin abgelegt zu haben und boten eine ihrer besten Shows (also die die ich so mitbekommen habe). Wie immer war die Stimme von Anke ein Aufmerksamkeitsmagnet von Anfang an, viele Leute kamen zumindest einmal kurz von der Vorhalle herein um sich ein Bild zu machen. Dann entschied das persönliche Interesse über die Verweildauer. Eine grad eben kennengelernte, äußerst symphatische, wunderschöne Frau neben mir war komplett von Milu begeistert. Ihr Freund und sie verschlangen quasi jeden Ton und dürften sich anschließen mit Sicherheit am Merchstand eingefunden haben. Diejenigen, die sich nicht für die klassisch-angehauchte Chanson/Portisheadähnliche/Darbietung erwärmen konnten aber eventuell einen Störfaktor zu bilden begannen wurde heute mal persönlich von Milu zum Schweigen gebracht. Als sie von der Bühne ins Publikum sprang und durch Reihen schritt, einzelne Personen ansingend, verstummte der murmelnde Background nach und nach merklich. Ja Leute, die Frau kann sich durchsetzten. Gegen Mitte der Show griff Carsten Klatte unterstützend zum Instrument. Meine neue charmante Bekannte war recht überrascht aufgrund seiner Körperverbiegungen aber vielleicht wollte er auch nicht gesehen werden und kugelte deswegen am Boden rum. Ehrlich gesagt, hätte ich eine etwas differenzierte Art der E-Gitarren bevorzugt. Nicht einfach ein Musikhintergrund-geschrammel, mehr Details und klarere Passagen. Muss ja kein Solo werden. Aber gerockt hat es. Also Mission erfolgreich. Tormi kann man mit Gitarren nicht begeistern, der war anderes weitig fasziniert und ab jetzt bestimmt Milu Fan. Aber eure Spekulationen gehen zu weit! ;)
Altera Forma durften ebenfalls neue Fans verzeichnen. Zu meiner linken schwangen sich zwei ansonsten eher schüchtern aussehende Herren durch die Hooklines des russischen Trios um mich beim vierten Song mit verklärtem Blick nach dem Namen der Band zu fragen. Da waren sie ja gleich an die richtige Person geraten und ich verpassten ihnen einen längeren Einkaufszettel fürs Merch. Oh man ich mag Altera Formas Elektro-Musik. Diese Mischung aus Samples und live Drum ist hörenswert. Ein Danke an Herrn Spilles, dass er so was Gutes aus dem Osten mitgebracht hat! Ob da vielleicht noch ne Live Gitarre gepasst hätte? Hm... Carsten? ;)
Die grazile Frau mit der wunderschönen Hautfarbe neben mir war ebenfalls der Ansicht. Der Wechsel der Gesangsstimme mit dem Effektgerät fand sie super. Und ihr Freund, ein ebenfalls russisch als Muttersprache sprechender, freute sich nen Wolf über die Lyrics in Landessprache. Alles schick! Das im Orginal auf CD eine Sängerin die Parts dominiert, wurde mir erst bewusst als ich die PromoCd Nr. 116 von 200 mir um die Ohren schwirren ließ. Ach deshalb die Stimmmodulation! Übrigens hat die Sängerin eine sehr warme angenehme Stimme, schade das sie nicht dabei war.

Als der letzte Altera Forma Song ausgiebig Applaus erhalten hatte, stand ich immer noch in der zweiten Reihe. Und kam da nicht weg, probeweise sollte ich meine neuen Bekannten durch das PP-Konzert begleiten legten sie fest. Damit ich auch immer schön „neuer Song“ oder „von Album so und so“ sagen konnte. Da hatte ich aber die Rechnung nicht mit dem heutigen bewegungsfreudigen Hamburger Publikum gemacht. Chick und Kasi standen gesichert auf einer Treppenstufe und Tormi verkrallte sich in der hinteren Reihe. Vor mir nur der allgegenwärtige Bort, der mir dank seiner Körpergröße später ne Abkühlung ersparte.Bis zur Hälfte der Setlist konnten wir Mädels uns noch recht gut halten. Der russisch sprechende Freund war bereits schon komplett nass geschwitzt, da er vom Liveset so dermaßen überzeugt wurde, dass er sich zu den Springern der Mitte gesellte. Ja selbst meine neue Bekannte tauchte ab und an in die Massen ein. Das musste ich auch nicht selbst machen, die Masse nahm mich einfach auf. Und ich ging erst mal unter. Ab da war’s ein einziger Balanceakt. Aber nachgeben wollte ich nun auch nicht so schnell. Ab und an warnte ich meine Leute schon mal vor, der nächste Song würde gleich noch ne Spur mehr abgehen und nach dem ich in die Flugbahn eines Bierbechers gekreuzt, dem Boden noch einmal guten Tag gesagt und kein Gefühl mehr in den Füßen hatte, rettete ich mich auf die nächst höhere Ebene und konnte dort in gemäßigter Art zusammen mit Satan den Rest der Show genießen. Der in der Setliste als „Impro“ ausgeschriebene Song am Ende der zweiten Zugabe wurde heute erst einmal ausführlich geklärt. Das ist nicht der gleiche Song! War die Aussage extra für die Presse. Aber wie immer erreichte er sein Ziel: das Publikum zu weiteren Höchstleistungen anzuspornen. Und diesesmal schien der Track fast nicht mehr aufhören zu wollen.Den Rauswerfer machte erneut „the Future is now“ bevor sich auf beiden Seiten ausgiebig bedankt wurde und man sich zur Erfrischung in die unterschiedlichen Räume zurück zog.
Die anschließende leider extra zu bezahlende „Return of the living dead“ Party entsprach sehr meinem Musikgeschmack, kam doch gleich einmal ein Schweden-Oldschool-Song nach dem anderen und wechselte mit Industrial-technoiden Remixen bekannter DM-songs.Gegen fünf Uhr morgens brach man gesammelt gen Bahnhof auf und ich schloss mich dem an, denn eigentlich hatte ich noch vier Stunden Aufenthalt in Hamburg (brrrr.... war das kalt) bevor ich mittels Mitfahrzentrale ins sonnige Berlin gebracht werden sollte. Da war ich Dankbar über jede Ablenkung vom beginnenden Schlafdefizit.

Auf dem Hamburger Hauptbahnhof traf ich Stunden später auf Altera Forma, welche zu ihrem Flieger nach Moskau unterwegs waren. Und wie gesagt: manche kriegen nie genug. Die halbe Lebensgeschichte hatte ich denen schon in Magdeburg ans Knie genagelt, da war jetzt genügend Zeit für den andere Hälfte. Zusammen mit den symphatischen und ebenso todmüden Musikern fuhr ich mit dem Zug gen Berlin, denn so recht wussten die mit der deutschen Beschilderung nichts anzufangen, das kam meinem Helfersyndrom ja nur entgegen.
Die anderthalb Stunden bis Berlin Zoo wurden so zu einer relaxten und informativen Zeit in denen man sich viel zu erzählen und viele Fotos zu zeigen hatte ( ja in der Tat, Magdeburg hat einen Whirlpool und toll wie viele Personen da so rein passen ) und einige Pläne für neue Treffen besprach. Ich war noch nie in Russland und ich denke, jetzt hätte ich endlich einen guten Grund.
Und am besten wieder mit Project Pitchfork!

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